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Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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jeder andere. Nach und nach fiel mir das Atmen unter der Maske etwas leichter. Als ich in eure Straße kam, sah ich deine Mom im Vorgarten die Hecke schneiden. Ich blieb an der Ecke stehen und schaute ihr zu. Kurz danach kam dein Dad mit einem Glas Wasser nach draußen, und sie unterhielten sich ein Weilchen. Kein Kratzen, kein Niesen, kein Husten. Es geht ihnen gut.
    Ich bin nicht zu ihnen hinübergegangen, ich hätte sowieso nicht gewusst, was ich sagen sollte. Das kann warten, bis ich die Dinge mit dir wieder ins Reine gebracht habe. Als sie zurück ins Haus gingen, machte ich mich auf den Heimweg.
    Unterwegs kehrte ein bisschen von meiner Nervosität zurück. Es war kaum jemand draußen, doch es war so warm, dass die Leute ihre Fenster aufstehen hatten, und hin und wieder hörte ich ein leises Husten oder Niesen. Ich lief schneller und beschloss, über die Main Street abzukürzen, anstatt den langen Weg außen herum zu nehmen. Ich dachte, schneller nach Hause zu kommen wäre das zusätzliche Risiko wert, noch jemand anderem über den Weg zu laufen.
    Als ich am alten Theater vorbeikam, bog Tessa weiter unten an der Straße um die Ecke.
    Sie spazierte da entlang, als wäre die Welt vollkommen in Ordnung. Hatte sich noch nicht mal die Mühe gemacht, eine Schutzmaske zu tragen. Fast wäre ich, ohne stehen zu bleiben, einfach weitergehastet, doch dann fiel mir ein, dass sie neulich erzählt hatte, ihre Eltern würden verreisen. Ich weiß nicht, ob sie schon zurück sind. Wie einsam sie dann wohl sein musste. Vielleicht war ihr gar nicht klar, wie gefährlich es ist, vor die Tür zu gehen.
    Was für ein Mensch wäre ich, wenn ich einfach weitergegangen wäre, ohne sie anzusprechen, bloß weil sie ein einziges Mal nicht neben mir sitzen wollte?
    Also lief ich schnell hinterher, um sie einzuholen. »Hey, Tessa!«, rief ich.
    Sie blieb stehen und blickte hinter sich, und ich hatte plötzlich wieder den Tag vor Augen, als sie in Bio schnurstracks an mir vorbeigerauscht war. Doch sie nickte mir zu und sagte: »Hi, Kaelyn.«
    »Alles in Ordnung mit dir?«, erkundigte ich mich. »Im Moment bleibt eigentlich so gut wie jeder zu Hause.«
    »Mir geht’s gut«, antwortete sie. »Ich mache bloß ein paar Besorgungen.«
    Sie klang so ruhig, dass ich mir ganz komisch vorkam, als würde ich sie irgendwie belästigen, obwohl ich doch nur helfen wollte. Meine Zunge überschlug sich. »Weil, ähm, es ist echt gefährlich rauszugehen, wenn du nicht unbedingt musst, weißt du«, erklärte ich. »Du könntest jemandem begegnen, der krank ist.« Mir war klar, dass ich nicht gerade das beste Beispiel abgab, und ich fasste an meine Maske und fügte rasch hinzu: »Ich bin auch gerade auf dem Heimweg, obwohl ich eine von den Dingern hier aufhabe.«
    »Ach, ich bleibe nicht lange draußen«, erwiderte sie.
    »Gut«, sagte ich. »Na ja, sei vorsichtig.«
    Sie nickte mir wieder kurz zu und ging davon. Eine Querstraße weiter kreuzte sie die Fahrbahn und betrat ein Gartencenter.
    Ich hab’s also versucht, Leo. Wenn deine Freundin ihr Leben für Blumendünger oder einen Spaten riskieren will, ist das ihre Sache.

22. September
    In letzter Zeit habe ich viel an dich gedacht, Leo. Wenn ich hier zu Hause festsitze und mir die Decke auf den Kopf fällt oder ich einen Koller kriege, weil ich mir überlege, was wohl passiert, wenn sie kein Mittel gegen das Virus finden, lasse ich meine Gedanken zurück in die Zeit schweifen, bevor alles so den Bach runterging. Es ist wahrscheinlich auch kein Wunder, dass du in vielen meiner Erinnerungen auftauchst, schließlich waren wir ja zehn Jahre lang die besten Freunde.
    Woran ich am allermeisten denken muss, ist die Party zu meinem neunten Geburtstag. Weißt du noch?
    Einige Monate zuvor hattest du mich gefragt, ob ich mit dir Walzer übe, weil Ms Wilce keine anderen Schüler mehr hatte, mit denen du trainieren konntest, und du Angst hattest, sie würde dich nicht mehr weiter unterrichten, wenn du die Schritte nicht schnell genug lernst. Ungeschickt in meinen Turnschuhen herumzutrampeln war das Möglichste, was ich tun konnte, doch du warst so wild auf das Tanzen, dass ein bisschen von deiner Begeisterung automatisch auf mich abfärbte.
    Und dann kam meine Party, und Shauna lief mit ihrem neuen Hündchen auf. Alle waren nur damit beschäftigt, es zu streicheln und über es zu quasseln, anstatt die Schatzsuche zu machen, die Mom den ganzen Vormittag über vorbereitet hatte.
    Shauna gehörte damals schon zu den

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