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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Caroline.
    »Ich vermisse ihn schrecklich«, gestand Augusta.
    »In diesem Sommer haben wir oft an ihn gedacht«, fuhr Caroline fort. »Und an James Connor und Andrew Lockwood, an die Jagdausflüge …«
    »Und an Homer, der alt wird«, warf Clea ein.
    »Und daran, wie ich vom Alkohol loskommen kann«, sagte Skye.
    »Er war ein außergewöhnlicher Mann«, erklärte Augusta.
    »Aber ich verstehe ihn trotzdem nicht«, sagte Caroline. »Vieles ist mir in diesem Sommer klar geworden, doch er gibt mir immer noch Rätsel auf.«
    Ihre beiden Schwestern blickten stumm in ihre Teetassen, und Augusta schniefte laut.
     
    Caroline wusste, dass es an der Zeit war zu gehen.
    Augusta rückte ihren Turban zurecht. Sie sah umwerfend damit aus, wie ein alternder Filmstar. Kunstvoll geschlungen, passten die Tücher perfekt zu ihrem Collier aus schwarzen Perlen, ihrem Neuengland-Hollywood-Look. Doch Caroline kannte sie besser und wusste, dass Simons Angriff nicht spurlos an ihr vorübergegangen war. Zum ersten Mal sah Augusta alt aus.
    »Mom, alles in Ordnung?«, fragte Caroline.
    »Ich dachte nur an Hugh.«
    »Wir haben ihn geliebt, Mom«, sagte Clea.
    »Es war nie anders«, fügte Skye hinzu.
    Augusta nickte. Sie wirkte abgespannt und resigniert, als hätte sie wie Caroline zu lange nach dem fehlenden Puzzleteil gesucht, nach der Erklärung, die alles zu einem stimmigen Bild fügen würde.
    »Weißt du noch, wie wir Feuerfliegen gefangen haben?«, sagte Caroline. »Dad konnte stundenlang mit uns zusammen Jagd auf sie machen. Es war immer dunkel und schwül, mitten im Hochsommer, und die Sterne standen am Himmel.«
    »Ach Liebes«, seufzte Augusta.
    Caroline betrachtete ihre Mutter und versuchte sich ihr Gesicht einzuprägen. Sie würde es in ihrem Innern bewahren, um es stets vor Augen zu haben. Sie spürte den Sog der Liebe, aber auch den ewigen Konflikt, Tochter zu sein.
    »Als du sechs warst, Caroline, hast du eine Feuerfliege gefangen und warst so aufgeregt, dass du hingefallen bist und es zerquetscht hast«, sagte Clea.
    »Ja, ich fing an zu weinen, weil die Feuerfliege tot war. Dad kam von der Veranda herunter, über die Wiese, durch das ungemähte Gras. Er sah aus wie ein Riese.«
    »Hugh konnte es nicht ertragen, dich weinen zu hören. Als du noch ein Baby warst, hat er dich schon beim kleinsten Laut hochgenommen. Wenn er zu Hause war, trug er dich abends stundenlang auf dem Arm spazieren, bis du ruhig warst.«
    Caroline nickte. Auch daran glaubte sie sich zu erinnern, selbst wenn es nach menschlichem Ermessen nicht möglich war. Doch wenn sie die Augen schloss, spürte sie die Handfläche ihres Vaters, roch den Duft von Zigaretten und Ölfarbe, hörte ihn ein Schlaflied für sie singen. Sie sah ihn wieder vor sich, wie er sie heimfuhr, als sie Fieber gehabt hatte. Aber keines dieser Erinnerungsbruchstücke war das fehlende Puzzleteil.
    »Feuerfliegen habt ihr nicht nur gefangen, als ihr klein wart, sondern auch noch in dem Sommer, als Homer zu uns kam«, erinnerte sich Augusta. »Euer Vater lief mit ihm durch das Salzgras. Die beiden waren hinter allem her, was glänzte.«
    »Dafür habe ich Dad geliebt«, sagte Caroline. Doch später, als er getrunken und sich von ihnen abgeschottet hatte, war ihre bedingungslose Liebe zu ihm abhanden gekommen. »Und ich wünschte, Homer würde endlich auftauchen, damit ich mich von ihm verabschieden kann.«
    Augusta nahm ihren Gehstock, machte ihren Töchtern aber ein Zeichen, sitzen zu bleiben. Sie stand mühsam auf, als müsste sie sich erst an ihre Füße gewöhnen, und verließ den Raum. Caroline hörte, wie sie die Treppe nach oben und den Flur hinunterging. Sie fragte sich, wie lange ihre Mutter das Haus behalten würde. Firefly Hill war groß und weitläufig, und vielleicht würde es irgendwann sinnvoll für sie sein, in ein kleineres Haus umzuziehen, das weniger Arbeit machte. Aber möglicherweise würde sie auch darin bleiben, bis sie starb.
    »Ich werde den Postboten löchern, ob er einen Brief von dir hat«, meinte Skye.
    »Du musst unbedingt anrufen, wenn es geht«, beschwor Clea sie.
    »Ich habe meine Meinung geändert«, sagte Caroline. »Ich bleibe hier. Joe wird darüber hinwegkommen.«
    »Gute Idee«, entgegnete Clea. »Soll ich ihm sagen, dass er abhauen kann?«
    »Caroline?«
    Caroline drehte sich um, als sie die Stimme ihrer Mutter hörte. Augusta stützte sich auf ihren Gehstock mit dem Silberknauf und lächelte sanft. Clea und Skye standen reglos da. Die Anstrengung

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