Wizards of Nevermore Bd. 1 - Eine Hexe in Nevermore
tun kann als nur Ihr Café schließen und Sie in die Verbannung schicken.«
Als diesmal die Angst in ihren Augen aufblitzte, hatte er selbst sie ausgelöst. Sie stellte sich vor den Tresen und sah ihn unsicher an. Anscheinend hatte sie begriffen, dass der Welpe, den sie gerade geärgert hatte, sich als Höllenhund entpuppte. Er war ganz sicher, dass sie es wusste. Er war nicht nur ein Drache, sondern auch ein mächtiger Zauberer, der im Reich des Dunklen gewesen und wieder zurückgekehrt war.
»Sie würden mich nicht verbannen.« Cathleen ließ noch immer nicht locker, obwohl sie erschreckt wirkte.
Er verzog seinen Mund zu einem düsteren Lächeln. »Wer sagt das?« Wieder wandte er sich zum Gehen, doch er blieb noch einmal stehen und sah sie über die Schulter hinweg an. »Und damit Sie es wissen: Ich werde Lucinda Rackmores magische Privilegien erweitern und ihr gestatten, in Nevermore zu wohnen. Wenn Sie ihr also das nächste Mal begegnen, seien Sie lieber höflich zu ihr.«
3. KAPITEL
»Wir sind am Arsch«, hallte seine panisch klingende Stimme durch den schwach beleuchteten Keller, als der große schwere Mann die Treppe hinunterstieg. Sein Ziel war ein Tisch mit magischen Objekten. »Wir müssen abhauen.«
»Nein, Lennie.« Eine Person in Schwarz streckte die Hand aus und gebot den hektischen Gesten des Mannes Einhalt, der damit begonnen hatte, sich die Objekte wie wild in die Taschen zu stopfen. »Wir werden uns einfach auf der Zeitachse entfernen.«
»Zwei Tage!«, kreischte sein Kumpel. »Bist du eigentlich total bescheuert? Das Portal …«
»Es öffnet sich bereits.«
»Was?« Der Dicke hielt inne. »Dann sind wir reich. Oder nicht?«
»Du wirst mit Gold überschüttet«, log der andere ihn an. Natürlich wartete Reichtum auf sie – aber nicht von der Sorte, die man ausgeben konnte. Magie. Das brauchte er. Danach verlangte ihn. Das verdiente er. Und Dämonenmagie war die stärkste, die es gab. Er musste einfach nur einen Dämonenlord herbeirufen und mit ihm einen Handel eingehen. Dann würde Gray Calhoun bald in der Hölle schmoren, wo er hingehörte … und die Magie des Hüters wäre sein.
Fünf Jahre hatte es gedauert, bis alle magischen Objekte in seinem Besitz waren, und nun wollte sein Freund sich alles in die Taschen stopfen. Seine Macht war zu sehr durch irdisches Blut verwässert, deshalb war er immer wieder auf Hilfsmittel angewiesen. Doch wenn er erst einmal die Magie besaß, hätte diese elende Schwäche ein Ende. Dann konnte er den Kreis schließen und das zu Ende bringen, was er in seiner Kindheit begonnen hatte. Wenn er stark war, stärker als alle anderen, würden sie die Wahrheit erkennen und sich vor ihm verneigen. Nein, sie würden sich vor ihm zu Boden werfen und ihn anflehen. Er würde ein viel würdigerer Hüter sein als der jämmerliche, bescheuerte Gray Calhoun.
»Ich mache mir Sorgen.«
Sein großer dicker, naiver Freund wurde allmählich lästig.
»Nicht nötig. Alles unter Kontrolle.«
»Miss Ember hat gesagt …«
Er unterbrach ihn mit einem Seufzen. »Wie oft habe ich dir gesagt, dass du auf Embers Geschwätz nichts geben kannst?« Er tätschelte Lennies Schulter. »Hast du deshalb versucht, die Hexe zu überfahren?«
»Ich hielt es für besser, mich um sie zu kümmern, weißt du. Wir brauchen hier keine Rackmore, die alles in Unordnung bringt.«
Wir brauchen auch dich nicht, der alles in Unordnung bringt. Es war ein Fehler gewesen, seinen alten Freund mit ins Boot zu holen. Seine elende Sentimentalität war schuld. Hatte er denn immer noch nicht gelernt, sein Herz zu verhärten? Bisher war Lennie ihm nützlich gewesen, aber bald würde er nur noch stören.
»Leg die Sachen zurück. Ich habe noch einen Auftrag für dich.«
Widerstrebend legte der Mann alle Dinge wieder auf den Tisch und ordnete sie. »Ich dachte, wir hätten alles, was wir brauchen.«
»Haben wir auch.« Er betrachtete den Tisch und sah die Energie, die die durch Zauber geschaffenen Gegenstände zum Glühen brachte. Einen einzigen Gegenstand benötigte er noch – den Schlüssel, der alle anderen Dinge erst benutzbar machte. »Du musst mir versprechen, dass du der Hexe nichts antun wirst. Ich brauche sie noch.«
»Wofür?«
Es gab so viele Unwissende, die den Rackmore-Fluch für eine Seuche hielten. Sie glaubten, wer eine Hexe berühre, verliere automatisch ebenfalls seine Reichtümer. Diese Leute wussten nichts von subtiler Dämonenmagie, von der Schönheit und Genauigkeit des
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