Wo die Wuerfel fallen
Orte in Griechenland & Kreta
Zyklopenmauern
Das berühmte Löwentor von Mykene ist Teil einer sogenannten Zyklopenmauer, die die mykenische Burg umgab. Deren riesige Steine sind bis zu drei Meter lang, einen Meter dick und ohne Mörtel präzise gefugt – eine erstaunliche Bauweise. Man stellte sich vor, dass sie nur von Riesen angefertigt worden sein konnten. Dafür kamen in der griechischen Mythologie am ehesten die Zyklopen infrage, die Riesen der Göttergenerationen vor Zeus. Auch an vielen anderen Plätzen im ägäischen Raum (zum Beispiel in Tiryns und Troja) und im etruskischen Italien findet man Zyklopenmauern.
Hauptort der mykenischen Kultur war Mykene (griechisch
mykes
= Pilz, wie heutige Benutzer einer antimykotischen [= pilztötenden] Salbe wissen). Der mythische Gründer von Mykene, Perseus, der der Medusa das Medusenhaupt abgeschlagen und die Andromeda von ihrem Felsen befreit hatte, erquickte sich an der Stelle, wo er dann die Stadt gründete. Hier nämlich trank er frisches Wasser, das sich in einem Pilzhut gesammelt hatte.
Im Mythos ist Mykene Sitz des Königs Agamemnon, des Führers der Griechen gegen Troja. Man vermutet, dass die Ereignisse im Zusammenhang mit dem Trojanischen Krieg in der Hochphase der mykenischen Kultur, um 1200 v. Chr., stattfanden. Über das Ende dieser Kultur gegen 1100 v. Chr. ist nichts Gesichertes bekannt.
Troja
Der Legende zufolge war Teukros der erste König im Gebiet von Troja, nach ihm soll Troja benannt sein. Allerdings ist das eine erst nach Homer gewobene Legende.
In Homers
Ilias
hat diese sagenhafte Stadt, gegen die die Griechen in einen zehnjährigen Krieg zogen, den griechischen Namen |15|
Ilion
. Und so hat auch die erste epische Dichtung des Abendlandes ihren Namen von dieser Bezeichnung für »Troja«. Nach dem sensationellen Fund und der Ausgrabung von Troja durch den deutschen Hobbyarchäologen Heinrich Schliemann um 1870 glaubte man, den Ort des Trojanischen Krieges gefunden zu haben. Aufgrund späterer Funde erwies sich diese Annahme jedoch als falsch und noch immer ist nicht abschließend geklärt, wo in den Siedlungsschichten sich das legendäre Troja tatsächlich befand.
Immer wieder war dieser Siedlungshügel in seiner langen Geschichte erobert, gebrandschatzt, durch Erdbeben zerstört und wieder neu aufgebaut worden. Trojas Geschichte reicht bis in die Zeit vor 3000 v. Chr. zurück, also bis in die Zeit der babylonischen Zikkurats (s. a. S. 11).
Olymp
Der meist in Wolken gehüllte, von Thessaloniki über das Meer hinweg sichtbare höchste Berg Griechenlands war der »Göttersitz«. Generell ist ein Olymp »das Höchste«.
Allerdings ist das Wort mitnichten griechisch. Wie viele andere Ortsnamen sowohl auf dem griechischen Festland wie auf den Inseln geht
Olympos
auf die sogenannte minoische Sprache der ägäisch-kretischen Kultur zurück, die nicht indoeuropäisch war.
Auch viele Bewohner des Olymp waren schon vor Zeus da: Apollon, Aphrodite, Artemis, Athene, Hephaistos und Hermes. Athene, Aphrodite und Artemis etwa sind orientalischen Ursprungs. Sie stammen von der babylonischen Astarte ab und wurden erst später in den griechischen Olymp integriert.
Aus dem Labyrinth
Labyrinth
Inbegriff der kretischen Kultur ist das Labyrinth. Diese Bezeichnung leitet sich ab von dem im Griechischen als
labrys
überlieferten minoischen Wort für »Streitaxt«. Demnach bedeutete das Wort wohl »Haus der Streitaxt«. Gemeint ist eine Doppelaxt, die wenig praktischen Nutzen hat und daher wahrscheinlich als Kultsymbol diente. Solche Doppeläxte haben auch eine Bedeutung in |16| der babylonischen Ischtarkultur und wurden überdies in Stonehenge gefunden. Möglicherweise handelt es sich um ein verbreitetes Symbol vorindoeuropäischer matriarchalischer Kulturen. Die kretische Zivilisation geht zurück bis in die sumerisch-akkadische Zeit. Sie ist nicht griechisch und kennt demzufolge die Zeus-Religion nicht. Im Mittelpunkt des kultischen Lebens stand offenbar ein Stierkult. Die Minoer beendeten in ihrem Umfeld wohl das Piratenwesen und ermöglichten so einen sicheren Handel im Ostmittelmeer. Der Einfluss der kretischen Kultur erstreckte sich bis in die Ägäis und bis nach Athen und Mykene im Norden. Darüber hinaus fand ein intensiver Austausch mit Ägypten im Süden statt.
Der britische Archäologe Sir Arthur Evans entdeckte die Paläste von Knossos (minoisch:
ku-nŭ-ša
) und grub sie ab 1900 aus. Er verband sie mit dem aus der Sage bekannten
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