Wir vom Brunnenplatz
überdachte Fußgängerzone mit vielen kleineren Geschäften und einem großen Supermarkt. Zuerst gingen wir an der Post vorbei, einem Reisebüro, einem Drogeriemarkt, einem Schuhgeschäft, einer Bäckerei, einem Zeitungsladen, einer Apotheke und einer Art Kaufhaus. Dann endlich hatten wir den Supermarkt erreicht.
Celina band Hammer an einem Eisenring fest, der neben der Eingangstür an der Wand befestigt war. In den Laden dürfen Hunde ja nicht rein. Emma bekam im Supermarkt gleich große Augen, sie liebt es, einkaufen zu gehen. Ich finde so was normalerweise langweilig und hoffte, wir würden gleich zum Süßigkeitenregal gehen und danach sofort wieder raus.
»Erst mal gehen wir zur Spielzeugabteilung«, verkündete Kerim.
Ich erkannte, dass der Supermarkt hier ebenfalls fast wie ein Kaufhaus war. In der Spielzeugabteilung gab es Kuscheltiere, Puppen, ferngesteuerte Autos und sogar
Fahrräder und Cityroller. Kerim schnappte sich gleich einen davon und düste durch den Gang.
»Wundere dich nicht, wenn du gleich Ärger bekommst«, warnte ihn Celina. Aber Kerim wollte den Roller sowieso gerade wieder wegstellen.
»So einen kaufe ich mir von meinem Geld zum nächsten Zuckerfest«, sagte er.
»Zuckerfest?«, wiederholte ich und zog meine Nase kraus. »Was soll das denn sein? Davon habe ich ja noch nie was gehört.«
»Das ist so was Ähnliches wie euer Weihnachten«, erklärte mir Kerim. »Wir feiern es am Ende unserer Fastenzeit. Die Männer gehen an dem Tag in die Moschee, das ist so was Ähnliches wie eure Kirche. Inzwischen machen die Frauen und Mädchen zu Hause ganz viel zu essen, vor allem süße Sachen. Alle Kinder bekommen von ihren Verwandten Süßigkeiten, Geschenke und vor allem Geld. Und davon kaufe ich mir dann so einen Roller.«
»Ich finde ein Fahrrad besser«, meinte Celina.
»Einen Cityroller kann man aber auch mal zusammenklappen und unterm Arm tragen, wenn man gerade nicht fahren will«, meinte Hung. »Stellt euch vor, wir hätten jeder so einen! Dann wären wir die schnellste Bande der ganzen Brunnenplatzsiedlung.«
Sofort redeten alle laut durcheinander. Jeder wollte zuerst sagen, wann er Geburtstag hat oder ob er sich einen Roller zu Weihnachten wünscht. Nur Emma und ich sagten nichts. Wir sind ja Geschwister, da hätten unsere Eltern gleich zwei kaufen müssen. Ich wusste nicht, ob das vielleicht zu teuer war. Aber auch mir gefiel die Vorstellung, zusammen mit den anderen durch die ganze Gegend zu flitzen.
Besonders begeistert war aber Benni. Er blickte einmal ganz kurz nach links und nach rechts, und als er sicher war, dass keine Verkäuferin in der Nähe war, schnappte er sich den Roller, den Kerim vorher gefahren hatte, und sauste los. Dabei machte er das Motorengeräusch eines Rennautos nach. Benni fuhr nicht nur zwischen den beiden Regalen hin und her, wo wir gerade standen, sondern auch noch eine Reihe weiter. Dort war die Spielzeugabteilung längst zu Ende und es wurde Zubehör für Autos verkauft: Sitzbezüge, Aufkleber, Verbandskasten und so was alles. Violetta rannte sofort hinter ihm her, aber mit dem Roller war Benni natürlich schneller und längst um die Ecke, ehe sie ihn einholen konnte. Ich rannte in die andere Richtung, damit wir Benni von zwei Seiten abfangen konnten, und war froh, dass er nicht in die Geschirrabteilung gefahren war.
Violetta und ich kamen aber beide zu spät. Ein Verkäufer in einem weißen Kittel hielt Benni bereits am Kragen seines T-Shirts fest. Den Roller hatte er ihm abgenommen.
»Gehört der Bengel zu euch?«, fragte der Mann und sah uns an. Er hatte ganz dicke rötliche Augenbrauen, hellgraue Augen und blonde Wimpern und sein Gesicht war ganz glatt und rosa. Daran konnte man erkennen, dass er noch ziemlich jung war. Violetta und ich nickten und der Verkäufer schubste Benni auf uns zu.
»Dann sagt eurem kleinen Bruder, dass das hier kein Spielplatz ist«, sagte er. »Und jetzt verschwindet, bevor euch noch der Filialleiter erwischt.«
Benni fragte, was ein Filialleiter ist, und während ihm Violetta erklärte, dass das der Chef des ganzen Supermarktes sei, bemerkte ich, dass der Verkäufer seine Hand vor den Mund hielt und seine Schultern ein bisschen bebten, als ob er lachte. Vielleicht hat er das auch getan. Wenn er wirklich noch jung ist, hat er vielleicht gerade daran gedacht, dass er so was früher selber gemacht hat.
»Jetzt aber nichts wie weg hier!«, zischte Kerim, als wir endlich wieder bei den anderen waren. Allen voran
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