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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Entschlossenheit verriet. Zum Guten oder zum Bösen?
    Im Tower: 9 Uhr 58. Immer noch kauerte Wazari auf dem Dach neben der Tür. Als McIver und Lochart ihn im Büro zurückgelassen hatten, war ihm die Entscheidung schwergefallen, ob er fliehen oder bleiben sollte. Dann war Changiz mit den Luftwaffensoldaten gekommen, und fast zugleich auch Pavoud und das übrige Personal. Er hatte sich unbemerkt herausgeschlichen und hielt sich seitdem hier versteckt. Kurz vor 8 war Kia mit einem Taxi vorgefahren.
    Von seinem guten Aussichtspunkt aus hatte er beobachtet, wie Kia einen Wutanfall bekam, weil McIver nicht neben der 206 auf ihn wartete. Die Soldaten berichteten ihm, was Changiz angeordnet hatte. Kia hatte laut protestiert und war ins Büro gestürzt, um sofort Changiz und Teheran anzurufen. Lochart hatte ihn am Treppenfuß abgefangen und darauf hingewiesen, daß Telefon und Funkgerät ausgefallen waren und ein Funktechniker erst morgen zur Verfügung stehen würde. »Tut mir leid, Herr Minister, aber wir können nichts tun – außer Sie wollen selbst in die Zentrale hinübergehen. Captain McIver wird sicher nicht lange brauchen, Mullah Hussain hat ihn zu sich gebeten.« Sogleich war es mit Kias Wichtigtuerei vorbei gewesen. Das hatte Wazari zwar gefreut, ihm aber seine lähmende Furcht nicht genommen. Seine vorläufige Sicherheit befreite ihn auch nicht von der Angst. Heute Kia, morgen das Komitee – man wird dich zu einer weiteren Vernehmung holen! Und warum waren diese Bastarde, McIver und Lochart, so nervös? Warum haben sie diesem Hurensohn Changiz das Märchen von einem Personalaustausch heim Bohrturm Abu Sal aufgetischt? Dort gibt es keinen Personalaustausch, außer er wurde in der Nacht angeordnet. Wie kommt es, daß nur mehr drei Piloten und ein Mechaniker da sind, wo wir doch ab Montag eine Menge Arbeit haben? Warum wurden so viele Ersatzteile ausgeflogen?
    Es war so kalt und stürmisch hier draußen, daß er wieder hineinging, die Tür aber für einen schnellen Rückzug einen Spalt offenließ. Mit einiger Vorsicht konnte er, ohne selbst gesehen zu werden, durch die Fenster und die Ritzen in den Dielen fast alles beobachten, was auf der Basis vorging. Ayre, Lochart und die Mechaniker standen drüben hei den 212. Das Haupttor war von den regulären hezbollahis gut bewacht. Gerüchten zufolge plante das Komitee eine neue Säuberungsaktion, und wegen seiner Aussagen gegen Kia und Esvandiari stand er auf ihrer Liste ganz oben. »Beim Propheten, ich habe gehört, sie wollen dich morgen vorladen. Wer so offen redet, setzt sein Leben aufs Spiel. Weißt du denn nicht, daß hier bei uns, um zu überleben, seit 4.000 Jahren die erste Regel lautet: Hüte deine Zunge und schließe deine Augen vor dem Tun jener, die über dir stehen, denn sonst wird beides nicht mehr lange in deinem Schädel sein. Natürlich sind die Oberen korrupt, aber war das nicht schon immer so?«
    Wazari stöhnte; er stand kurz vor einem Zusammenbruch. Seit Zataki ihn so brutal geprügelt, ihm vier Zähne ausgeschlagen und die Nase zerschmettert hatte – ich kann gar nicht mehr richtig atmen! –, litt er fast ständig unter Kopfschmerzen. Kampfgeist und Mut hatten ihn verlassen. Er war nie zuvor gezüchtigt worden. Natürlich haben sich beide schuldig gemacht, Kia und der Klugscheißer, aber geht das dich etwas an? Und jetzt wird dich deine Dummheit ins Verderben stürzen.
    Tränen rollten ihm über die Wangen. Will mir denn keiner helfen … Locharts Bemerkung, das Funkgerät wäre ausgefallen, schoß ihm durch den Kopf, und er hielt sich daran fest. Wieso ausgefallen? Gestern hatte das Gerät doch einwandfrei funktioniert!
    Er wischte sich die Tränen ab. Lautlos glitt er zum Tisch hinüber und schaltete das Funkgerät ein, wobei er die Lautstärke auf ein Minimum reduzierte. Es schien alles in Ordnung zu sein. Die Skalen stimmten. Viele Störgeräusche durch den Gewittersturm. Aber kein Funkverkehr. Unmöglich, daß es keinen Funkverkehr auf der Frequenz der Gesellschaft gab – irgendwo sollte irgend jemand irgend etwas senden. Da er es nicht wagte, den Apparat lauter zu stellen, holte er einen Kopfhörer aus einer Schublade und stöpselte ihn ein, wodurch der Lautsprecher ausgeschaltet wurde. Jetzt konnte er alle Signale so laut empfangen, wie es ihm beliebte. Komisch. Immer noch nichts zu hören. Vorsichtig schaltete er vom Kanal der Gesellschaft auf andere um. Nichts. Zum UHF hinüber. Es war nirgends etwas zu hören. Zurück zum

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