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Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Titel: Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Wedel
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Kantine. Manchmal ist es nicht leicht, die einzige Frau unter so vielen Kerlen zu sein. Ich falle überall auf, stehe ständig unter Beobachtung. Frauen haben Angst vor Schlangen, das weiß doch jeder. Und vor Mäusen und Spinnen auch. Wehe, ich rufe mal » Iiii«, wenn mir eine Spinne übers Gesicht krabbelt. Ich habe nichts gegen Spinnen. Aber die anderen vermuten das einfach, weil ich eine Frau bin. Männer können sich gruseln oder ekeln – es würde kaum auffallen. Weil man es nicht erwartet.
    Seufzend schraube ich die Wasserflasche auf und will gerade trinken, da ertönt der Gong. Ich horche auf. Das gilt uns! Dem ersten HLF . Und was ich höre, klingt nicht gut.
    Der Balkonsturz des kleinen Maxi
    Licht – Gong: Hans-Mielich-Straße, das erste HLF , First Responder, Kind, Sturz aus großer Höhe
    Wenn es um Kinder in Not geht, ist die Anspannung bei der Feuerwehr hoch. Viele meiner Kollegen sind Väter. Aber auch sonst gehen einem Einsätze für Kinder immer besonders nah. Bei der Feuerwehr gibt es einen eigenen Notarzt für Kinder. Der rückt tagsüber von einer der vier Kinderkliniken in München aus, die im wöchentlichen Turnus diesen Dienst wechseln, nachts direkt von der Feuerwache 1.
    Schmidi schaut bedrückt. Nein, das ist kein guter Tag. Erst kein Frühstück und dann auch noch ein Kind. First Responder bedeutet, dass professionelle Erste Hilfe geleistet werden muss. Zu allen Einsätzen, die der Reanimation bedürfen könnten, rückt neben Notarzt und Rettungsdienst auch ein Feuerwehrauto zur medizinischen Erstversorgung aus. Was wie Überversorgung wirken mag, kann Leben retten. In einer Reanimationssituation braucht man viele Hände, um möglichst schnell alle nötigen Maßnahmen durchzuführen: Infusionen legen, Medikamente vorbereiten, Atemwege sichern, Angehörige betreuen, Klinikplatz organisieren. Bei der Herzdruckmassage muss der Helfer abgelöst werden. Studien haben gezeigt, dass Konzentration und Kraft nach zwei Minuten nachlassen. Die Herzdruckmassage ist sehr anstrengend. Eine Frequenz von 100 Schlägen pro Minute muss in einem gleich bleibenden Rhythmus gehalten werden. Der drückende Helfer muss mitzählen, denn nach 30 Kompressionen folgen zwei Beatmungen. Wir beatmen nicht von Mund zu Nase, wie man es im Erste-Hilfe-Kurs lernt, sondern mit einfachen Beatmungshilfen wie beispielsweise einem Beatmungsbeutel, der mit Sauerstoff geflutet wird. Bei der Thoraxkompression müssen mindestens fünf Zentimeter des Brustkorbes zusammengedrückt werden, das entspricht in etwa der Größe eines Tennisballs. Jedes HLF ist mit einem Defibrillator ausgerüstet. Mit diesem Schockgeber können durch gezielte Stromstöße Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern beendet werden. Seit den 1990er-Jahren verfügen nicht nur Krankenhäuser und Rettungsdienste über diese Geräte, sondern auch öffentlich zugängliche Gebäude wie beispielsweise Bahnhöfe oder Flughäfen. Selbst medizinische Laien können Defibrillatoren anwenden: Mit einem Knopfdruck startet ein Sprachmenü und erklärt Schritt für Schritt, was zu tun ist. Jede Sekunde zählt!
    Je schneller in einer Reanimationssituation ein Kammerflimmern beendet wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Erkrankte oder Bewusstlose keine gravierenden neurologischen Schäden erleidet.
    Da die Feuerwachen im Stadtgebiet breit gestreut sind, ist das HLF oft schneller an einem Einsatzort als der Notarzt. Auf jedem HLF fährt mindestens ein Rettungsassistent mit, alle anderen Feuerwehrler sind ausgebildete Rettungssanitäter. Die Bezeichnung ist irreführend. Man ist versucht zu glauben, der Sanitäter sei kompetenter als der Assistent. Doch es ist genau umgekehrt. Rettungsassistenten wie ich haben eine zweijährige Berufsausbildung mit Abschlussprüfung absolviert, Rettungssanitäter dagegen nur lediglich Kurse im Umfang von 520 Stunden. Trotzdem hört man bei der Feuerwehr gerne mal den Spruch: » Grüß Gott, ich bin der Sanitäter, und das ist mein Assistent.«
    Bei einem Kindereinsatz verstummen jedoch selbst die größten Sprücheklopfer. Die Stimmung ist angespannt, oft bedrückt. Der Gruppenführer liest das Alarmfax und teilt uns mit, dass das Kind aus dem zweiten Stock vom Balkon gestürzt ist. Innerlich bereiten wir uns auf den Einsatz vor. Was werden wir benötigen? … die richtige Maskengröße zum Beatmen … wir haben keine kleine Kinderhalskrause an Bord … wie lange würde der Kindernotarzt brauchen? … der führt die sicher

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