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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Prolog
    Inzwischen war ihr die ganze Zeit übel, und was ihr so zusetzte, waren Schuldgefühle. Die Schuldgefühle hatten sich wie bösartige Zellen in ihrem ganzen Körper breit gemacht. Jetzt drückten sie auf ihren Hals, bis sie würgte und keine Luft mehr bekam und nicht wahrheitsgemäß sprechen konnte. Sie wollte so nicht leben, und sie konnte auch nicht mehr. Sie wollte lieber sterben. Sie hatte sowieso das Gefühl zu sterben.
    In der Dusche - eine verglaste Kabine mit einem Boden aus Glasbausteinen, die wie ein prächtiger transparenter Schmetterling über dem dunklen Topanga Canyon schwebte - wusch sich Leigh Jackson den täglichen Arbeitsstress vom Körper. Während sie mit einem harten Luffaschwamm über ihre Arme fuhr, ging ihr auf, wie sinnlos es war, sich Sorgen darüber zu machen, was als Nächstes kam. Sie musste beichten, egal wie es ausgehen würde.
    Obwohl dieser Abend ihr Leben genauso zerstören konnte wie seins.
    Berichtigung: Dieser Abend konnte ihr Leben noch mehr zerstören, als es schon zerstört war.
    Sie hörte ihren Ehemann Ray unten sägen. Er hatte an diesem Abend getan, was er neuerdings jeden Abend tat und was sie verrückt machte, was sie zum Ausrasten brachte, was sie zwang …
    Nein. Es war unfair, ihm die Schuld zu geben.
    Als sie nach Hause gekommen war, hatte er schon gegessen
und war in seiner Werkstatt im Keller verschwunden. Er liebte diesen Kerker. Sie hasste den Ort, er machte sie klaustrophobisch, und sie fand ihn beengend wie einen Käfig. Sie hatte das Ray zwar nie gesagt, aber er musste es wissen. Früher hatte er sie so gut gekannt. Er hatte ihr Lächeln und die kleinen Fältchen um ihre Augen betrachtet, die plötzlich aufgetaucht waren, als sie vor einigen Jahren dreißig geworden war. Er hatte sie fast … ehrfürchtig berührt.
    Nun, das war lange her.
    Schuld. Wenn auch nicht ihre Schuld allein. Man konnte durchaus behaupten, dass er bei ihrem unverzeihlichen Verhalten eine Rolle gespielt hatte. Einst waren sie so eng verbunden gewesen wie Entenmuscheln mit einem Fels, doch inzwischen hatten sie sich voneinander getrennt. Die Trennung hatte Muschelschale, Muskeln, Gewebe und Herz zerrissen.
    Gekränkt, dass er sie nicht mehr anfasste, verletzt, weil der Blick seiner dunklen Augen, die sie einst so offen angeschaut hatten, undurchdringlich geworden war, sann sie schon seit geraumer Zeit darüber nach, was seinen Rückzug ausgelöst haben mochte. Zu ihrer Überraschung konnte sie die Veränderung bis zu dem Punkt zurückverfolgen, als sein Architekturbüro die ersten Erfolge gefeiert hatte. Zeitungen berichteten über seine Projekte. Der neueste Artikel brachte ein Foto ihres gut aussehenden Ehemanns, der, ob der ganzen Aufmerksamkeit leicht verdutzt, einen Fuß auf einem Betonfundament, vor einem gigantischen neuen Gebäude posierte.
    Er war zum gefeierten Star geworden, seine verrückten Entwürfe wurden nicht nur ausnahmslos akzeptiert, sondern von der Presse auch euphorisch bejubelt. Ständig kamen neue Aufträge herein.
    »Wir haben jetzt ein gutes Polster. Ich könnte mich eine Zeitlang zurückziehen und ein Baby bekommen«, hatte sie vor einigen
Wochen glücklich gesagt, als sie die Geschichte mit dem Farbfoto in der Morgenzeitung gelesen hatte.
    Er hatte nichts gesagt, doch unmittelbar danach hatte er mit dem Bau seiner verdammten Modelle angefangen.
    Sie schnappte sich ein Handtuch von dem Gestell aus gebürstetem Nickelstahl und machte sich daran, ihre Haare trocken zu rubbeln. Ray hatte das Haus entworfen, bis hin zu der Metallplatte hinter der Toilettenpapierrolle, die man ausklappen konnte, um dahinter etwas zu verstecken. Wie hatten sie darüber gelacht, als sie gemeinsam über den Plänen gebrütet hatten. »Meine Mutter hatte immer irgendwelche Verstecke in den Häusern, in denen wir wohnten, also bin ich davon ausgegangen, dass alle Häuser so etwas haben. Ich kaufe dir Diamanten, die du dort verstecken kannst«, hatte er gesagt und ihre schwieligen Hände in seine genommen. »Einen riesengroßen Diamanten, das würde dir doch gefallen, oder?« Er drehte ihr Haar zwischen den Fingern, als sie sich küssten.
    Sie sagte, er solle ein Diamantsägeblatt daraus machen. Damit könne sie etwas anfangen. Sie war immer noch wahnsinnig verliebt in ihn und ließ ihm meistens seinen Willen, ebenso beim Entwurf des Hauses, das er ihren gemeinsamen Traum nannte.
    Erst später erkannte sie, welchen Preis sie dafür zahlte. Sie fühlte sich in ihrem eigenen Haus

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