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Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Titel: Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Belkowski
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bekommen sollte, der Deal war schließlich nicht ihretwegen geplatzt. Schließlich war also auch die Deutsche Bank zufrieden, erinnert sich Loschewski: Man hatte das Risiko einer Rufschädigung vermieden und trotzdem Geld verdient.
    In Putins Umfeld wuchs das Vertrauen in Warnig. 2003 wurde der Bankier Mitglied des Direktorenrats der Bank Rossija, die Freunden des Präsidenten gehörte. Er war freundlich zu den Hauptaktionären und ein achtbarer Direktor mit Verbindungen zu anderen internationalen Banken. An Rossija verkaufte Gazprom 2004 den Eigenversicherer Sogaz, ein Unternehmen, das daraufhin schnell neue Kunden in Form von staatlichen Firmen gewann und wuchs. Über Sogaz erlangten sie die Kontrolle über Leader JSC, die über 43 Prozent der Gazprombank verfügte. Als der Aufsichtsratschef von Rossija, Juri Kowaltschuk, später Fernsehsender sowie Reklame- und Zeitungsvertriebe aufgekauft hatte, wurde er mit seiner Bank zum Medienmogul.
    Warnigs Loyalität wurde jedoch erst mit dem »JUKOS-Fall« so richtig auf die Probe gestellt, als das Imperium von Michail Chodorkowski wegen Steuerschulden unter den Hammer kam. Zunächst stand 2004 das Herzstück von JUKOS, die Juganskneftegaz, zum Verkauf. Die Regierung bestellte die DrKW als Gutachter. Diesen Auftrag erhielt Warnigs Bank ohne eine vorherige Ausschreibung. »Ich bin nicht sicher, ob viele Investitionsbanken daran hätten teilnehmen wollen wegen des Risikos einer Rufschädigung«, meint die Analytikerin von Standard & Poor’s Elena Anankina.
    Indem sie sich der Begutachtung von Juganskneftegaz annahm, geriet die Dresdner Bank in eine heikle Situation. Nimmt man den Marktwert, ist der Auftraggeber unzufrieden. Senkt man den Preis, wird es einem die Wirtschaftswelt wohl kaum vergessen können. Die Dresdner Bank zog sich aus der Affäre, wenn auch nicht sonderlich elegant: Sie schätzte Juganskneftegaz auf 18,6 bis 21,1 Milliarden Dollar, jedoch ohne die Schulden zu berücksichtigen. Aber die Dresdner Bank war auf Nummer Sicher gegangen: Unter Berücksichtigung der Steuerforderungen konnte der Wert des wichtigsten Förderunternehmens JUKOS (Juganskneftegaz) auf 10,4 Milliarden Dollar sinken. Im Falle des Verkaufs eines Minderheitenpakets wurde ein Diskont von 15 bis 60 Prozent vorgesehen.
    Selbstverständlich zogen die Beamten letztere Variante vor: 76,8 Prozent von Juganskneftegaz (100 Prozent gewöhnlicher Aktien) wurden für 8,6 Milliarden Dollar verkauft. Käufer wurde die Eintagsfliege Baikalfinanzgroup, die wenige Tage später von Rosneft aufgekauft wurde. Der Vorstandsvorsitzende von JUKOS, Steven Theede, nannte den Verkauf von Juganskneftegaz einen »von der Regierung organisierten Diebstahl als politischen Racheakt«. Dieselbe Einschätzung (»Raubüberfall am helllichten Tag«) gab Andrei Illarionow ab, der damals Putins Berater in Wirtschaftsfragen war.
    Aber der Dresdner Bank wurden keine Vorwürfe gemacht, erinnert sich der ehemalige Jurist von JUKOS, Dmitri Gololobow: »Die Schätzung der Bank war marktnah, da gibt es nichts zu bekritteln.« Warnigs Bemühungen wurden honoriert. Die Dresdner Bank übernahm eine Beraterfunktion bei der anstehenden Verschmelzung des erstarkten Rosneft mit Gazprom (die dann aber doch nicht zustande kam). Warnig hatte danach noch des Öfteren staatliche Interessen zu befriedigen. 2005 war er beteiligt an der Syndizierung eines Kredits über 7,5 Milliarden Dollar für die staatliche Rosneftegaz. Für das Geld kaufte die Firma bei ihren »Töchtern« 10,74 Prozent der Aktien von Gazprom. Ein weiteres Jahr später war die Dresdner Bank Mitorganisator des Börsengangs von Rosneft.
    Es scheint, als sei Warnig ein überaus erfolgreicher Mann: Er ist einflussreicher Chef der Nord Stream, der schnell wachsenden Gazprom Schweiz, Mitglied der Direktorenräte dreier großer staatlicher Unternehmen mit überschaubaren Funktionen. Dieses idyllische Bild wurde zerstört, als die En+ Group unter der Kontrolle von Oleg Deripaska Warnig in den Direktorenrat von UC Rusal holte. Der deutsche Fachmann für versteckte, stille Transaktionen fand sich wieder in der Hölle eines Korporationskrieges der größten Aluminiumfirma der Welt.
    Dennoch wäre es naiv, wie viele zu glauben, dass Putin es war, der Warnig Oleg Deripaska aufgezwungen hat. Es war eher anders herum. Viele Jahre hatte Deripaska als Hauptaktionär von Rusal politische Rückendeckung durch die Familie Boris Jelzins erhalten: Im Jahr 2001 heiratete der Geschäftsmann

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