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Wizards of Nevermore Bd. 1 - Eine Hexe in Nevermore

Wizards of Nevermore Bd. 1 - Eine Hexe in Nevermore

Titel: Wizards of Nevermore Bd. 1 - Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
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bringen.
    Obwohl der Bann, den man über sie verhängt hatte, keinerlei Auswirkungen auf andere hatte, kam sie sich selbst manchmal als Bedrohung vor. Eines der einfachsten Zaubergesetze war dieses: Gleiches zieht Gleiches an. Darum lernten Hexen und Zauberer von Geburt an, wie wichtig es war, eine Balance herzustellen. Andererseits gab es auch Wesen mit magischer Begabung, die nicht im Geringsten daran interessiert waren, ein Gleichgewicht zu wahren.
    Sie schnaubte verächtlich. Bernard hatte zwar seine offizielle Stellung im Haus der Raben verloren, doch er mischte immer noch mit. Sie hatte nie genau gewusst, was er für seine einstigen Vasallen organisierte, aber mit Sicherheit war es nichts Gutes. Vielleicht zettelte er in kleinen Ländern Putsche an oder war im Drogenhandel aktiv. So etwas in der Art jedenfalls.
    Plötzlich hupte hinter ihr ein Auto. Sie erschrak fast zu Tode! (So viel zu den verfeinerten Instinkten.) Lucinda wirbelte herum, ihr Herz raste. Die Sohlen ihrer Tennisschuhe waren so abgelaufen, dass sie im Schlamm ausrutschte, und sie sah die Bremslichter des gelben VW Käfers aufleuchten, während sie verzweifelt nach Halt suchte. Ihre Arme ruderten verzweifelt durch die Luft in ihrem Versuch, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, doch die schwere Tasche auf ihrer Schulter ließ ihr keine Chance.
    Für ein paar Sekunden hatte sie ein Gefühl von Schwerelosigkeit – fast wurde ihr übel –, dann landete sie im Straßengraben und fiel seitlich auf ihre Tasche. Das Wasser im Graben war tief genug, dass sie komplett darin versank, doch nicht so tief, dass sie hätte ertrinken können.
    Dabei hätte der Tod eine deutliche Verbesserung ihrer Situation dargestellt.
    Ein Schmerz durchschoss ihre Hüfte, und der Arm, der zwischen Körper und Tasche eingeklemmt war, wurde taub. Wasser durchnässte ihre Jeans und Bluse, und der immer schwerer werdende Umhang zerrte an ihr. Vielleicht würde die Erde sich auftun und sie verschlingen, wenn sie nur lange genug hier liegen bliebe.
    Oder war das zu viel verlangt?
    Offensichtlich.
    Müde und voller Schmerzen setzte Lucinda sich auf und zog ihre Tasche aus dem schlammigen Wasser. War sie vorher schon schwer gewesen, hatte sie jetzt das Gewicht eines Ambosses.
    »Herrje!«
    Durch den starken Wind und Regen gedämpft, war der Ausruf nicht mehr als ein Flüstern. Lucinda sah auf und entdeckte die Kellnerin aus dem Café, die vor dem Graben kniete und ihr eine Hand hinstreckte.
    »Was ist denn mit dir passiert?«, fragte Lucinda, als sie das blaue Auge des Mädchens und ihre aufgeplatzte Lippe sah.
    »Mit mir?« Das Mädchen riss die Augen auf. »Was ist mit Ihnen passiert?«
    »Das ist doch nur Wasser.« Sie starrte auf die schlammige Brühe, die ihre Knöchel umströmte, konzentrierte ihre Zauberkraft und rief dann: »Teil dich!«
    Sofort bewegte sich das Wasser zur Seite und legte den nassen steinübersäten Grund des Grabens frei. Lucinda schob ihre Tasche die Böschung hoch, und die Kellnerin wuchtete sie sich auf die Schulter.
    Nachdem Lucy aus dem Graben geklettert war, hob sie den Zauber auf und dankte im Stillen der Natur für die Energiegabe.
    »Ich bin Lucy.« Sie hielt ihre nicht allzu schlammige Hand der Kellnerin hin und war nur kurz erstaunt, als diese nicht sofort einschlug.
    Schließlich straffte die junge Frau die Schultern und ergriff Lucys Hand. »Ich heiße Marcy. Marcy Munch. Ich weiß, Munch ist ein blöder Name. Die Schulzeit war eine Strafe.«
    »So ist das Leben«, erwiderte Lucinda. »Wer hat dich geschlagen?«
    Marcy wich ihrem Blick aus. »Soll ich Sie mitnehmen? Ich haue ab von hier. Ich habe genug Geld, um mich bis zur Grenze durchzuschlagen.«
    »Du willst nach Mexiko?« Lucinda konnte es nicht verhindern, dass ihre Frage misstrauisch klang. Sie hatte folgende Erfahrung gemacht: Kaum widerfuhr ihr etwas Gutes, folgte darauf die Katastrophe. Deshalb gefiel es ihr gar nicht, dass man ihr ausgerechnet eine Mitfahrgelegenheit dorthin anbot, wo sie hinwollte. War es nicht seltsam, dass Marcy ausgerechnet jetzt die Stadt mit dem Ziel Mexiko verließ?
    »Wollen wir nicht lieber einsteigen?«, schlug Marcy vor. »Bei diesem Sauwetter.«
    Die junge Kellnerin drehte sich um und ging wieder zu ihrem Auto. Lucinda dachte nach. Entweder sie kämpfte sich weiter durch den Regen, bis jemand anders Mitleid mit ihr hatte, oder sie stieg jetzt in Marcys warmen, trockenen Wagen.
    Sie folgte dem Mädchen. Marcy öffnete die vordere Haube und legte Lucys

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