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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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das kinderleicht aus.« Allerdings hatte es auch kinderleicht ausgesehen, als er im modernen Oxford einen Korken aus einer Champagnerflasche gezogen hatte.
    »Das ist es auch – wenn du ein Vampir bist und ungefähr tausend Jahre Zeit zum Üben hattest.« Lächelnd reichte Matthew mir den Bogen. »Vergiss nicht, du musst die Schultern gerade halten, du darfst nicht allzu lange über den Schuss nachdenken, und du musst die Hand glatt und weich lösen.«
    Ich drehte mich der Zielscheibe zu. Matthew hatte mit ein paar Dolchen eine weiche Kappe, ein Wams und einen Rock an einen Heuhaufen gepinnt. Anfangs dachte ich, ich sollte etwas davon treffen: die Kappe, das Wams oder den Rock. Matthew erklärte mir, dass es das Ziel sei, genau das zu treffen, worauf ich zielte. Er demonstrierte das, indem er einen Pfeil in einen Heuhaufen schoss, ihn dann im Uhrzeigersinn mit fünf weiteren Pfeilen einkreiste und zuletzt den Schaft mit einem sechsten Pfeil mittendurch spaltete.
    Ich zog einen Pfeil aus dem Köcher, spannte ihn ein, blickte an meinem linken Arm entlang und zog die Sehne zurück. Ich zögerte. Der Bogen war schon jetzt falsch ausgerichtet.
    »Schieß!«, befahl Matthew scharf.
    Als ich die Sehne losließ, sirrte der Pfeil am Heu vorbei und landete flach auf dem Boden.
    »Gib mir noch einen Versuch«, sagte ich und bückte mich nach dem Köcher zu meinen Füßen.
    »Ich habe gesehen, wie du mit deinem Hexenfeuer auf eine Vampirin gezielt und ihr ein Loch in die Brust gebrannt hast«, sagte Matthew ruhig.
    »Ich will nicht über Juliette sprechen.« Ich versuchte den Bogen in Position zu bringen, aber meine Hände zitterten zu stark. Ich senkte ihn wieder. »Oder Champier. Oder darüber, dass meine magischen Kräfte scheinbar völlig verschwunden sind. Oder darüber, dass ich Obst schrumpeln lassen kann oder farbige, leuchtende Auren sehe. Können wir das nicht vergessen – wenigstens für diese Woche?« Wieder einmal sprachen wir dauernd über meine Magie – beziehungsweise meine versiegte Magie.
    »Mit Hilfe des Bogenschießens wollten wir dein Hexenfeuer wieder zum Leben erwecken«, wandte Matthew ein. »Vielleicht ist es da ganz nützlich, über Juliette zu sprechen.«
    »Warum können wir uns nicht darauf beschränken, dass du mich trainierst?«, fragte ich ungeduldig.
    »Weil wir verstehen müssen, warum sich deine Kräfte immer wieder verändern«, antwortete Matthew gelassen. »Heb den Bogen, zieh die Sehne zurück, und lass den Pfeil fliegen.«
    »Wenigstens habe ich diesmal das Heu getroffen«, bemerkte ich, nachdem der Pfeil oben rechts im Haufen stecken geblieben war.
    »Zu dumm, dass du tiefer gezielt hast.«
    »Du verdirbst mir den ganzen Spaß.«
    Matthew wurde plötzlich ernst. »Überleben zu wollen ist nicht spaßig. Diesmal legst du den Pfeil ein und schließt die Augen, bevor du zielst.«
    »Du willst, dass ich mich auf meinen Instinkt verlasse.« Unter einem zittrigen Lachen legte ich den Pfeil auf. Das Ziel war direkt vor mir, aber statt es anzuvisieren, schloss ich, wie von Matthew vorgeschlagen, die Augen. Sobald ich es tat, lenkte mich das Gewicht der Luft ab. Sie drückte auf meine Arme und meine Schenkel und senkte sich wie ein schwerer Mantel auf meine Schultern. Die Luft drückte auch die Spitze des Pfeiles nach oben. Ich richtete meine Position aus und spannte die Schultern breiter, um die Luft beiseitezuschieben. Sofort hob eine Brise wie in einer liebkosenden Bewegung eine Haarsträhne von meinem Ohr.
    Was willst du? , fragte ich die Brise ärgerlich.
    Dein Vertrauen , flüsterte sie als Antwort.
    Meine Lippen teilten sich erstaunt, mein drittes Auge öffnete sich, und ich sah, wie die Pfeilspitze unter der Hitze und den Schlägen, mit denen sie in der Schmiede in Form gebracht worden war, golden zu glühen begann. Das darin gefangene Feuer wollte wieder ausbrechen, aber es würde im Metall eingeschlossen bleiben, wenn ich meine Angst nicht überwand. Ich atmete langsam und leise aus, um Platz für neues Vertrauen zu schaffen. Mein Atem glitt am Schaft des Pfeiles entlang, und ich ließ die Sehne los. Von meinem Atem getragen schoss der Pfeil los.
    »Ich habe getroffen.« Ich hatte die Augen immer noch geschlossen, aber ich brauchte sie nicht zu öffnen, um zu wissen, dass mein Pfeil im Ziel gelandet war.
    »Das hast du. Die Frage ist nur, wie.« Matthew nahm mir den Bogen ab, bevor ich ihn fallen lassen konnte.
    »Feuer war im Pfeil gefangen, und das Gewicht der Luft hatte sich um den

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