Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)
verengte die Augen zu Schlitzen und starrte zurück. Nur Augenblicke später schlenderte ein anderer Junge heran und gesellte sich zum ersten. Als dann noch zwei weitere ankamen, wurde Seth allmählich unwohl. Dennoch weigerte er sich, seine Anspannung zu zeigen. In seiner alten Schule hatte er oft genug mit Möchtegern-Tyrannen zu tun gehabt , um zu wissen, dass es nicht besser wurde, wenn man ihnen auswich.
Das Öffnen der Fahrertür ließ ihn jäh aufschrecken.
„Du bist ja schon wieder da“, stieß er mit heftig klopfendem Herzen hervor.
Sein Vater lächelte. „Ja, ich war auch überrascht. Die sind richtig schnell hier. Nimmst du bitte das Essen? Vorsicht, es ist heiß. “
Seth nahm die Plastiktüte mit den aufeinander gestapelten, versiegelten Aluminiumschalen entgegen und platzierte sie auf der Fußmatte. „Ich hoffe, das Ding schmilzt nicht. “
„Die hält deine Schweißfüße aus, da wird ein bisschen Hitze sie nicht umbringen “, konterte Dave und grinste. „Und jetzt schnall dich an, ich habe nämlich einen Bärenhunger.“
Seth folgte der Bitte. Noch während er den Gurt einrasten ließ, sah er durch seine Wimpern hindurch zur anderen Straßenseite.
Die Jugendlichen waren immer noch da und dachten gar nicht daran, wenigstens so zu tun, als hätten sie ihn in den vergangenen Minuten nicht wie ein Tier im Käfig angegafft. Auch sein Vater bemerkte sie nun und musterte sie prüfend.
Der Ä lteste von ihnen hob zum Gruß die Hand.
„Mit denen wirst du im September wohl zur Schule gehen “, sagte Dave, während er ihnen zunickte. „Scheinen nette Jungs zu sein.“
„Ja, sicher. “
„Hey, die Hälfte der Schüler hier sind irgendwie mit den Blackwoods verwandt, und man hat uns versichert, dass das anständige Leute sind. Du findest bestimmt schnell Freunde. “
Da war sich Seth nicht so sicher, aber er wollte auch nicht darauf herumreiten. Spätestens zu Schulbeginn würde er ja sehen, wie anständig die Leute hier waren.
Zu Hause angekommen fläzten sie sich mit ihrem Essen vor den Fernseher und ließen sich von einer Dokumentation über afrikanische Löwen berieseln.
Seths Handy vibrierte, als er sich gerade ein Stück Huhn in den Mund schieben wollte.
„Schön, dass deine Freunde an dich denken “, kommentierte Dave.
„Das sind nicht meine Freunde, das ist Clyde. “
Sein Vater runzelte die Stirn. „Du kennst doch gar keinen Clyde. “
„Jetzt schon. Er hat hier früher mal gewohnt, sagt er. “
Dave versteifte sich sichtlich. „Du meinst doch nicht Clyde Bauer, oder? Falls doch, ist das nämlich nicht witzig. “
Seth zuckte mit den Schultern. „Ich hab ja nicht gelästert oder so. Und ich habe gleich gesagt, dass es hier spukt. “ Er zeigte seinem Vater die Nachricht, die aus einem einfachen: „Wow,fieserTripmann“, bestand. „Ich glaube, er langweilt sich.“
„Seth. “ Daves Stimme klang, als würde er sich sehr zurückhalten. „Clyde ist seit fast zwei Jahren tot und ich wäre dir sehr …“, seine Stimme versagte und er räusperte sich, „sehr dankbar, wenn du mit mir reden würdest, wenn es dir nicht gut geht. Tote Jungs vorzuschieben, das macht man nicht. Da läuft es mir kalt den Rücken herunter.“
„Aber Dad- “
„Bitte, Seth. Versprich es mir. Du bist zu alt, um imaginäre Freunde zu haben, okay? Wenn du ein Problem hast, dann regeln wir das wie Männer.“
Das Handy vibrierte und Seth schielte auf den neuen Text.
- Sag ja, Alter
Er zögerte, vor allem, weil er s ich ungerecht behandelt fühlte – mal wieder.
„Kumpel, lass das Handy einmal sein und rede mit mir “, forderte Dave.
- Mach schon
- Nur Stress,lohnt nich
Seth seufzte. Da war etwas dran, das musste er zugeben. Es gefiel ihm trotzdem nicht, weil es seinen Vater glauben ließ, dass er nur Aufmerksamkeit haben wollte.
„Okay, Dad “, murmelte er viel zu spät und nur sehr widerwillig.
Erleichtert sackten die massigen Schultern herab. „Versprochen? “
„ Ja , versprochen.“
„Gut. Wirklich gut. Danke. Uh, dann essen wir mal auf, was? Es wartet noch viel Arbeit auf uns. “
Nein, Gefühle waren nicht so seine Stärke. Ein kleines, schadenfrohes Grinsen stahl sich auf Seths Lippen. „Okay, Dad. “
Nach dem Essen schloss er sich in seinem Zimmer ein, schaltete das Handy aus, drehte die Musik auf und sortierte mit neuem Elan sein Zeug ein. Nachdem er erst einmal angefangen hatte, hatte ihn der Ehrgeiz gepackt und er beschloss, noch an diesem Abend
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