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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
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hätte, dass mein Mitbewohner junge Mädchen aufgabelt und sie mit in mein Haus bringt, hätte ich ihn gebeten auszuziehen.«
    Unter anderen Umständen wäre das schon wieder witzig gewesen.
    Am letzten Tag unserer Ferien klingelte es an der Tür. Da ich allein zu Haus war, machte ich auf.
    Es war Hugh – mit Hund.
    Â»Bonjour, Mademoiselle.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Hugh sah anders aus, gestylter, und er hatte sich tatsächlich rasiert.
    Â»Woher wusstest du, wo ich wohne?«
    Â»Ich habe überwältigende Fähigkeiten als Spürnase! Nein, ernsthaft, ich hab deine Freundin Claudia gefragt.«
    Â»Sie ist nicht meine Freundin.«
    Hugh grinste. »Immer noch so hochnäsig?«
    Â»Ach, halt die Klappe«, sagte ich und fragte mich sofort, wie ich so dreist sein konnte. »Was willst du?«
    Â»Ich bring dir ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk.« Er hielt mir Hunds Leine hin, die aus zusammengeknoteten Krawatten zu bestehen schien. »Er gehört dir, wenn du ihn haben willst.«
    Ich starrte ihn an. »Im Ernst?«
    Â»Die Polizei durchsucht das ganze Haus, und ich krieg zu viel da, deshalb hau ich für ein paar Wochen ab. Graham kümmert sich nicht um ihn. Und ich meine mich zu erinnern, dass du mal gesagt hast, du hättest dir schon immer einen Hund gewünscht.«
    Â»Hab ich, aber mein Dad würde mir das nie erlauben.«
    Â»Spiel das arme, vernachlässigte Kind, das von der Scheidung traumatisiert ist, dann erlaubt er es bestimmt.«
    Ich sah ihn scharf an. »Woher weißt du …«
    Er zuckte die Achseln. »Ich merk so was. Und glaub mir, es funktioniert.«
    Plötzlich hatte ich die Leine in der Hand. »Ja dann … danke«, stammelte ich.
    Â»Schon gut, du musst dich nicht gleich in den Staub werfen.«
    Â»Oh. Okay. Bis dann also.«
    Er ging zurück zum Bürgersteig, wo Freya auf ihn wartete. Sie sah mich einen Augenblick lang an, dann hakte sie sich bei ihm unter. Er winkte mir noch mal zu und die beiden gingen weg.
    Etwas stupste mich am Bein. Hund schaute zu mir hoch.
    Ich lächelte. »Du siehst total albern aus. Haben sie dir nicht mal eine ordentliche Leine und ein Halsband gekauft? Wir machen das hier mal ab und dann geb ich dir was zu fressen.«
    Â»Gott, Ros!« Olivia kam durch die offene Tür. »Wo kommt denn der Hund her?«
    Ich dachte kurz nach. »Ich glaub, den hat mir ein Freund geschenkt.«
    Â»Willst du den etwa behalten? Davon wird Dad garantiert nicht begeistert sein.«
    Â»Er wird sich dran gewöhnen müssen«, sagte ich achselzuckend.
    Ohne anzuklopfen, kam Olivia in mein Zimmer. Ich schaute von meinem Platz auf dem Bett auf, wo ich mit dem Skizzenblock auf den Knien neben einem frisch gebadeten Hund saß.
    Â»Ich fasse es nicht, dass du Dad rumgekriegt hast.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich hab das arme, vernachlässigte Kind gespielt, das von der Scheidung traumatisiert ist.«
    Â»Aha. Was ist los mit dir? Du sitzt die ganze Zeit nur hier oben und zeichnest.«
    Ich dachte an die Bilder, die ich gemalt hatte. Jonathan, Freya, Hugh, die Polizei – alles, was ich in den letzten Wochen erlebt hatte, war aufs Papier geflossen. Ich war mir nicht sicher, ob mir das Zeichnen gutgetan hatte oder nicht, es schien mir einfach das Richtige zu sein. Ganz sicher allerdings war ich mir, dass ich die Bilder niemals jemandem zeigen würde.
    Ich zuckte die Achseln.
    Olivia setzte sich neben mich. »Sag schon, Ros. Kann ich dir irgendwie helfen?«
    Ich hätte fast gelacht. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass meine Schwester mir jemals ihre Hilfe angeboten hätte. Aber sie ließ nicht locker und schließlich hatte sie die ganze Geschichte aus mir rausgeholt. Ich war darauf gefasst, dass sie ätzend werden würde, aber sie schüttelte bloß den Kopf.
    Â»Meine Güte, Ros, du musst dringend öfter mal raus. Du hättest total in Schwierigkeiten kommen können, weißt du das? Und ernsthaft, hast du erwartet, dass der Typ sagt: ›Ja, toll, jetzt bist du meine Freundin.‹?«
    Â»Er hätte doch wenigstens sagen können, dass er mich mag, aber zurzeit mit niemandem zusammen sein will oder so was! Dass er gar nichts gesagt hat, tut weh!«
    Â»Ja klar. Wenn es nicht wehtun würde, hätte es wahrscheinlich auch nichts bedeutet.«
    Â»Du hast gut

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