Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
Stolz – so ganz allein in der großen Stadt. Es nieselte und nebelte, und ich war glücklich. Aber wo waren die Berge? Ich hatte fest geglaubt, München läge zu Füßen der Alpen, so hatte ich es auf unzähligen Postkarten und im Fernsehen gesehen – und war erst mal enttäuscht, dass ich sie nicht sehen konnte. Heute weiß ich, dass ich trotzdem nicht so falschlag. Besonders, wenn ich auf der 30-Meter-Drehleiter stehe und wir Föhn haben. Da sind die Berge dann auch in München zum Greifen nah.
Auf mein Vorstellungsgespräch beim Roten Kreuz war ich besser vorbereitet als auf die U-Bahn. Ich zählte meine Argumente für meinen Berufswunsch auf und wusste auch detailliert, was mich erwartete. Mein Gesprächspartner nickte oft und gab mir zu verstehen, dass ihm meine Antworten gefielen. Doch ich war nicht die Einzige, die sich bewarb. Und eine Zusage für die Schule würde ich nur bekommen, wenn ich einen Praktikumsplatz nachweisen konnte. Den musste ich mir jedoch selbst suchen. » Und leider, Frau Wedel«, machte mir mein Gesprächspartner keine falschen Hoffnungen, » ist das zurzeit ziemlich schwierig.«
Ja, das war es allerdings. Sehr schwierig sogar. Für mich begann eine emotionale Achterbahnfahrt von Hoffen zu Bangen. Ein Angebot zerschlug sich im vorletzten Moment – und dann hatte ich doch noch Glück. Einen Tag vor Ablauf der Frist ergatterte ich einen Platz in Weißenburg-Gunzenhausen bei Schwabach. So konnte ich Ende 1999 meine zweijährige Ausbildung zur Rettungsassistentin beim Roten Kreuz an der Schule in Jettingen beginnen, weit weg von daheim im schwäbischen Bayern.
Der Abschied von meinen Freunden und Freundinnen verlief mit gemischten Gefühlen. Nicht alle teilten meine erwartungsvolle Fröhlichkeit, nicht alle fanden meine Pläne gut. Sie machten sich Sorgen um mich.
» Da muss man doch schlimme Dinge sehen. Blut und so …« – meine Freundin Christine runzelte die Stirn.
» So lange sich keiner übergeben muss, schaff ich das. Ich will nur nicht zuschauen müssen, wenn sich einer übergibt, weil ich mich dann vielleicht ebenfalls übergeben muss«, brachte ich meine größte Sorge auf den Punkt.
Christine starrte mich an. » Das ist dein einziges Problem? Dass einer kotzt?«
Ich nickte.
» Aber da können viel schlimmere Sachen passieren. Abgerissene Gliedmaßen und so.«
» Es können auch total schöne Sachen passieren«, erinnerte ich sie. » Man kann Schmerzen stillen, Menschen retten, bei Geburten helfen.«
» Als Floristin kannst du anderen auch eine Freude machen.«
» Aber keine Menschenleben retten.«
» Floristin hat dir doch immer gefallen.«
» Ja schon. Jetzt weiß ich aber, wie das ist, und will was anderes machen. Es gibt noch so viel, wofür ich mich interessiere. Astrophysik zum Beispiel, Zeichnen, überhaupt die ganze Medizin, die Natur, welche Tiere im Wald wohnen, wie ein Telefon funktioniert, tauchen würde ich gern und mehr über Archäologie und die Zeit von der Antike bis zum Mittelalter wissen, Sternbilder finde ich spannend und Mondfinsternis …«
Christine lachte. » Vielleicht solltest du lieber Astronautin werden?«
» Da ist es quasi aussichtslos, einen Praktikumsplatz zu finden.«
Christine prustete noch lauter los. Dann wurde sie ernst. Aber nur im Spaß. Sie zog die Stirn kraus und sagte bedächtig: » Also ein Grund für die Rettungsassistentin fällt mir schon ein.«
» Ja?«, fragte ich neugierig.
» Floristen, das sind doch alles Frauen, oder?«
» Überwiegend.«
» Bei den Rettungsassistenten gibt es eine Menge Jungs. Da hast du die beste Auswahl.«
Entgeistert starrte ich sie an. » Das ist doch kein Grund!«
» Für mich wär es der einzige«, behauptete Christine augenzwinkernd.
Ich glaubte ihr kein Wort. Aber recht hatte sie trotzdem. Und die Tatsache, dass ich als Mädel in einem typischen Jungsberuf anfing, hat auch zu einigen Herausforderungen geführt. Nicht nur im Rettungsdienst, sondern auch bei der Feuerwehr …
Die Schlange an der großen Glocke
Licht – Gong: Meichelbeckstraße, das erste HLF , eine Schlange einfangen
Schlangen sind mir suspekt. Ich weiß nicht, warum, ich hatte nie ein schlimmes Erlebnis mit einer Schlange – und mag sie trotzdem nicht. Was ich eigentlich auch nicht unbedingt an die große Glocke hängen will. Von mir aus hätten die Schlangen weit weg von der großen Glocke bleiben können. Und das erst recht im Kreis meiner Kollegen. Sobald einer von uns nämlich eine Schwäche zeigt,
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