Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)

draußen sehen.“
    „Ja, Ma’am. “
    Angelika kicherte in ihre Hand. „Dafür wird es bestimmt halb sieben. “
    Claire zerrte ihn am Handgelenk weiter. „Darauf kannst du Gift nehmen. “
     

Kapitel 13
     
     
    Am Donnerstag fühlte Seth sich zu gleichen Teilen unsichtbar und wie auf dem Präsentierteller. Es war mit das Seltsamste, das ihm jemals passiert war, und das wollte nach seiner ersten Begegnung mit Clyde schon was heißen.
    „Sie starren dich alle an“, murmelte Jos. Er verrenkte sich beinahe den Hals, so häufig sah er sich nach allen Seiten um. „Was hast du getan?“
    „Gar nichts, ich schwör’s. “ Seth sah unter seinen Wimpern hindurch ein paar Blackwood-Mädchen nach, die er flüchtig aus dem Chemieunterricht kannte. Sie machten einen kleinen, aber deutlichen Bogen um ihn. „Die Leute hier sind sehr, sehr komisch.“
    „Ich nicht. “ Jos schob seine Brille hoch. „Hoffe ich.“
    „Nein, du nicht.“
    Jos lächelte erleichtert. „Oh, gut. Übrigens, Trisha hat mich gebeten, ihr ein Tageshoroskop zu erstellen, und da habe ich deins gleich mal mitgemacht.“
    „Wieso tust du so was? “, fragte Seth abgelenkt. Sogar Neal Blackwood traute sich nicht näher heran, und das war definitiv nicht normal.
    „Ach, das ist nur ein Hobby von mir. “ Jos zog ein gefaltetes Blatt Papier aus seiner Tasche. „Deins ist sogar richtig interessant finde ich. Sehr ungewöhnliche Konstellation von Sonne und Mond in deinem Sternzeichen, ganz zu schweigen von deinem Aszendenten.“
    Sie erreichten den Geschichtsraum und belegten ihre Plätze.
    „Will ich es wirklich wissen? Das kann doch nichts Gutes sein, oder?“
    „Es klingt wirklich alles ganz schön ominös. Warte …“ Jos faltete den Zettel auf und las ab: „Sie sind momentan vielen neuen Eindrücken ausgesetzt und fühlen sich möglicherweise verstört oder überfordert. Vielleicht offenbart sich Ihnen die Welt gerade auf eine Weise, die Sie vorher nicht für möglich gehalten hätten? Oder vielleicht entdecken Sie Aspekte Ihres Charakters, die Ihnen bisher gänzlich unbekannt waren? Was es auch ist, Sie sollten sich nicht davor fürchten. Wandel, egal wie unberechenbar er in Ihr Leben tritt, bedeutet Wachstum und Reife. Ergreifen Sie die Chancen, die sich Ihnen jetzt bieten, und nehmen Sie ihr Leben und Ihr Schicksal in die eigene Hand. Aber Vorsicht: Alles hat seine Zeit. Beim nächsten Vollmond ist alles vorbei, die Energie des Aufbruchs und des Wandels wird dann vergangen sein. Beseitigen Sie vorher schädliche Einflüsse, denn danach werden sie sich hartnäckig festsetzen, bis der Saturn weiterwandert.“
    „Das ist wirklich  … speziell“, sagte Seth nach einem Augenblick. „Wieso Vollmond? Und was soll das mit den Chancen? Welche Chancen?“
    „Erschieß nicht den Boten “, Jos gab Seth das Horoskop. „Die Antwort musst du schon selber finden.“
    „Na super. Und was findet Trish an diesem Kram so toll? “
    „Ihr es sagt ihr einen tollen Monat voraus. Ich will ja nichts verraten, aber es könnte sein, dass ihr Agent sich bald mit einem neuen Projekt bei ihr meldet.“
    „Cool. Sie hätte es verdient. “
    „Finde ich auch. “
    Seth sah auf sein Handy. Er hatte Clyde den ganzen Abend gerufen, sowohl per Anruf, als auch per SMS und Instant Message, aber der Geist hatte sich nicht gezeigt. Er machte sich inzwischen große Sorgen, und obwohl er normalerweise überhaupt nicht abergläubisch war, half ihm Jos’ Horoskop gerade nicht besonders dabei, Ruhe zu bewahren.
    „Komm schon “, murmelte er. „Sei bitte okay.“
    „Was? “
    „Ach, nichts. “ Seth steckte das Telefon weg und lächelte schwach. „Ich habe nur laut gedacht.“
    Die Klingel läutete die erste Stunde ein und er gab sich Mühe, sich auf den Stoff zu konzentrieren. Nach Geschichte folgte eine Chemiestunde, in der Aliki und Efrosini beinahe auf dem Absatz kehrt gemacht hätten.
    „Was ist mit dir los?“, fragte Efrosini quengelig. „Ich mag dich gar nicht ansehen, dabei bist du so knuffig. Ich mag deine Haare.“
    Jos ließ seinen Stift fallen und Seth sah verlegen zu Aliki. Sie nickte ihm knapp zu und drehte sich nach vorn um. In dieser Doppelstunde sah sie sich nicht ein einziges Mal um. Auch Efrosini, die mehrmals dazu ansetzte, hielt sich immer im letzten Moment zurück. Um Seths Bank herum herrschte eine Grabesstille, die nur ab und zu durch leises Rascheln unterbrochen wurde. Sogar der Lehrer behandelte Seth wie ein rohes Ei. Er ignorierte