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Wizards of Nevermore Bd. 1 - Eine Hexe in Nevermore

Wizards of Nevermore Bd. 1 - Eine Hexe in Nevermore

Titel: Wizards of Nevermore Bd. 1 - Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
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nicht. Er hatte nur dieses ungute Gefühl in der Magengrube, zwei Tote innerhalb einer Woche und einen mysteriösen Beutel, der offensichtlich unrechtmäßig in Marcys Besitz gelangt war. Lucinda hatte er noch immer nicht befragen können.
    Jetzt öffnete er den Beutel und leerte ihn aus.
    Heraus kullerte ein Augapfel.
    Zumindest sah es so aus. Oval geformt, aus poliertem durchsichtigen Glas oder Kristall. In der Mitte befanden sich ein roter Kreis und darin ein schwarzer Punkt.
    Dieses Ding wollte er nicht anfassen – am liebsten nicht einmal ansehen. Er wusste, es war ein magischer Gegenstand, denn es kribbelte in seinen Fingern, wenn er es berührte. Das ungute Gefühl in ihm wuchs sich zu einer handfesten Übelkeit aus.
    Wie war Marcy an das Auge gekommen?
    Und warum hatte sie es genommen?
    Er würde es Ember zeigen. Am besten sollte er sie auf der Stelle zu seinem Deputy machen. Fürs Erste würde er das Ding im Safe einschließen. Gray höchstpersönlich hatte die Schutzformeln für die Metallbox gesprochen, die im Fußboden unter seinem Schreibtisch eingelassen war. Solange er nicht wusste, was das seltsame Auge darstellte – und was es konnte –, war es unter Verschluss am besten aufgehoben.
    Er steckte es zurück in den Beutel. Es dauerte keine Minute, es im Safe zu sichern. Als er wieder hochkam, knackte es in seinen Knien, und sein Rücken schmerzte leicht. Waren das etwa erste Anzeichen des Alters? Er war doch erst fünfunddreißig – auch wenn er sich an manchen Tagen vorkam wie fünfundneunzig.
    Taylor hatte Gray versprochen, die Hochzeitsdokumente noch am selben Abend fertig zu machen. Gray wollte jedes Schlupfloch vermeiden. Obwohl alle Frischverheirateten eine Urkunde bekamen, die ihren Bund bescheinigte, war es bei magischen Wesen etwas komplizierter. Wenn magische Wesen eine Ehe schlossen, verbanden sich ihre Kräfte. Das geschah automatisch und funktionierte beinahe wie ein Zauberspruch. Einige Wissenschaftler hielten es für eine Art Urreaktion, einen alten Kodex, der zwischen Seelengefährten aktiviert wurde und ihr Fortpflanzungspotenzial stärkte. Denn genau darum ging es – um die Erhaltung ihrer Art. Magische Wesen konnten sich scheiden lassen wie andere Paare auch, nur in ihrem Fall nannte man es »Absolution«, und um sich von seinem magischen Partner trennen zu können, benötigte man die Hilfe von anderen Zauberern oder Hexen. Einhundert Jahre zuvor hatte es noch Gesetze gegeben, die eine Ehe zwischen magischen und weltlichen Wesen für illegal erklärten, obwohl bekannt war, dass bei einer Eheschließung die Zauberkräfte des magischen Wesens nicht auf den weltlichen Partner übergingen. Natürlich gab es auch damals Paare, die sich den Regeln der Gesellschaft widersetzten und heimlich heirateten. So war die menschliche Rasse nun mal programmiert: immer auf der Suche nach einer Brücke, die die Gräben verband … nur um diese Brücke dann zu zerstören.
    Taylor begriff immer noch nicht, wieso Gray die kleine Schwester von Kerren geheiratet hatte. Kerren war Kahls Handlangerin. Sie machte sich für ihn die Hände schmutzig. Und wenn man den Gerüchten Glauben schenken wollte, erledigte sie jeden noch so unappetitlichen Auftrag. Immer wieder gab es Versuche, sie aufzuhalten, doch sie war eine Halbdämonin und unsterblich. Alle Anschläge auf sie richteten nichts aus, und sie entkam immer ihren Häschern.
    Taylor hatte langsam die Nase voll von Puzzlespielen.
    Er hievte sich aus seinem Schreibtischstuhl. Am liebsten würde er sich jetzt ins Bett legen und bis zum Morgen durchschlafen. Verdammt. Er wurde wirklich alt.
    Irgendwo in Arlenes Schreibtisch mussten die Hochzeitsurkunden sein – sie bewahrte die Originale auf. Sie war genauso gut organisiert und pingelig wie er, daher konnte er gut damit leben, dass sie sich um diese nervigen Formulargeschichten kümmerte.
    Gähnend ging er von seinem Büro in den kleinen Flur mit dem schwarz-weiß gekachelten Fußboden und knipste das Licht an. Ungläubig starrte er auf Arlenes Schreibtisch.
    Ein einziges Chaos.
    Papiere quollen aus dem Posteingangsordner. Akten lagen geöffnet herum, in einer Ecke stand eine halb volle Tasse.
    Unter dem Schreibtisch lag Arlenes Handtasche, in der sie für den Fall der Fälle einen Revolver aufbewahrte. Das missfiel Taylor zwar, doch sie wollte sich von ihrer Fünfundvierziger nicht trennen. Also hatte er sie mit der Waffe vertraut gemacht und ihr einen ordnungsgemäßen Waffenschein ausgestellt.
    Niemals

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