Wissen auf einen Blick - Philosophen
hervorbringt. An anderer Stelle wird es in scheinbaren Widersprüchen beschrieben: Das leuchtend helle Dao erscheine dunkel, heißt es dort.
Religion und Philosophie
Der Daoismus faszinierte auch westliche Philosophen wie Martin Heidegger (1889–1976) und Karl Jaspers (1883–1969), den Psychologen C. G. Jung (1875–1961) und Dichter wie Bertolt Brecht (1898–1956), Hermann Hesse (1877–1962) und Alfred Döblin (1878–1957). In China ist er jedoch nicht nur eine Philosophie, sondern auch eine Religion, die Anfang des 3. Jahrhunderts entstand und der rund 60 Millionen Gläubige angehören. Sie verehren Laotse als Gott, daneben aber auch eine Unzahl anderer Götter und „Unsterblicher“, und streben selbst nach Erleuchtung und Unsterblichkeit
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Das Prinzip des Nicht-Agierens
Das Dao wirkt durch eine Kraft, die „de“ genannt wird. Um diese Wirkkraft zu erklären, benutzt der Daoismus die beiden gegensätzlichen chinesischen Prinzipien Yin und Yang, die aus einer noch älteren Tradition stammen. Aus der Wechselwirkung der Gegensätze entsteht eine ewige Veränderung, die jedoch kein Ziel hat, da das Dao nicht nur Ursprung, sondern auch Ziel aller Dinge ist. Folglich kann auch das Ziel des Menschen nur der Weg – also das Dao – sein. Man erreicht es, indem man es nicht verfolgt, denn im Grunde geht es darum, die sich selbst ordnenden Kräfte des Dao möglichst nicht zu stören. Spontane Handlungen, die aus einem Gefühl der Übereinstimmung mit dem Dao heraus geschehen, werden von den meisten Philosophen jedoch gut geheißen. Das Daodejing predigt auch keine Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben, lehnt aber Sitten und Gebote ab, wie sie z. B. im Konfuzianismus eine zentrale Rolle spielen. Wer Gebote brauche, um gut zu handeln, der habe den Kontakt zum Dao schon verloren, denn sonst würde er spontan gut handeln. Ein Mensch, der im Einklang mit dem Dao lebe, werde von seinen Mitmenschen zwar oft verachtet, übe aber ein äußerst wohltätiges „de“ auf seine Umgebung aus.
Laotse auf seinem Büffel, glasierte Terrakotta von 1368, Musée Giumet, Paris. Man sagt, Laotse sei auf einem schwarzen Wasserbüffel durch das Königreich von Qin geritten, auf dem Weg in Richtung Westen. Bevor er als Eremit das Land verlassen konnte, diktierte er einem Grenzwächter seine weisen Worte. In der Kunst wird der chinesische Philosoph daher oft mit einem Büffel dargestellt
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(c) Interfoto, München
Wenn die Pferde Götter hätten…
Xenophanes (um 580–480 v. Chr.)
Viele Religionen stellen sich ihre Götter menschenähnlich vor, beispielsweise die alten Griechen. Noch heute bewundern wir die antiken Statuen Apollons oder der Aphrodite, doch der griechische Philosoph Xenophanes störte sich an ihrer Menschengestalt.
Eine antike Ausnahmeerscheinung
Xenophanes entfaltete seine Lehre in Gedichtform. Auch in inhaltlicher Hinsicht ist Xenophanes unter den frühen griechischen Philosophen eine Ausnahmeerscheinung, denn er vereinbart seine Theorien von der Weltschöpfung und den Erscheinungen im Universum nicht mit dem herrschenden Götterglauben, sondern setzt sich kritisch mit den religiösen Vorstellungen seiner Mitmenschen auseinander. Xenophanes kritisiert die Vorstellung, dass die Griechen ihre zahlreichen Götter mit menschlichen Zügen und Eigenschaften ausstatten. Den Schriftstellern wirft er vor, den Göttern menschliche Schwächen wie Missgunst, Eifersucht oder gar Ehebruch anzudichten. Die Nubier stellten ihre Götter mit breiten Nasen, die Thraker die ihren blond und blauäugig dar. Und wenn auch die Pferde Götter hätten, so Xenophanes, sähen sie wohl wie Pferde aus. Seine Schlussfolgerung: Die Götter, wie wir sie anbeten, sind eine menschliche Erfindung. Xenophanes und seine Anhänger erkennen darin Versuche, die menschliche Furcht vor der Willkür des Schicksals und vor der Einsamkeit der Menschen in der Welt zu bekämpfen. Ein wahrer Gott aber müsse, anders als die Menschen, vollkommen und frei von Gemütsregungen sein.
Religionskritik und Atheismus
Auch Xenophanes’ Zeitgenosse, der Philosoph Protagoras (um 485–415 v. Chr.), stellt die vorherrschende Vorstellung von den griechischen Göttern auf den Kopf: Nicht die Götter hätten die Menschen gemacht, sondern die Menschen die Götter. Protagoras erklärt die Welt und damit auch die Götter als vom Menschen abhängig, und zwar nicht nur in ihren Eigenschaften, sondern auch in ihrer Existenz. Xenophanes hat aber auch vielen späteren
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