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Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Titel: Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Wedel
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mit.
    Wenn Kinder in Lebensgefahr sind, rückt die große Armada aus: HLF , Rettungswagen, der » normale« Notarzt und eben der Kindernotarzt. Die Polizei wird vor Ort sein und eventuell später das KIT , das Kriseninterventionsteam, um die Eltern zu betreuen.
    Wir fliegen förmlich durch die Stadt voller Ungewissheit, ob wir wohl noch rechtzeitig kommen. Kinder haben oft einen Schutzengel, aber ein Sturz vom zweiten Stock, womöglich auf Beton …
    Endlich sind wir da. Ein Wohnblock, grau, viele kleine Balkone … aber … keine Leute? Auch noch keine Kollegen, keine Polizei. Wir springen aus dem HLF und rennen zum Haus, um das Haus herum. Nirgends finden wir ein verletztes Kind.
    » Da sind Sie ja endlich!« Eine völlig aufgelöste, korpulente Frau in rostbrauner Schürze mit Kochlöffelmotiven kommt uns schwer atmend entgegen. » Mein Maxi, mein Maxi!«
    » Wo?«
    » Er ist weg!«, schluchzt die Frau.
    » Wie weg?«, fragt unser Gruppenführer ungeduldig.
    » Vom Balkon ist er gefallen. Da oben!« Die Frau weist an der Hausfassade entlang. » Und jetzt ist er nicht mehr da. Und er ist doch erst zwei Jahre alt.«
    Ja, das wussten wir. Zweijähriges Kind vom Balkon gestürzt.
    » Maxi!«, ruft die Frau plötzlich. Sie reißt den Mund auf und zeigt auf eine Kastanie. » Da ist er ja! Maxi! Mein Maxi!«
    Der Gruppenführer holt tief Luft. Er sieht so aus, als ob er gleich platzt. Vor Wut oder vor Lachen? Wir entscheiden uns alle gleichzeitig fürs Lachen: Maxi ist ein zweijähriger schwarz-weißer Kater.
    Mit munteren Sprüchen und gut gelaunt bergen wir das Tier aus dem Baum. Es ist auf den ersten Blick nicht verletzt, nur sehr erschrocken.
    » Am besten, Sie lassen ihn von einem Tierarzt untersuchen«, empfiehlt der Gruppenführer.
    » Ja! Ja! Natürlich! Mein Maxi!«, schluchzt die Frau, außer sich vor Erleichterung, ihren Kater in Sicherheit zu wissen. Auf einmal fällt sie dem Gruppenführer um den Hals und busselt ihn mehrmals ab, wie man in Bayern sagt. Er trägt es mit Fassung. Die Heimfahrt verläuft in heiterer Stimmung. Niemand erinnert Schmidi an den direkten Weg.
    Es geht übrigens auch andersrum: Unvergessen ist mir jener Einsatz, der mich kalt erwischte, beziehungsweise unter der Dusche. 24 Stunden Dienst sind lang, und es gibt immer eine Menge runterzuwaschen. Ob nach einem Brandeinsatz, dem Dienstsport oder einem Übungseinsatz. Ich hatte mich eben erst eingeseift, da ging der Alarm los. Ohne zu zögern, griff ich nach meinen Klamotten. Die wehrten sich. Die Socken wollten nicht über die nassen Füße. Auch Schimpfen half nicht. Irgendwie schaffte ich es trotzdem, mich anzuziehen – und bereute es schon bald heftig, denn ein unstillbarer Juckreiz ließ mich schier aus der Haut fahren. Seither weiß ich: Immer erst die Seife abspülen!
    Der Alarm klang sehr ernst. Ein Kind war bewusstlos, lag auf dem Küchenboden und bewegte sich nicht mehr. Wieder rückte die ganze Armada aus, der Kindernotarzt vorne weg. Am Ort des Einsatzes angekommen, stellte sich heraus, dass der » Bub, der wo sich nimmer rührt«, der 42-jährige Sohn der Anruferin war.
    Bei der Feuerwehr brennt nichts an
    Die Ringelnatter und der kleine Maxi haben uns um unsere Pause um 9 Uhr gebracht. Da gibt es Semmeln und Brezen, und was der Küchendienst eben noch eingekauft hat. Essen spielt eine zentrale Rolle bei der Feuerwehr. Miteinander kochen, miteinander essen – das stärkt die Gemeinschaft. Es gibt keinen festen Koch, sondern es kocht ein Feuerwehrmann, und ein paar Kollegen arbeiten ihm zu. Manchmal hat man Glück und ein gelernter Koch ist im Haus. Wie seinerzeit Joseph. Der ist nun leider in Pension. Viele schwärmen noch heute von seinem Schweinebraten. Als Veganer würde man bei der Feuerwehr verhungern. Zum Frühstück gibt es Wurstsemmeln, zur Brotzeit Weißwürste, Bockwürste, Debreziner und Leberkäs, mittags Kotelett, Schnitzel, Schweinebraten, Rouladen, Gulasch und so weiter. Meistens ist das Essen deftig. Ja, Eiweiß kann auch in pflanzlicher Form aufgenommen werden. Doch damit würde man bei der Feuerwehr nicht durchkommen. Beziehungsweise nur einmal, und dann gäbe es eine Meuterei auf der Wache.
    Immer, wenn ich in meiner ersten Zeit als Feuerwehrfrau Küchendienst hatte, war ich total aufgeregt. Nervöser als bei einem Einsatz. Schließlich musste ich für 50 Leute kochen. Und denen sollte es schmecken. Nicht bloß das Kochen forderte meine gesamte Konzentration, ich musste das Essen vorher ja auch planen

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