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Wir toeten nicht jeden

Wir toeten nicht jeden

Titel: Wir toeten nicht jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Salem
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hinterher in mein Auto verfrachten können und …«
    »Um noch einmal dasselbe Spiel zu spielen?«, schnitt ich ihm das Wort ab. »Aber zumindest wären sie nicht mehr in der Hand dieser beiden Dilettanten gewesen. Und ich hätte genau gewusst, wer Sie sind.«
    »Wie haben Sie das herausbekommen?«
    »Als Sie dem Schweden die Kehle aufgeschlitzt haben. Ich habe Ihnen bei der Tastenkombination eine Ziffer zu wenig genannt, aber Sie haben das Messer-Handy trotzdem betätigen können.«
    Er hob das Glas, und wir stießen an.
    »Ich gebe zu, Sie haben mich überlistet, Nummer Drei. Und das ist nicht einfach.«
    »Kommt drauf an, mit wem Sie es zu tun haben«, erwiderte ich. »Ich bin nämlich nicht der Einzige, der Sie täuschen kann.«
    »Benutz als Erstes den Kopf«, hatte mir die alte Nummer Drei eingeschärft. »Dann die Fäuste, und wenn alles nichts hilft, die Eier. Anders geht es nicht.«
    Ich befolgte seinen Rat.
    Ich trat vor den hässlichen Holzgötzen, das letzte Geschenk, das er mir von irgendeinem Touristenziel in Afrika mitgebracht hatte, und wollte seinen Kopf drehen.
    Er rührte sich nicht.
    Ich schlang meine Hände um seinen Nacken, um ihn auszurenken, zog am bunten Kopfschmuck des Totems – aber nichts geschah, nur ein kaum hörbares Knacken war zu hören.
    Also inspizierte ich seine Arme mit den geballten Fäusten und entdeckte, dass sie zwar aus demselben Holz, aber nicht in einem Stück geschnitzt waren. Ich packte eine der Fäuste, versuchte, sie nach hinten zu drehen – und tatsächlich: Das Handgelenk bewegte sich, und es knackte erneut.
    Da wusste ich endgültig, was zu tun war: Mit einem breiten Grinsen untersuchte ich die überdimensionalen Hoden des Götzen, packte sie dann resolut mit beiden Händen und zog. Diesmal war das Geräusch lauter, ich hörte, wie sich eine Zugfeder spannte, und auf einmal öffneten sich die wulstigen Lippen des Totems, und aus dem Mund sprang wie bei einem CD-Player ein Geheimfach heraus.
    Darin lag eine digitale Speicherkarte und darunter eine Postkarte. Das Ansichtsfoto war schon ziemlich vergilbt; wer weiß, wann er die gekauft hatte. Der Tinte nach zu urteilen, war das Geschriebene auf der Rückseite jedoch eindeutig neueren Datums. Er hatte keine Unterschrift daruntergesetzt, aber ich erkannte seine Schrift natürlich sofort. Als ich den Text las, meinte ich die spöttische Stimme der ehemaligen Nummer Drei zu hören:
    »Lass dir von ihnen nichts einreden, mein Junge: Als Toter lebt es sich echt spitzenmäßig.«
    »Noch können wir zu einer Einigung gelangen, Nummer Drei. Ich kann Ihnen garantieren, dass die FIRMA …«
    »Die FIRMA wird mir gar nichts garantieren. Und Ihnen auch nicht. Dieser Auftrag geht nämlich nicht aufs Konto der FIRMA , sondern auf Ihres. Sie haben diese blutigen Anfänger engagiert und den Chefs gesagt, sie würden Tonys Auftrag übernehmen, weil …«
    »Welcher Tony? … Ah, Antonio Capitán! Wissen Sie, Juan, er lechzte geradezu nach Rache.«
    Unwillkürlich verzog sich mein Gesicht zu einer schmerzlichen Grimasse. Welch Ironie des Schicksals: Nach so vielen Jahren rief mir jemand ins Gedächtnis, dass Tony, den ich dazu verdammt hatte, mein zweiter Mann zu sein, mit Nachnamen Capitán hieß. Doch ich hatte mich gleich wieder gefangen.
    »… weil die diversen Nummer Eins der FIRMA nämlich unter keinen Umständen erfahren durften, was man Ihnen gestohlen hatte. Nur deshalb haben Sie diesen ganzen Zirkus veranstaltet: Damit Sie selbst nicht dran glauben müssen, sollte die FIRMA Wind davon kommen.«
    Nummer Zwei atmete tief durch. »Ja, Sie haben recht. Vor einem knappen Jahr hat jemand die Firewall meines Computers geknackt und einen sehr wichtigen Ordner heruntergeladen. Ich habe lange gebraucht, bis ich herausgefunden habe, wer der Hacker war.«
    »Die ehemalige Nummer Drei, der aussteigen wollte.«
    »Genau. Auch wenn ich mir bis heute nicht erklären kann, wie er das angestellt hat. Er war ein verdammt guter Killer, aber …«
    »… von Computern verstand er nicht annähernd so viel. Und er war’s auch nicht: Es war Antonio Capitán, Ihr Spielzeugerfinder. Er hat die vertraulichen Daten runtergeladen und die Zipdateien an die frühere Nummer Drei weitergereicht. Als der sich dann damit von der FIRMA loskaufen wollte, befahlen Sie mir, ihn zu töten – nicht zuletzt, um sich zu vergewissern, dass ich nichts davon wusste. Da der Ordner danach jedoch nicht auftauchte, war es nur logisch, dass ich die geheimen

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