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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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nicht wohl und fehl am Platz, denn in Wirklichkeit zog sie geschwungene, organische Formen vor, wie die Möbel, die sie in ihrer Firma entwarf und baute.
    Aus Diamanten machte sie sich nichts, doch sie war immer davon ausgegangen, dass sie ein Kind haben würden, je die Hälfte von ihnen beiden. Sie verstand Menschen nicht, die keine Kinder hatten. Wenn der Mensch einem höheren Plan folgte, dann bestand der ihrer Meinung nach darin, sich fortzupflanzen und eine ganze Schar phantastischer neuer Menschen aufzuziehen.
Und sie hatte nicht die Absicht, dies auf sich beruhen zu lassen.
    Als sie wieder einmal das Thema Schwangerschaft ansprach, wählte sie einen, wie sie fand, günstigen Moment: während sie auf ihm lag und er ihren Körper so genoss wie stets. Vorher hatten sie gegessen, sie hatte ihnen beiden ein köstliches Mahl zubereitet. Sie hatte sich schön gemacht für ihn, und sie konnte an der Anerkennung in seinem Blick sehen, dass die silbernen Sandalen und das kurze schwarze Kleid ihm gefielen. Mehr noch, er zog es ihr mit großem Vergnügen aus.
    Sie lagen zusammen bei Kerzenlicht, und sie, erregt von den Liebkosungen, die sie noch auf ihrer nackten Haut spürte, sagte: »Ich liebe dich. Also, tun wir es noch mal. Mach mich schwanger, Ray.«
    Er schob sie von sich, stand auf und zog seine Jeans an. »Das ist kein guter Zeitpunkt für mich.«
    Doch die Zeit arbeitete allmählich gegen sie. Eine fünfunddreißigjährige Frau musste das mitbedenken. Mehrmals noch versuchte sie, mit ihm darüber zu sprechen, doch mit jedem Mal wurde er ungehaltener, bis er sich dieser Auseinandersetzung schließlich komplett verweigerte.
    Nun, während sie sich in dem hypermodernen Badezimmer lange purpurrote Ohrringe in die Löcher ihrer Ohrläppchen steckte, gestattete Leigh sich zu trauern. Womöglich würde sie nie ein Kind haben, jedenfalls nicht mit Ray, ihre Gedanken führten sie weiter, vermischten sich mit ihren Erinnerungen an die Menschen, die sie durch Tod oder große Entfernung verloren hatte.
    Tom und seine Schwester Kat Tinsley.
    Sie verteilte ein wenig Puder auf ihrer glänzenden Nase und wünschte, sie wäre nicht vor Kat davongelaufen, die einmal ihre beste Freundin gewesen war. Sie hatten sich seit Jahren
nicht gesehen. Wenn sie zu Toms Grab ging, erwartete sie jedes Mal, ihr über den Weg zu laufen. Doch das war in den sechs Jahren seit seinem Tod kein einziges Mal passiert.
    Ray mochte den Duft von Gardenien, wie die, die sie in ihrem Hochzeitsstrauß gehabt hatte, also holte sie ein Eau de Cologne heraus, das er ihr in verliebteren Zeiten geschenkt hatte, und besprühte sich großzügig damit. Vielleicht konnte sie sich damit einen winzigen Vorteil verschaffen. Sie wählte eine Baumwollbluse und verknotete sie über ihrem Bauchnabel, was sie sich immer noch - wenn auch gerade eben so - erlauben konnte, denn ihre Arbeit erforderte oft körperlichen Einsatz und hielt sie somit in Form. Und sie musste daran denken, wie Rays Arme sie gehalten hatten, wie gut sich das angefühlt hatte, wie sicher.
    Sie fühlte sich nicht mehr sicher. Ray, ihr Ray, war weggegangen, und an seine Stelle war ein Mann getreten, den sie nicht kannte und der unberechenbar war, dem oft das Temperament durchging, der sogar Wutausbrüche hatte. Als sie in der Woche zuvor zu spät zu einer Verabredung in das Restaurant kam, war er bereits nach Hause gefahren. Er hatte die Haustür von innen verriegelt und sie exakt genauso lange draußen warten lassen, wie sie zu spät gewesen war. Das erklärte er ihr später, als würde seine Reaktion dadurch irgendwie nachvollziehbarer.
    Sie zog ihr purpurrotes Lieblings-T-Shirt und eine frische Shorts heraus, schüttelte ihr Haar aus, ging mit nackten Füßen in die Edelstahlküche und schlug auf die Schränke, die keinen Griff hatten, weil das die »Linie« stören würde. Noch frustrierter als sonst, öffnete sie schließlich mit einem gezielten Tritt den Weinkühler, holte irgendeinen Roten heraus, entkorkte ihn und schenkte zwei Gläser ein, die sie auf den Couchtisch stellte. Dann rief sie: »Ich komme runter. Brauchst du noch was von hier oben?«

    »Nein.«
    Sie hatte Angst, aber sie würde es ihm an diesem Abend sagen, so schwer es ihr auch fiel. Wie groß auch immer ihre Probleme waren, er verdiente, dass seine Frau ehrlich zu ihm war. Wie sollten sie sich sonst jemals wieder lieben können?
    Früher hatte sie sich gerne von hinten an ihn herangeschlichen und ihn umarmt, gespürt, wie sein

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