Wo die Wuerfel fallen
Sparten.
Jahrhundertelang lasen gläubige Juden und Christen den Bericht vom Exodus, dem Auszug der Israeliten aus Ägypten, wie einen historischen Tatsachenbericht. Es klingt unheilvoll, wenn es darin am Anfang heißt: »Da kam ein neuer König auf in Ägypten, der wusste nichts von Josef.« Und prompt »zwangen die Ägypter die Israeliten unbarmherzig zum Dienst und machten ihnen ihr Leben sauer mit schwerer Arbeit in Ton und Ziegeln und mit mancherlei Frondienst auf dem Felde, mit all ihrer Arbeit, die sie ihnen auflegten ohne Erbarmen« (2. Mose 1,8 und 13 – 14). Mit anderen Worten, die Israeliten mussten Sklavenarbeit verrichten und waren einer ganzen Reihe weiterer Schikanen ausgesetzt, die sich der Pharao ausdachte.
Für die Geschichtsschreibung ergibt sich das Problem, dass man |21| aus der ägyptischen Geschichte oder der ägyptischen Kunst selbst nie einen Hinweis, geschweige denn einen Nachweis über den Aufenthalt der Israeliten in Ägypten gefunden hat.
Das Land, wo Milch und Honig fließen
Jahwes Auftrag an Moses lautete, Israel aus Ägypten herauszuführen, »in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hewiter und Jebusiter« (2. Mose 3,8). Wenn man auf die Karte sieht, ist das ein ziemlich großes Gebiet und es war bereits von den genannten Völkern bewohnt. Die Umschreibung einer schönen, fruchtbaren Gegend als »Land, wo Milch und Honig fließen« findet sich schon in der Verheißung gegenüber Abraham und an anderen Stellen der Bibel.
Ägyptische Plagen
Ausführlich werden in der Bibel die Heimsuchungen behandelt, mit denen Jahwe Druck auf die Ägypter aufbaute, damit der Pharao die Israeliten ziehen ließ (2. Mose 7,14 – 11, 10). Es waren insgesamt zehn und mit ihrer Hilfe wurde so ziemlich alles lahmgelegt, was man in einem landwirtschaftlich genutzten Land bestreiken kann. Nacheinander kam es zu einer Trinkwasservergiftung und einem Fischsterben im Nil, zu einer Froschinvasion, einer Stechmücken- und Bremsenplage, zu einer Viehseuche, zum Ausbruch der Beulenpest, zu Hagel, dann zu einer Heuschreckenplage und schließlich zu einer dreitägigen Finsternis. Aber der Pharao wollte die Israeliten immer noch nicht ziehen lassen. Schließlich wollte Jahwe alle erstgeborenen Kinder und Tiere in Ägypten töten. Damit die Israeliten verschont blieben, sollten sie ihre Türpfosten mit Lammblut bestreichen. Das Schlachten und der Verzehr des Lamms wurden bei dieser Gelegenheit kultisch vorgeschrieben. Damit stiftete Jahwe den Juden das Passah-Fest (spanisch
Pascua
, italienisch
Pasqua
, französisch
Pâques
), zu dessen Feier Jesus später in Jerusalem einzog. Erst nach dieser Bluttat Jahwes erlaubte der Pharao den Israeliten den Auszug.
Fleischtöpfe Ägyptens
Als sich das Rote Meer geteilt hatte und die Israeliten glücklich aus Ägypten herausgezogen waren, fanden |22| sie sich in der Wüste wieder und murrten: »Wollte Gott, wir wären in Ägypten gestorben durch des Herrn Hand, als wir bei den Fleischtöpfen saßen und hatten Brot die Fülle zu essen.« (2. Mose 16,3)
Manna vom Himmel
Jahwe verstand die Klagen der Israeliten, die sich nach den Fleischtöpfen sehnten, und ließ über Nacht etwas Feines, Körnerartiges, »klein wie Reif« vom Himmel auf die Erde fallen. Da sprach Moses zu den Israeliten: »Es ist das Brot, das euch der Herr zu essen gegeben hat.« (2. Mose 16,14 – 15)
Die Zehn Gebote
Nachdem die Israeliten im Sinai angekommen waren, dauerte es nicht lange, bis Jahwe mit dem von ihm auserwählten Volk einen Bund schloss: Er bürgte für den Schutz der Israeliten, dafür verlangte er unbedingten Gehorsam von ihnen. Auf dem Berg Sinai verkündete er Moses dann die Zehn Gebote, ein Grundgesetz, dessen Bestimmungen den meisten Menschen der jüdisch-christlichen Kultur auch heute noch besser vertraut sind als alle anderen Gesetze. Erst beim zweiten Gang Moses’ auf den Berg übergab Jahwe ihm auch die Steintafeln, die er mit seinem Finger beschrieben hatte (2. Mose 31,18).
Das Allerheiligste
Als Moses sich zum zweiten Mal auf den Berg Sinai begab, instruierte Jahwe ihn auch bis ins kleinste Detail über die Ausstattung der Stiftshütte, wo Jahwe zu wohnen gedachte. Sie sollte nach dem Muster eines Beduinenzeltes errichtet werden. In diesem Zelt trennte ein Vorhang das Heilige vom Allerheiligsten. Und in diesem Allerheiligsten befand sich die reich verzierte Bundeslade, in der die
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