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Witwe für ein Jahr (German Edition)

Witwe für ein Jahr (German Edition)

Titel: Witwe für ein Jahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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wollt ihr es so machen?« Ruth und Wim ließen ihre Blicke an der Trennwand neben dem Bett nach oben wandern. Knapp unter der Decke sah man den Kopf einer zierlichen, älteren Thailänderin, die zu ihnen heruntergrinste.
    »Mein Gott!« sagte Wim.
    »Es funktioniert nicht«, verkündete Ruth. »Offenbar ist es ein sprachliches Problem.« Sie erklärte der Prostituierten, sie könne das Geld behalten; sie hätten alles gesehen, was sie sehen wollten.
    »Nicht zuschauen, nicht machen?« fragte die Frau. »Was ist falsch?«
    Ruth und Wim gingen den schmalen Gang entlang, gefolgt von der nackten Frau; sie wollte wissen, ob sie zu dick sei, ob das »falsch« sei, als ihnen die zierlichere, ältere Thailänderin, die sie von oben angegrinst hatte, den Weg vertrat.
    »Willst du was anderes?« fragte sie Wim; sie berührte seine Lippen mit den Fingern, und er wich zurück. Dann zwinkerte sie Ruth zu. »Ich wette, du weißt genau, was der Junge gern mag«, sagte sie und streichelte Wims Schritt. »Oooh!« kreischte die kleine Thailänderin. »Er hat einen Riiiesendicken … und ob der was will!« Wim, panisch darauf bedacht, sich zu schützen, legte eine Hand auf seinen Schritt, die andere auf den Mund.
    »Wir gehen jetzt«, sagte Ruth entschlossen. »Bezahlt habe ich schon.« Die klauenähnliche Hand der kleinen Prostituierten griff nach Ruths Brust, als sich die nackte Dicke, die ihnen gefolgt war, zwischen Ruth und die aggressive ältere Hure zwängte.
    »Sie ist allerbeste Sadistin«, erklärte sie Ruth. »Aber das wollt ihr nicht, oder?«
    »Nein«, sagte Ruth. Wim klammerte sich an sie wie ein kleines Kind.
    Die dicke Prostituierte sagte zu der anderen etwas auf thailändisch, worauf diese sich in einen unbeleuchteten Raum zurückzog. Ruth und Wim sahen noch, wie sie ihnen die Zunge herausstreckte, bevor sie den Gang entlangeilten und endlich wieder ans Tageslicht kamen.
    »Du hattest eine Erektion?« fragte Ruth den jungen Mann, als sie wieder wohlbehalten auf der Straße waren.
    »Ja«, gestand er.
    Gab es etwas, wovon dieser Junge keinen Steifen bekam? fragte sich Ruth. Dabei hatte der geile kleine Bock in der vergangenen Nacht zweimal abgespritzt! Gab es Männer, die jemals genug hatten? Auf einmal wurde Ruth klar, daß ihrer Mutter Eddies amouröse Aufmerksamkeiten gefallen haben mußten. Die berühmten sechzigmal bekamen eine neue Bedeutung.
    Am Gordijnensteeg sagte eine südamerikanische Prostituierte zu Wim: »Halber Preis für dich und deine Mutter.« Wenigstens sprach sie gut Englisch. Und weil sie es besser konnte als Holländisch, übernahm Ruth das Reden.
    »Ich bin nicht seine Mutter, und wir wollen auch nur mit Ihnen reden – nur reden«, sagte sie.
    »Es kostet dasselbe, egal, was ihr wollt«, sagte die Nutte. Sie trug einen Sarong mit passendem Halbschalen- BH in einem Blumenmuster, das tropische Vegetation vorgaukeln sollte. Sie war groß und schlank, ihre Haut hatte die Farbe von Milchkaffee, und obwohl ihr die hohe Stirn und die markanten Wangenknochen einen exotischen Zug verliehen, wirkte ihr Gesicht etwas zu kantig.
    Sie führte Wim und Ruth nach oben in ein Eckzimmer. Das Tageslicht, das durch die hauchdünnen Vorhänge hereindrang, verlieh dem spärlich möblierten Raum einen ländlichen Anstrich. Sogar das Bett mit dem Kopfteil aus Kiefernholz und der gesteppten Tagesdecke hätte ebensogut im Gästezimmer eines Bauernhauses stehen können. Genau in der Mitte des breiten Bettes allerdings lag das übliche Handtuch. Kein Bidet, kein Waschbecken, auch keine Möglichkeit, sich zu verstecken.
    Neben dem Bett standen zwei Holzstühle mit geraden Lehnen, der einzige Platz, um Kleidung abzulegen. Die exotische Prostituierte hakte ihren BH auf, legte ihn auf einen Stuhl und schälte sich aus ihrem Sarong; sie trug nur noch einen schwarzen Slip, als sie sich auf das Handtuch setzte. Dann klopfte sie rechts und links von sich auf die Decke, eine Aufforderung an Wim und Ruth, sich zu ihr zu setzen.
    »Sie brauchen sich nicht auszuziehen«, sagte Ruth. »Wir wollen nur mit Ihnen reden.«
    »Wie ihr wollt«, antwortete die exotische Frau.
    Ruth setzte sich neben sie auf die Bettkante. Wim, der weniger vorsichtig war, ließ sich etwas dichter neben ihr aufs Bett plumpsen, als Ruth lieb war. Wahrscheinlich hat er schon wieder einen Ständer! dachte sie. In diesem Moment wurde ihr klar, was in ihrer Geschichte passieren mußte.
    Wie wäre es, wenn die Schriftstellerin spürt, daß der junge Mann sie im Grunde

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