Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
nehmen die Späßchen kein Ende mehr. Vor einigen Jahren hat Schmidi sich auf dem Weg zum Einsatz einmal verfahren. Seitdem heißt es gnadenlos jedes Mal, wenn er am Steuer des HLF sitzt: » Schmidi, aber bitte auf dem direkten Weg.«
Eine Schlange also, denke ich, während ich den Sicherheitsgurt im HLF zuklicke, und versuche, ruhig zu bleiben. Eine Schlange ist bloß ein Tier. Zwar ein Reptil, aber das ist ja auch nur ein Tier, rede ich mir zu und beschließe vorsichtshalber, mich bei diesem Einsatz wenn möglich im Hintergrund zu halten und mir auf keinen Fall etwas anmerken zu lassen. Das Glück zwinkert mir zu, denn Michi fährt mit uns. Schlangen sind sein Hobby. Ich will lieber nicht wissen, wie es in seiner Wohnung aussieht …
Unterwegs hören wir über Funk, dass die Schlange auf der Straße liegt und schon gesichert ist: Jemand hat einen Korb über sie gestellt. Ferner erfahren wir, dass es sich bei dem Reptil um eine Würgeschlange oder Giftschlange von mindestens vier Metern handelt. Grün schillernd, züngelnd und laut zischend. » Womöglich eine grüne Mamba«, hat ein Hobby-Herpetologe telefonisch gemeldet. Mein Hals wird eng. Natürlich weiß ich, dass Anrufer oft übertreiben, denn Angst beflügelt die Fantasie. Meine allerdings auch. Bloß nichts anmerken lassen!
Als wir den Ort des Grauens erreichen, lasse ich meinen Kollegen den Vortritt. Michi ist gerade dabei, den Korb von der Schlange zu lupfen, als ich mich mit Sicherheitsabstand aufstelle.
» Na, wen haben wir denn da?«, fragt er in Richtung des Asphalts, bückt sich und hebt etwas hoch. Dann lacht er. » Na, du bist mir ja eine ganz gefährliche Mörderbestie!«
Die Kollegen lachen. Es klingt erleichtert. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein. Die Schlange ist jedenfalls weder giftig noch gefährlich: eine junge Ringelnatter mit einer stattlichen Länge von zirka 35 Zentimetern. Man erkennt sie an den gelb-orangen Halbmonden hinter den Ohren. Ringelnattern stehen unter Naturschutz. An der Isar leben einige – gut getarnt in ihrer braun-grau-grünlichen Haut. Sie sind sehr scheu und für Mensch und Tier absolut ungefährlich. Also auch für mich.
» Und jetzt?«, fragt Ralf.
» Auf der Straße können wir sie nicht liegen lassen«, meint Martin.
» Logisch, natürlich nicht«, stimmt Andy zu.
Und das war auch meine Meinung. Sie würde überfahren oder aus Angst zertreten werden. Kinder könnten sie aus naturwissenschaftlichem Interesse quälen.
» Ich hol mal die Bienenkiste«, seile ich mich kurz ab.
Als ich zurückkomme, stinkt es gewaltig um meine Kollegen herum. Michi lacht. » Typisch Ringelnatter. Das ist eine Abwehrreaktion. Der gefällt das nicht, was wir mit ihr machen. Das stinkt der.«
Ich gebe ihm die Kiste, vorsichtig verstaut er das Reptil. » Und jetzt suchen wir ein schönes ruhiges Plätzchen in der Nähe, Hauptsache weg von der Straße.«
» Am besten, wir fahren ein paar Meter«, meint Schmidi.
Wir sind uns einig und steigen ins HLF . Die Kiste ruht zirka 80 Zentimeter entfernt von mir auf Michis Schoß. Obwohl keine Gefahr besteht, fühle ich mich nicht wohl und schaue aus dem Fenster, als gäbe es dort etwas besonders Interessantes zu beobachten.
» Halt amal!«, fordert mich Michi da auf. Aus dem Augenwinkel sehe ich etwas Längliches, das er in meine Richtung schwenkt. Ich denke nichts, aber mein Körper reagiert. Schwupps sitze ich auf dem Schoß von Markus mir gegenüber. Erst dort erkenne ich, dass Michi mir einen vom Sitz gerutschten Gurt hat reichen wollen. Die Ringelnatter befindet sich nach wie vor gesichert in der Kiste.
Nach einem Moment der Verblüffung brechen meine Kollegen in Lachen aus. Schnell setze ich mich zurück auf meinen Platz. Doch es hilft alles nichts: Von einem Moment auf den anderen bin ich enttarnt. Jetzt wissen sie alle Bescheid. Und werden es nie mehr vergessen.
» Schmidi, fahr in die Auen. Aber auf’m direkten Weg!«
An der Isar öffnet Michi die Kiste. Schnell verschwindet die Ringelnatter im Gestrüpp.
» Manu, fang!« Ralf wirft mir einen Zweig zu.
Gelächter. Auf dem Weg zum Auto muss ich noch einige Schlangenattrappen bändigen.
Zurück auf der Wache, nimmt mich unser Gruppenführer beiseite. » Soll ich dir was sagen?«, fragt er mich und fährt fort, ohne meine Antwort abzuwarten. » Ich kann Schlangen nicht ausstehen und bin froh, wenn sich jemand anderes um solche Einsätze kümmert.«
Nachdenklich hole ich mir eine Flasche Wasser aus der
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