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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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ersten Treppenabsatz Bücher zu sehen, doch dort stand stattdessen ein großes Himmelbett. Catrine und Jehanne brachten mir eine mit Schnitzereien verzierte Schatulle für meinen neuen Schmuck, füllten die Waschschüssel und hantierten mit frischem Leinen. Matthew setzte sich vor den Kamin, zog sich die Stiefel von den Füßen und griff, als er damit fertig war, nach einem Glas Wein.
    »Euer Haar, Madame?«, fragte Jehanne mit einem zweifelnden Blick auf meinen Mann.
    »Um das kümmere ich mich«, antwortete Matthew schroff, den Blick fest ins Feuer gerichtet.
    »Wartet«, sagte ich, zog die mondförmigen Haarklammern aus meinen Zöpfen und legte sie in Jehannes offene Hand. Sie und Catrine nahmen mir den Schleier ab und verschwanden. Ich stand neben dem Bett, während Matthew am Kamin lagerte, die Füße auf eine der Kleidertruhen gestützt.
    Sobald die Tür ins Schloss gefallen war, setzte Matthew das Weinglas ab und kam auf mich zu, schob die Finger in mein Haar und löste mit einem zarten Zupfen innerhalb weniger Sekunden das auf, was die Mädchen in einer knappen halben Stunde kunstvoll zusammengesteckt hatten. Er warf den Perlenstrang beiseite. Die Haare fielen mir über die Schultern, und Matthews Nasenflügel begannen zu beben, als er meinen Duft einatmete. Wortlos zog er meinen Leib gegen seinen und presste die Lippen auf meinen Mund.
    Trotzdem gab es Fragen, die zuvor gestellt und beantwortet werden mussten. Ich wich ihm aus.
    »Matthew, bist du sicher …?«
    Kalte Finger glitten unter meine Halskrause und erspürten die Bänder, mit denen sie an meinem Mieder befestigt war.
    Schnipp. Schnipp. Schnipp.
    Das steife Leinen löste sich von meinem Hals und fiel auf den Boden. Matthew öffnete die Knöpfe, die mein Kleid geschlossen hielten. Er beugte sich vor und gab mir einen Kuss auf die Kehle. Ich musste mich an seiner Schulter festkrallen.
    »Matthew«, keuchte ich. »Es geht um …«
    Er brachte mich mit einem weiteren Kuss zum Schweigen und hob gleichzeitig die schwere Kette von meinen Schultern. Wir lösten uns kurz voneinander, sodass Matthew sie über meinen Kopf streifen konnte. Dann öffneten seine Hände die gezackte Linie von Stofflappen über dem Ärmelansatz. Seine Finger glitten am Saum entlang und suchten nach einem Schwachpunkt in dem Bollwerk meines Gewandes.
    »Da ist es ja«, murmelte er, bog den Finger um das Band und zog entschlossen an. Erst ein Ärmel, dann der zweite glitten an meinem Arm abwärts und zu Boden. Matthew schien sich kein bisschen daran zu stören, aber immerhin war das mein Hochzeitskleid und nicht leicht zu ersetzen.
    »Mein Kleid«, beschwerte ich mich und wand mich aus seiner Umarmung.
    »Diana.« Matthew hob den Kopf und hielt mich an der Taille fest.
    »Ja?«, fragte ich atemlos. Ich versuchte den Ärmel mit der Schuhspitze an einen Fleck zu schubsen, an dem er nicht so leicht zerdrückt wurde.
    »Der Priester hat unsere Ehe gesegnet. Das ganze Dorf hat uns Glück gewünscht. Es wurde gefeiert und getanzt. Ich hätte gedacht, wir könnten den Abend beenden, indem wir uns lieben. Aber du scheinst dich nur für deine Anziehsachen zu interessieren.« Er hatte ein weiteres Spitzenensemble entdeckt, mit dem eine Handbreit unter meinem Bauchnabel mein Rock am Mieder befestigt war. Ganz entspannt schob Matthew seine beiden Daumen zwischen den Rand des Mieders und mein Schambein.
    »Ich möchte nicht, dass wir das erste Mal nur miteinander schlafen, um deinen Vater zufriedenzustellen.« Meinen Protesten zum Hohn schoben sich meine Hüften in einer stummen Einladung nach vorn, während er mich mit seinen Daumen, die langsam und sanft wie der Flügelschlag eines Engels auf meiner Haut kreisten, zum Wahnsinn trieb. Er gab ein genüssliches Knurren von sich und löste die darunter verborgene Schleife.
    Zupf. Ritsch. Zupf. Ritsch. Zupf. Ritsch.
    Matthews behände Finger lösten das Band Kreuzung um Kreuzung, durch jede verborgene Öse. Insgesamt waren es zwölf Überschneidungen, und mein Körper beugte sich unter der Kraft seiner Aufmerksamkeit und richtete sich danach wieder auf.
    »Endlich«, bekundete er zufrieden. Dann stöhnte er. »Mein Gott. Da sind noch welche.«
    »Oh, du bist noch längst nicht fertig. Ich wurde verschnürt wie ein Weihnachtspäckchen«, erklärte ich ihm, während er das Mieder von meinen Röcken hob und das Korsett darunter zum Vorschein kam. »Oder genauer gesagt wie ein Adventspäckchen.«
    Aber Matthew hörte mir schon nicht mehr zu.

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