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Wir toeten nicht jeden

Wir toeten nicht jeden

Titel: Wir toeten nicht jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Salem
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sicher das Vernünftigste. Sie sind erfahren in dem Versteckspiel, Ihre Kinder aber nicht. Sollen sie ihr Leben lang unter falschen Namen leben?«
    Ich schwieg einen Augenblick lang nachdenklich.
    »Sie haben recht, Camilleri«, sagte ich entschlossen. »ich werde mich mit dem Gewünschten vor Nummer Zwei aufbauen, ihm in die Augen sehen und sagen: ›Hier hast du, was du wolltest, jetzt sind wir quitt.‹«
    Er nickte und sah dann verwundert zu, wie ich in der Gürteltasche zu kramen begann.
    Nach einer Weile seufzte ich, blickte hoch und sah dem Professor in die Augen.
    »Tut mir leid, ich kann’s nicht finden. Wir sind doch noch nicht quitt, Nummer Zwei.«
    Der Bote kam pünktlich. Ich sah, wie er mehrmals auf eine Klingel drückte, da jedoch niemand öffnete, klingelte er wohl beim Pförtner, denn kurz darauf erschien der alte Alberto in der Tür. Er nahm den Umschlag mit gleichgültiger Miene entgegen, wie man das von ihm gewohnt war, und der Bote fuhr wieder auf seinem Moped davon.
    Weder in der Cafeteria noch in den geparkten Autos hatte ich irgendeine besondere Bewegung wahrgenommen. Nichts deutete darauf hin, dass mein Haus beschattet wurde, offenbar war die Luft rein, ich wartete aber trotzdem noch eine Weile, bis der Pförtner Mittag machte.
    Eine Viertelstunde später fiel die Tür meines Apartments hinter mir leise ins Schloss. Ich hielt den Atem an. In der Wohnung war es totenstill. Hatten sie sich versteckt, um mich in die perfekte Falle locken zu können? Erwartete mich in meinen eigenen vier Wänden der Tod?
    Aber es erwartete mich niemand. Und es hatte auch niemand in meinen Sachen gewühlt, alles stand noch an seinem gewohnten Platz. Auf dem Weg ins Wohnzimmer musste ich beim Gedanken an die frühere Nummer Drei lächeln. Camilleris Gesicht, als er sich enttarnt sah, hätte ihn hoch erfreut.
    Eine Sekunde lang überlegte er wohl, ob er eine überraschte oder entrüstete Miene aufsetzen sollte, begriff aber, dass ich ihm das nicht mehr abnehmen würde, und entschied sich deshalb für ein feines Lächeln.
    »Du bist schlauer, als ich dachte, Nummer Drei. Wie hast du Verdacht geschöpft?«
    »Es wäre mir lieber, wenn wir uns weiterhin siezen würden, so wie vorher, als wir uns noch sympathisch waren.«
    »Gerne, Juan. Allerdings war meine Wertschätzung nicht geheuchelt, in den vergangenen Tagen sind Sie mir sehr ans Herz gewachsen.«
    »Liebe kann tödlich sein, Nummer Zwei. Ich habe allem und jedem misstraut, von Anfang an. Und war nicht genau das Ihre Absicht? Sie wollten mich so verwirren, dass ich auf Sie zukomme und versuche, mich freizukaufen. Als das dann nicht klappte, fiel Ihnen nichts Besseres ein, als meine Kinder zu entführen, was – das müssen Sie zugeben – der reinste Pfusch war.«
    »Sie haben recht, aber mitten im Hochsommer sind einfach keine fähigen Leute zu finden …«
    »Von allen Campern waren Sie der Einzige, der mich nicht auf die eine oder andere Weise zu bedrohen schien. Deshalb mussten Sie der Drahtzieher des Ganzen sein. Außerdem hat die FIRMA zu jedem Einzelnen von uns ein umfassendes Dossier mit seinem psychologischen Profil. Mein Schwachpunkt ist eindeutig das Fehlen einer Vaterfigur. Und wer war väterlicher als der verehrte Professor Andrés Camilleri? Apropos, das ist doch sicher nicht Ihr richtiger Name, oder?«
    »Nein. Ich habe mir den Namen eines ausgezeichneten sizilianischen Krimiautors ausgeliehen. Ich dachte, den kennen Sie bestimmt nicht.«
    »›Die Form des Wassers‹, ›Das Spiel des Patriarchen‹, ›Der Kavalier der späten Stunde‹, ›Die Nacht des einsamen Träumers‹ … Genügt das?«
    Nummer Zwei grinste, wodurch er mir fast wieder sympathisch wurde.
    »Wie gesagt, ich habe Sie unterschätzt. Sie sind im Übrigen ein großes Risiko eingegangen, als Sie mich heute Nacht in die Höhle mitgenommen haben …«
    »Ganz im Gegenteil. So war die Überraschung garantiert. Der Trick mit dem Handy gab nicht viel her, aber wenn Ihre Handlanger feststellten, dass der eigene Chef es in der Hand hielt … Deshalb ging ich erst in letzter Minute zu Ihnen und ließ Sie nicht mehr aus den Augen, bis wir zur Höhle hinaufstiegen: Damit Sie sie nicht warnen konnten. Falls ich mich in Ihnen täuschte, konnte ich zumindest auf die Unterstützung eines reizenden älteren Herrn zählen. Wenn ich hingegen richtig lag, würden Sie mein Spiel mitspielen, denn Sie würden mich erst töten, wenn Sie hatten, was Sie wollten.«
    »Ich hätte Ihre Kinder

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