Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)
Kopf.
Aber dennoch.
Und in jedem Fall ist es heute Morgen viel zu frostig, um sich über unzusammenhängende Verworrenheiten dieser Art aufzuregen.
Tatsächlich ist es viel zu frostig, um hier überhaupt etwas zu tippen. In Wirklichkeit.
Es sei denn, ich wollte die Schreibmaschine mehr zu meinem Kanonenofen rücken. Irgendwie.
Was ich jedoch wirklich tun sollte, bevor ich das tue, wäre, wieder hinaus an die Quelle zu gehen. Um die Wahrheit zu sagen.
Da ich den Rest meiner Wäsche völlig vergessen habe, der über verschiedene Büsche ausgebreitet ist.
So dass inzwischen sehr wahrscheinlich einige neue Rockskulpturen da draußen sein könnten. Sogar.
Selbst wenn Michelangelo nicht so von ihnen denken würde, denke ich so von ihnen.
Und selbst wenn ich, was wahrscheinlicher ist, den Rest der Wäsche dort lasse, wo er ist, bis ich mich weniger müde fühle. Andererseits.
Zweifellos werde ich mir auch nicht die Mühe machen, die Schreibmaschine zu verrücken. Wenn man es recht bedenkt.
Einst hatte ich einen Traum von Ruhm.
Im Allgemeinen war ich, selbst damals, einsam.
Zum Schloss, muss ein Wegweiser gelautet haben.
Jemand lebt an diesem Strand.
Sissi Tax
Ein paar Worte zur Überlieferung, ein paar Worte des Dankes. Und ein paar lose Worte
Das Buch, ein transatlantisches Geschenk, kam von Paula Rabinowitz aus Minneapolis. Sein Überbringer in Berlin war Thomas (Tom) Pepper. Beiden ist die Existenz des Buches in seiner vorliegenden Gestalt geschuldet.
Vom Ein-Satz-Roman hingerissen, o dear , fing ich stante pede mit dem Übersetzen an. Auf Teufel komm raus, bedingungslos, verlagsfrei (vogelfrei).
Ohne Delf Schmidt, dessen unermüdlichen und aberwitzigen Einsatz beim Berlin Verlag, hätte das Buch nie und nimmer einen Verlag (Erscheinungsort) gefunden.
In Alexander Weber fand das Buch seinen großartigen Lektor (und was für einen). Ohne seine geneigte Argusaugenarbeit wäre es nicht erschienen.
Katrin Hoffmann-Walbeck und Fritz Barth saßen unendlich viele Stunden an meiner Seite. Seite für Seite. Die eine geduldig gelassen, der andere gnadenlos gelassen. Ihrer beider profunde Kenntnis der englischen Sprache vermochte dem Buch entscheidende Durchbrüche, Wendungen, Glanzlichter zu geben.
Elaine Markson, Inhaberin der amerikanischen Rechte, erwies sich als großzügige Agentin.
Von Elfriede Jelineks Großzügigkeit ganz zu schweigen.
An folgenden Orten toller Freundinnen und Freunde ist das Buch entstanden: auf Otok Pa š man, am Südseeufer des Ossiachersees, in den Vogesen, in Wilmersdorf, in Burg Rattenloch, in Fellbach, in Valatie, in der Scalter Street, in der Bond Street, auf der Raketenstation Hombroich.
Die Schreibmaschine Lettera 22, das Anfangsmedium, befindet sich in der Bürgergasse.
All diesen und diesem verdankt sich das Buch.
Zu guter Letzt sind noch ein paar Wörter und Silben anzufügen, die zu verwenden mir nicht erlaubt war (Niederdeutsch versus Oberdeutsch): Bub, Zuckerl, Schatzi, schnabulieren, eh klar, Tabaktrafik, o Jegerl.
Elfriede Jelinek
Eine ist keine.
Zu David Markson, Wittgensteins Mätresse ,
übersetzt von Sissi Tax
An Tatorten von Verbrechen wird über alles, obwohl alles, nämlich das Verbrechen selbst, schon vorbei ist, eine Art Gitter gelegt, ein imaginäres Netz, ein Raster, das dann, Quadrant um Quadrant, bis ins kleinste durchsucht und analysiert wird, und zwar nach dem, was jeder hinterläßt, auch wenn er nur durch sein Leben geht: Spuren. Die Spuren sind da, sie sind, wie Feuer, das alles verzehrt und doch seinen Ursprung übrigläßt, der untersucht werden kann, gelegt worden, unabsichtlich, denn ein Täter will ja gerade das nicht: Spuren hinterlassen. Sie sind aber trotzdem da. Das Opfer ist tot, aber seine Spuren führen ihr Eigenleben weiter, ja, sie kommen herum! Sie wurden hinter einem Wesen gezogen, als wollte sich das jeweilige Individuum in die Leere einschreiben, die es doch selbst hinterlassen hat, und sie sind nicht mehr zu verwischen. Es gibt keine Zeit mehr, also könnten die Spuren genausogut rückwärts laufen, um sich mit ihrem Anfang zu treffen. Mit dem können sie erneut ausmachen, in welche Richtung es gehen soll.
Im Fall dieser Spuren in Marksons Roman Wittgensteins Mätresse sind es endlos viele Relikte einer untergegangenen Zivilisation, die hinterlassen wurden, aber nur eine einzige Frau ist jetzt da, sie zu lesen (und neue zu machen, bis zu den steifgefrorenen Jeansröcken im Winter, die sie wie Kegel-Skulpturen
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