Wo Licht im Wege steht
den Finger wickeln und...«
»Dann meinetwegen über Siebzig«, sagte Bertha grimmig.'
»Das wäre auch kein Vorteil. Die fangen dann an, in sentimentalen Jugenderinnerungen zu machen. Du müßtest schon über Achtzig gehen! Aber die können meist kaum noch richtig laufen!«
»Immer steckt bei euch Männern so ein Weibsbild dahinter. Nun erzähl schon von der Kleinen. Was ist los mit ihr?«
»Ich muß wieder auf diesen Tom-Durham-Fall zurückkommen, weil ich fast glaube, daß meine Anwesenheit in dieser Hotelhalle nicht ganz so zufällig war, wie es mir selbst zu sein schien.«
»Was willst du damit sagen?« fragte Bertha, und dann begann sie plötzlich zu schimpfen. »Wenn dieser elende Bursche doch nur abblenden würde!«
Dreimal blendete sie ärgerlich ihre Scheinwerfer auf. Der entgegenkommende Fahrer blieb jedoch ungerührt. Bertha Cool drehte mit unglaublicher Behendigkeit das linke Fenster herunter, und als der andere Wagen vorbeischoß, brüllte sie zornig los. Es war völlig sinnlos, denn der andere konnte sie gar nicht hören; aber das Schimpfen beruhigte Bertha anscheinend, und das war wichtig.
»Sag, warum redest du eigentlich die ganze Zeit um die Sache herum?« fragte sie dann.
»Ich erzähle doch, du mußt eben zuhören. Also - ich saß in der Hotelhalle, als ein Mädchen auftauchte. Lucille Hart hieß sie, so stellte sie sich jedenfalls vor. Wir tranken zusammen, und dann erzählte sie mir, daß sie einen Wagen dabei habe, der ihrer Schwester gehöre; allerdings sei er auf den Namen ihres Schwagers eingetragen, denn der Schwager sei eine jener Typen, die in der Familie gern als Respektsperson auf treten.«
»Ehemänner wollen immer bedeutend sein«, sagte Bertha lakonisch. »Und was geschah weiter?«
»Als wir unser letztes Lokal verließen, in dem wir gegessen und getrunken hatten, stand der Wagen zufällig nur etwa einen Block entfernt von uns.«
»Hm«, meinte Bertha.
»Ja - und kurz bevor wir gingen, war Lucille längere Zeit verschwunden gewesen, so etwa 20 Minuten, denke ich.« Da ich erkannte, daß Bertha nun bald explodieren würde, fuhr ich rascher fort: »Nun, eines führte zum andern...«
»Mein Gott!« rief Berta. »Ich kenne das Leben! Du solltest eben nicht ständig mit Frauen anbandeln, aber du tust es immer wieder, und es kommt stets so, wie es kommen muß; der Anfang ist der gleiche und das Ende auch. Aber nun erzähl mir endlich, was sich in der Mitte ereignete.«
»Wir fuhren mit ihrem Wagen hier raus. Ich sollte sie zu ihrer Schwester hinaus nach San Robles bringen - und der Schwager würde uns dann wieder zurück in die Stadt fahren und schließlich den Wagen wieder mit nach Hause nehmen.«
»Oh, wie kompliziert«, murmelte Bertha.
»Sie hatte ziemlich viel Ingwerbier getrunken und sagte plötzlich, daß es ihr übel sei und daß sie einen Waschraum aufsuchen wolle. Sie bat mich, den Wagen anzuhalten. Es war ganz zufällig in der Nähe eines Autohotels.«
Bertha verlangsamte ihr Tempo und warf mir einen mitleidsvollen Blick zu. »Was muß eigentlich so ein Mädchen mit dir noch anstellen? Bevor dir nicht irgend so ein schweres Ding auf den Schädel gehauen wird, wirst du wohl nicht schlauer.«
»Nachdem ich eine Kabine in dem Motel gemietet hatte, sagte sie, daß sie dringend frische Luft schöpfen müsse. Sie ging hinaus, und ich sah sie nicht wieder.«
»Ich glaube, du bist derjenige, der frische Luft nötig gehabt hätte. Ich habe dir schon so oft gesagt, daß die Frauen nach dir geradezu verrückt sind, Donald — aber du kannst sie nicht so behandeln, wie du es stets tust, indem du dich zuerst interessiert zeigst und dann plötzlich den vollendeten Gentleman spielst! Sicherlich war sie wütend auf dich. Es ist nur verwunderlich, daß sie dir nicht eine ’runtergehauen hat. Warum nahmst du denn nicht ihren Wagen - oder nahm sie ihn mit?«
»Nein, sie benutzte ihn nicht. Er war verschlossen. Sie nahm nur die Schlüssel mit. Ich hege den Verdacht, sie hat vielleicht die Polizei angerufen, um dort zu melden, daß der Wagen gestohlen sei und daß man danach Ausschau halten solle. Ich weiß nicht, was los ist, aber ich bin sicher, daß ich zu irgend etwas benutzt wurde, und das ärgert mich.«
»Feine Geschichte«, meinte Bertha. »Wir haben ein schönes Detektivbüro! Und weiß der Himmel, es reicht mir nun. Ich habe keine Lust, nachts für dich den Taxichauffeur zu spielen. Ich kann es mir nicht leisten, meinen Schlaf zu opfern. Und ich kann dir auch nicht
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