Wo die Nacht beginnt
sechsundfünfzig.
» Maintenant!« Der Priester bibberte und wollte zum Abendessen.
» Je, Matthew, donne mon corps à toi, Diana, en loyal mariage.« Matthew nahm meine Hände. »Ich, Matthew, gebe dir, Diana, meinen Körper in treuer Ehe.«
» Et je le reçois«, erwiderte ich. »Und ich werde ihn empfangen.«
Damit hatten wir die Hälfte überstanden. Ich atmete tief durch und sprach weiter.
»Je, Diana, donne mon corps à toi, Matthew.« Damit war das Schlimmste überstanden, und ich sagte schnell die letzten Worte: » Ich, Diana, gebe dir, Matthew, meinen Körper.«
»Et je le reçois, avec joie.« Matthew zog den Schleier über meinen Kopf. »Und ich werde ihn empfangen, mit Freuden.«
»Das stimmt so nicht«, begehrte ich auf. Ich hatte mir das Gelübde eingeprägt, und ein » avec joie« kam nicht darin vor.
»O doch«, widersprach Matthew und senkte den Kopf.
Wir hatten nach Vampirbrauch geheiratet, als wir uns vereinigt hatten, und dann noch einmal nach bürgerlichem Recht, als Matthew mir in Madison Ysabeaus Ring über den Finger gestreift hatte. Jetzt waren wir ein drittes Mal verheiratet worden.
Danach zog alles wie in einem Nebel an mir vorbei. Es gab Fackeln und einen langen Marsch hügelaufwärts zwischen den Gratulanten hindurch. Das Festmahl des Kochs war schon aufgetischt, und alle fielen begeistert darüber her. Matthew und ich saßen allein am Familientisch, während Philippe durch den Saal schlenderte, Wein ausschenkte und dafür sorgte, dass auch die Kinder ihren gerechten Anteil an Hasenbraten und Käseplätzchen erhielten. Gelegentlich sah er so stolz in unsere Richtung, als hätten wir vor dem Essen gemeinsam ein paar Drachen erschlagen.
»Ich hätte nicht gedacht, dass wir diesen Tag noch erleben würden«, erklärte Philippe Matthew und stellte ein Tortenstück vor uns ab.
Das Fest schien schon halb vorüber, als die Männer plötzlich die Tische an die Wände schoben. Von der Galerie erschollen Trommeln und Schalmeien.
»Traditionsgemäß gehört der erste Tanz dem Vater der Braut«, erklärte Philippe und verbeugte sich vor mir. Er führte mich auf den Tanzboden. Philippe war ein guter Tänzer, aber ich brachte selbst ihn aus dem Tritt.
»Darf ich?« Matthew tippte seinem Vater auf die Schulter.
»Gern. Deine Frau versucht mir den Fuß zu brechen.« Philippe zwinkerte mir zu und übergab mich galant meinem Gemahl.
Andere tanzten um uns herum, doch ein Paar nach dem anderen zog sich zurück, bis wir allein in der Mitte des Raumes zurückblieben. Die Musik wurde langsamer, ein Musiker zupfte an seiner Laute, und die süßen Töne eines Blasinstruments schwebten begleitend darüber weg. Wir lösten und vereinten uns einmal, zweimal, und allmählich versiegte das Gemurmel im Saal.
»Ganz gleich, was deine Mutter sagt, du bist ein viel besserer Tänzer als Philippe«, erklärte ich ihm außer Atem, obwohl es im Grunde ein langsamer Tanz war.
»Weil du mir die Führung überlässt«, neckte er mich. »Bei Philippe hast du dich auf Schritt und Tritt gewehrt.«
Als der Tanz uns erneut zusammenführte, nahm er mich am Ellbogen, zog mich an seinen Leib und küsste mich. »Wirst du mir, nachdem wir jetzt verheiratet sind, auch weiterhin meine Sünden vergeben?«, fragte er und tanzte dann weiter.
»Das kommt darauf an«, sagte ich argwöhnisch. »Was hast du diesmal angestellt?«
»Ich habe deinen Spitzenkragen zerknautscht.«
Ich lachte, und Matthew küsste mich wieder, kurz, aber mit Nachdruck. Der Trommler nahm das als Zeichen, und die Musik wurde wieder schneller. Andere Paare wirbelten und hopsten über den Tanzboden. Bevor uns noch jemand niedertrampelte, zog Matthew uns in eine relativ sichere Ecke am Kamin. Im nächsten Moment stand Philippe vor uns.
»Nimm dein Weib mit ins Bett, und bring es zu Ende«, murmelte Philippe.
»Aber die Gäste …«, protestierte Matthew.
»Nimm dein Weib mit ins Bett«, wiederholte Philippe. »Am besten verschwindet ihr gleich, bevor die anderen auf die Idee kommen, euch nach oben zu begleiten und zu kontrollieren, ob du deiner Pflicht nachkommst. Überlass alles andere mir.« Er wandte sich mir zu, küsste mich förmlich auf beide Wangen, murmelte dabei etwas auf Griechisch und schickte uns dann auf Matthews Turm.
Ich kannte diesen Teil der Burg zwar aus meiner Zeit, aber in seiner Renaissancepracht hatte ich ihn noch nicht gesehen. Matthews Gemächer waren anders angeordnet, als ich es kannte. Ich hatte erwartet, in dem Raum am
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