Wir sind verbannt (German Edition)
die ich schon im Internet gelesen habe. Häufig die Hände waschen. Zu Hause bleiben, sobald man sich nicht gut fühlt. Menschenansammlungen meiden.
»Glauben Sie, wir werden es schaffen?«, fragte ich. Erst als ich die Frage bereits ausgesprochen hatte, realisierte ich, dass ich sie stellte. Aber ich wollte hören, was jemand anderes als Dad darüber dachte.
»Ich bin der Meinung, dass wir uns darauf konzentrieren sollten, die Leute zu informieren, ohne Panik zu verursachen«, antwortete sie. »Richtige Notlagen entstehen oftmals erst durch Menschen, die Angst davor haben, krank zu werden, und nicht durch die, die wirklich krank sind.«
Deshalb war Dad wahrscheinlich auch so streng mit Onkel Emmett. Ich nickte, und Nell sagte: »Also, pass gut auf dich auf, Kaelyn.«
Sie ging in Richtung Schule davon, und ich beschloss, dass ich genug gesehen hatte. Und so bin ich wieder hier zu Hause.
Auf dem Weg habe ich Menschenansammlungen gemieden. Und als ich zurückkam, habe ich mir sofort die Hände gewaschen und mich geduscht. Aber ich fühle mich kein bisschen sicherer.
18. September
Gestern Abend rief Mackenzie an, als wir mitten beim Essen waren. Es musste ein Wunder geschehen sein, denn Mom erlaubte mir, mit ihr zu sprechen, während alle anderen weiteraßen.
»Ich hatte schon Angst, dass du nicht da bist«, sagte Mackenzie. »In der Schule reden sie alle von diesen ganzen kranken Leuten, und ich hab dich seit letzter Woche nicht mehr gesehen …« Sie machte eine Pause, um Luft zu holen, und erkundigte sich dann: »Geht es dir gut?«
»Ja«, antwortete ich, was auch stimmte, wenn man »gut« als »ich bin noch nicht an einer tödlichen Krankheit gestorben« definierte. »Mein Dad macht sich ziemliche Sorgen«, fuhr ich fort. »Zu Hause bleiben schien ihm sicherer, so lange, bis sie genau wissen, was eigentlich los ist.«
»Also in der Schule ist es jetzt noch beschissener als sonst«, sagte sie. »Vielleicht kann ich meine Eltern ja überreden, dass sie mich auch zu Hause lassen. Wie lange wird das wohl dauern? Hat dein Dad irgendwelche Insider-Infos?«
»Er hat im Krankenhaus geholfen, aber die wissen noch nicht wirklich was. Sie testen verschiedene Behandlungsmethoden. Gestern sind ein paar Experten vom Gesundheitsministerium dazugekommen.«
»Das ist gut«, sagte Mackenzie. »Können wir uns morgen nach der Schule sehen? Ich hatte die ganze Zeit nichts anderes zu tun, als Hausaufgaben zu machen und Leuten dabei zuzuhören, wie sie ausflippen.«
Ich sagte ihr, ich würde es versuchen. Gestern hatte ich mich rausschleichen können, weil außer mir niemand zu Hause war, aber heute arbeitet Mom nicht. Weil ich schon wusste, wie Dads Antwort lauten würde, wartete ich, bis er heute Morgen zur Arbeit gegangen war, bevor ich mit ihr sprach.
»Wir halten uns auch von allen fern«, versicherte ich. »Und Mackenzie hat sich am Telefon völlig gesund angehört.«
Mom runzelte die Stirn, doch sie vertraut zum Glück mehr als Dad darauf, dass ich auf mich aufpassen kann. »Aber achte darauf, dass du wieder zurück bist, bevor dein Vater nach Hause kommt«, ermahnte sie mich. »Er hat genug um die Ohren, auch ohne sich noch um dich sorgen zu müssen.«
Also habe ich mich vor ein paar Stunden mit Mackenzie im Thompson Park getroffen. Wir saßen auf einer der Bänke am See, und Mackenzie warf den Enten Brotstückchen zu. Die Luft ist langsam schon so kühl wie im Herbst.
»Die machen sich wahrscheinlich bald auf den Weg nach Süden«, sagte ich und meinte die Enten.
Mackenzie nickte und hielt einen Moment inne. »Ich glaube, wir gehen auch fort«, sagte sie dann.
»Was meinst du damit?«, fragte ich.
»Meine Eltern sind total am Abdrehen«, antwortete sie. »Mom will in die Wohnung in L.A., bis dieser ganze Spuk hier vorbei ist. Hier können wir sowieso nicht viel machen. Sie haben uns heute beim Mittagessen allesamt nach Hause geschickt. Die Schule ist geschlossen.«
Das hatte ich nicht gewusst. Also ist die Epidemie wirklich so schlimm. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter.
»Hast du ’ne Ahnung, ob Rachel dieses Killer-Virus hat?«, fragte Mackenzie. »Die Leute sagen, sie hätte. Sie sah irgendwie ganz schön krank aus, als sie zuletzt in der Schule war.«
Ich war mir nicht sicher, ob Rachel etwas dagegen hätte, wenn ich es Mackenzie erzählte. Deshalb antwortete ich bloß: »Hat sie das? Ist mir gar nicht aufgefallen.«
»Wahrscheinlich bist du ihr da nicht mehr über den Weg gelaufen«,
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