Wo Licht im Wege steht
ich, »das genügt mir«, und hängte ein.
Meine diskreten Nachforschungen bei dem Liftboy und dem Türsteher bestätigten ebenfalls, daß Durham ausgezogen war. Er hätte eine Aktentasche, einen kleinen Handkoffer und einen größeren Koffer mit zwei Vorhängeschlössern bei sich gehabt. Der Liftboy hatte das Gepäck vor die Tür gebracht. Und der Türsteher erinnerte sich auch daran, es gesehen zu haben. Er war gerade damit beschäftigt, ein paar Leute in ein Taxi zu verfrachten, und während dieser Zeit waren die Gepäckstücke und Mr. Durham von der Bildfläche verschwunden. Der Mann wußte genau, daß Durham kein Taxi genommen hatte. Ich fragte ihn, ob er vielleicht in einen Privatwagen gestiegen sei. Davon hatte er nichts bemerkt. Auf meine Frage, wohin denn Durham so rasch verschwunden sein könnte, wußte er keine Antwort.
Der Eingang zu der Hotelbar war nur wenige Meter von dem Haupteingang entfernt. Aber ich suchte erst gar nicht nach dem Manager. Er würde sicherlich kaum Verständnis dafür zeigen, wenn ich einige Fragen an ihn richtete.
Andererseits konnte ich mir auch nicht denken, daß er Durham freundlich empfangen hätte, wenn dieser mit soviel Gepäck in der Bar erschienen wäre.
Tom Durham war also spurlos verschwunden. Entweder er war wesentlich gerissener, als ich es ihm zugetraut hatte - oder ich war wesentlich ungeschickter, als Bertha von mir annahm.
Ich sah auf meine Uhr. Es war schon spät, aber es gab noch etwas, was ich klären mußte. Wieder ging ich in die Telefonzelle. Ich suchte unter San Robles und fand schließlich die Nummer von Dover Fulton, 6285 Orange Avenue. Die Adresse stimmte also auch. Ich wählte die Nummer der Fultons. Das Fräulein vom Amt meldete sich und forderte mich auf, zwanzig Cent für ein Vorortgespräch einzuwerfen. Dann vernahm ich eine schläfrige weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Es tut mir sehr leid, Sie zu dieser späten Stunde zu stören«, begann ich höflich, »aber es ist wichtig, daß ich noch mit Mr. Fulton spreche. Ist er zu Hause?«
»Nein«, antwortete die Frau, »er ist noch nicht hier. Er wurde in der Stadt aufgehalten, aber ich erwarte ihn jeden Augenblick zurück.«
»Könnten Sie mir eine Auskunft geben?«
»Ja, bitte, worum handelt es sich?«
»Ist dort Mrs. Fulton?«
»Ja.«
»Dann erlauben Sie die Frage, haben Sie eine Schwester?«
»Eine Schwester?« fragte sie verwundert.
»Ja, eine Schwester.«
»Aber nein, ich habe keine Schwester!«
»Eine Miss Lucille Hart?« forschte ich.
»Ich habe niemals diesen Namen gehört.«
»Dann tut es mir leid, Sie gestört zu haben. Sicherlich handelt es sich um einen Irrtum.« Ich hängte rasch ein, bevor sie noch irgendwelche Fragen an mich richten konnte.
4
Die Morgenzeitungen veröffentlichten das Geschehnis der Nacht. Einzelheiten waren wohl bei Redaktionsschluß noch hereingekommen. So, wie es die Presse beschrieb, handelte es sich um einen der üblichen Doppelselbstmorde. Aber der Fall schien noch einige Hintergründe zu haben. Sobald man diese erst einmal aufgeklärt hatte, erhofften sich die Zeitungen womöglich einen sensationellen Skandal mit einer Liebesaffäre im Hintergrund. Vorläufig ließen die Blätter allen Vermutungen freien Lauf.
Die Überschriften lauteten: Makler aus San Robles begeht Doppelselbstmord... Tötet seine frühere Sekretärin. Richtet dann die Pistole gegen sich... Stelldichein in Autohotel endet tragisch... Die Schilderung des Falles war wie üblich aufgezogen, man betonte aber, daß es »gewisse Umstände< gäbe, die von der Polizei noch aufgeklärt werden müßten.
Die tote Frau, eine Mrs. Carlton, war lange Jahre Dover Fultons Sekretärin gewesen. Vor drei Jahren hatte sie sich mit dem Bergwerksingenieur Stanwick Carlton verheiratet und lebte seitdem in Colorado.
Vor zwei Wochen hatte sie ihrem Mann gegenüber den Wunsch geäußert, Verwandte in Kalifornien besuchen zu wollen. Sie war mit ihrem Wagen losgefahren und vor zehn Tagen hier angekommen. Während dieser Zeit war sie anscheinend häufiger in der Begleitung von Dover Fulton aufgetreten. Der Besitzer von >Kozy Dell Slumber Court< erinnerte sich, das gleiche Paar in der vergangenen Woche bereits in seinem Hotel gesehen zu haben.
Eine Tatsache gab es, über die sich die Polizei den Kopf zerbrach. Der Besitzer von >Kozy Dell< behauptete, die beiden seien in ihrem Wagen mit der Colorado-Nummer angekommen. Andererseits stand aber auch der Wagen von Dover Fulton auf einem
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