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Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Titel: Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Belkowski
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selbstverliebte und nicht allzu gescheite Leute, die offensichtlich unfähig waren, sich psychologisch den Partnern und Situationen anzupassen, konnten Sobtschak hier nicht von Nutzen sein. Also nahm Putin wie eine Flüssigkeit oder ein Gas nach und nach (und übrigens recht schnell) praktisch den gesamten ihm zugewiesenen Raum ein.
    Auf dieselbe Weise und in derselben Zeit wurde Boris Jelzin von seinem Chefleibwächter Alexander Korschakow »in Gebrauch genommen«, nachdem er seinen »Leib« für viele andere Mitstreiter unerreichbar gemacht hatte. Vom Charakter ihrer Wechselbeziehung erinnert das Paar Korschakow–Jelzin überhaupt in vielem an die Allianz Putin–Sobtschak, insbesondere was die Anfangsphase ihrer Zusammenarbeit betrifft. Allerdings kam Putin danach noch ziemlich weit, während Korschakow sich mit seinem Chef überwarf und von der Bühne der Geschichte in den Orchestergraben hinabstürzte.
    Nachdem die Rostwasserdusche sowjetischer Privilegien überstanden war, forderte die halbhungrige Zeit Anfang der 1990er-Jahre für eine neue Kaste von Herrschern ein Minimum an Komfort und Bequemlichkeit. Man wollte einen Biberpelz anstelle einer Kalbfellkappe und ein ordentliches Bankett mit einer Flasche Cognac pro Nase statt eines Herings für drei. Die Geliebte sollte nicht mehr in einem Schiguli herumkutschiert werden, sondern zumindest in einem gebrauchten, aber dicken Westauto. Deswegen waren nun Profis in Sachen Komfort und Bequemlichkeit gefragt, und zwar nicht einfach nur als Gehilfen, sondern als »Hausmeister« mit den Zusatzfunktionen eines Offiziers der Staatssicherheit.
    Als Mitte der 1990er-Jahre der erste Hunger der neuen Landesväter der Russischen Föderation gestillt war, wurden die Massenmedien das Hauptproblem. Den etwas klügeren Kammerjunkern (Putin, Patarkazischwili) gelang es, sich kurzerhand umzustellen. Korschakow hingegen kam es nicht in den Sinn, im Juni 1996 aus eigenem Wunsch Pressesprecher der Familie Jelzin zu werden – sonst wäre ihm das Glück bis heute treu geblieben.

Kapitel 5: Krimineller Vergil – Putin und die Gangsterwelt von Petersburg
    Diejenigen, die nach der derzeitigen russischen Klassifizierung dem »demokratischen« Lager zuzurechnen sind, vertreten üblicherweise die Auffassung, Wladimir Putin habe seinem politischen Vater Anatoli Sobtschak geholfen, einen Kontakt zu den Organen des KGB herzustellen, die im Juli 1991 angeblich die nördliche Hauptstadt kontrollierten. Das trifft wohl kaum zu, und zwar aus mindestens zwei Gründen.
    Wie seltsam es für Uneingeweihte auch klingen mag: Der KGB der UdSSR hatte bei aller seiner äußeren Stärke in der späten Sowjetunion keine politische Macht. Bereits Josef Stalin hatte die Leiter der Geheimdienste wissen lassen, dass sie, selbst wenn ihnen ein breites Arsenal administrativer und technischer Möglichkeiten zur Verfügung gestellt wurde, politisch gänzlich von ihm abhängig waren – dem Lenker des Landes und Führer der Kommunistischen Partei. Ebenso war es unter Leonid Breschnew. Der KGB der UdSSR verfügte im August 1991 über eine ausgedehnte Machtstruktur, die durch die Verfassung und die Gesetze durchaus legitimiert war, tat aber nichts dafür, um die Katastrophe und den Zerfall des sowjetischen Machtapparats abzuwenden.
    Als junger Mann habe ich es mit eigenen Augen gesehen: Am 22. August 1991 holte eine Menschenmenge die gigantische Statue des Gründers der »blutigen Staatssicherheit«, Feliks Dzierżyński, vom Sockel, und Tausende bewaffneter Tschekisten schauten schweigend durch die düsteren Scheiben des berüchtigten Gebäudes an der Lubjanka zu. Sie hatten keinen Befehl erhalten und konnten uns, den unbewaffneten Moskauern, die trunken waren von der unerwarteten Befreiung vom sowjetischen Totalitarismus, nichts entgegensetzen.
    Im August 2001, als in Russland einigermaßen ausgiebig das zehnjährige Jubiläum des Putsches des Staatlichen Komitees für außergewöhnliche Zwischenfälle, also faktisch der Zusammenbruch der Sowjetunion gefeiert wurde, fragte ein Korrespondent der Nesawissimaja gaseta den letzten Vorsitzenden des KGB der UdSSR, Wladimir Krjutschkow: Und warum hat die allmächtige Lubjanka ihren Staat nicht gerettet? Er erhielt die Antwort, eine Entscheidung dieser Größenordnung hätte der Oberste Sowjet der UdSSR zu treffen gehabt, und der habe es nicht mehr geschafft, sich zu versammeln.
    Später haben die Veteranen des KGB natürlich mündlich und schriftlich in unzähligen

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