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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Bohranlagen waren zu passieren, bevor er auf das offene Meer hinaus konnte. Vielleicht können wir uns vorbeischwindeln dachte er

62
    Luftwaffenbasis Kowiss: 9 Uhr 46. »Erzählen Sie mir noch mehr über Minister Kia, Captain«, forderte ihn der Mullah Hussain geduldig auf. Er saß im Büro des Kommandanten der Basis hinter dem Schreibtisch. Ein hezbollahi mit harten Gesichtszügen bewachte die Tür.
    »Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß«, sagte McIver erschöpft.
    »Dann erzählen Sie mir von Captain Starke.« Höflich, beharrlich und geruhsam, so als ob sie den ganzen Tag und die ganze Nacht und auch morgen noch Zeit hätten.
    »Ich habe Ihnen auch von ihm schon alles gesagt, Agha. Seit fast zwei Stunden rede ich von den beiden. Ich bin müde, und es gibt nichts mehr zu sagen.« McIver erhob sich von seinem Stuhl, streckte sich und setzte sich wieder. Er hatte schon einmal versucht, den Raum zu verlassen, war aber von dem hezbollahi daran gehindert worden.
    Daß der Mullah alles über Kia wissen wollte, war für McIver nicht überraschend gekommen, und er hatte ihm schon mehrmals erzählt, wie Kia vor ein paar Wochen plötzlich und völlig unerwartet Direktor geworden war. Er hatte auch über seinen eigenen bescheidenen Geschäftsverkehr mit ihm berichtet, nicht aber über die Schecks auf Schweizer Banken, die den Weg für die Pendelroute der 125 geebnet und die drei 212 aus dem Hexenkessel herausgeholt hatten.
    Was Kia anging, durchaus verständlich, aber warum Duke Starke? Wo Duke zur Schule gegangen ist, was er ißt, wie lange er schon verheiratet ist, ob er eine Frau hat oder mehrere, wie lange er schon bei der Firma, ob er Katholik oder Protestant ist. Der Mullah war unersättlich in seinem Wissensdurst; und immer die gleiche ausweichende Antwort auf seine Frage nach dem Warum: »Weil er mich interessiert, Captain.«
    McIver sah zum Fenster hinaus. Niedrige Wolken, Donner in der Ferne, Nieselregen. In den Gewitterwolken im Osten gab es anscheinend Aufwind und ein paar richtige Wirbelstürme – eine ausgezeichnete Abschirmung für den Sprung über den Golf. Wie es wohl Scrag und Rudi und ihren Jungs ergehen mag? Mit einiger Mühe verbannte er diese Sorge aus seinen Gedanken – dafür war auch später noch Zeit. Was aber sollte er tun, wenn diese Vernehmung zu Ende war? Wenn sie überhaupt je zu Ende ging! Nimm dich in acht! Konzentrier dich! Wenn du nicht aufpaßt, machst du einen Fehler, und dann bist du geliefert.
    Er wußte, daß seine Kraftreserven nahezu erschöpft waren. Gestern hatte er schlecht geschlafen, das verbesserte seine Verfassung auch nicht gerade. Ebensowenig wie Locharts tiefe Trauer über Scharazad. Es fiel Tom schwer, sich der Wahrheit zu stellen, und es war unmöglich, sie ihm ins Gesicht zu sagen: Mußte es nicht einfach schiefgehen, Tom, alter Freund? Sie ist Moslime, sie ist reich, das wirst du nie sein; ihre Familie ist ihr Leben, deine ist es nicht. Sie kann bleiben, du mußt fort – dazu das Damoklesschwert über deinem Kopf, die HBC. Wirklich traurig. Hattet ihr je eine Chance? Solange es einen Schah gab, vielleicht. Aber angesichts der Unbeugsamkeit der neuen Herren?
    Mit einiger Mühe zwang er seine Gedanken in die Gegenwart zurück. Er fühlte, wie der Blick des Mullahs ihn durchbohrte. Seitdem Changiz mit ihm gekommen und dann wieder gegangen war, hatte Hussain ihn kaum aus den Augen gelassen.
    Dieser verdammte Oberst Changiz! Im Wagen auf der Fahrt hierher hatte auch er alle möglichen Fragen gestellt. Aber er wollte nur genau wissen, wann und wie oft ihre 125 Kowiss anflog, wie viele hezbollahis auf ihrer Seite der Basis stationiert waren, wann sie kamen, wie viele auf dem Stützpunkt blieben, und ob sie die Maschine die ganze Zeit bewachten. Er hatte die Fragen ganz beiläufig gestellt, aber McIver zweifelte nicht daran, daß sie einen bestimmten Zweck verfolgten: Changiz war dabei, sich einen Fluchtweg einzurichten – für den Fall des Falles. »Auch in einer Revolution kann es zu Fehlern kommen, Captain, da braucht man dann mehr als sonst hochgestellte Freunde. Traurig, aber wahr.« Entweder kraulst du mir meinen Rücken, oder ich zerfleische dir deinen.
    Der Mullah erhob sich. »Ich bringe Sie jetzt zurück.«
    »Sehr gut. Vielen Dank.« Vorsichtig musterte McIver den Mullah. Die schwarzbraunen Augen unter den buschigen Brauen gaben nichts preis; die Haut spannte sich über den hohen Backenknochen. Es war ein kraftvolles, edles Gesicht, das starke

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