Wölfe der Träume (German Edition)
machte es ihr nicht eben leichter. Aber warum sollte nur er seine Trumpfkarten ausspielen dürfen? Sie würde ihn genau so heiß machen. Mal sehen, wie er darauf reagiert.
»Annika! Wegen dir werden wir noch zu spät kommen.« Sie sprang vom Hocker und lief zur Tür.
Sie sah an diesen Abend wieder besonders hübsch aus. Er hatte sie dazu überredet, ihre Verkleidung nicht aufzunehmen und ganz normal zu der Feier zu gehen. Immerhin sah sie hinreißend aus. Das dunkelrote Kleid schmiegte sich an ihre schlanke Figur und ihre langen blonden Haare hatte sie offen gelassen. Wenn, wie jetzt, der Wind hindurchblies, konnte er ihren Duft hundert mal stärker wittern. Sein Wolf protestierte und hätte sie am liebsten wieder zurück in den Wagen gezerrt, um sie willig zu machen.
Cass öffnete in einem sehr hübschen und vor allem kurzen Tunikakleid die Tür und begrüßte die beiden. Nach einem verwunderten Blick auf Ann umarmte sie ihn und flüsterte: »Wie hast du das denn geschafft? Du bist mein Held.«
»Annika?« Er sah aus den Augenwinkeln, wie sie sich verwundert umdrehte, und genau, wie seine Tochter in sehr hohen Tönen zu quieken begann.
»Josi! Was machst Du denn hier? Gefällt dir Amerika besser als Russland?« Sie nahmen sich in die Arme und hüpften auf und ab. Irgendwie war das niedlich.
»Na ja. Ich hab dir doch erzählt, dass ich bei meinem letzten Besuch hier einen Mann kennen gelernt hab.« Sie deutete auf Erik, der hochkonzentriert aussah und mit seinem Handy beschäftigt war. »Wir sind zusammen und so.«
»Und was sagt deine Familie dazu?« Sie zuckte mit den Schultern. Dann folgte ein kurzer Blick zu Alex.
»Meine Brüder sind in Russland geblieben. Keine zehn Pferde würden sie dort weg bekommen. Und Papa hat sich hier ein Haus gekauft.« Ann verdrehte die Augen.
»Ist dein Vater immer noch so kontrollsüchtig?« Josi wurde rot und sah ertappt zu Alex. Sie hatten über ihn geredet? Anscheinend hatte Ann allerdings keine Ahnung, wer Josephines Vater war. Er freute sich schon auf ihr erschrockenes Gesicht.
»Ach, ich bin kontrollsüchtig, ja?« Ann zitterte sichtlich, als würde ihr ein Schauer über den Rücken laufen und deutete mit dem Zeigefinger auf Alex.
»Sag mir jetzt bitte nicht, dass Alex dein Vater ist.«
»Doch schon ...« Alex kam etwas näher.
»Und woher kennt ihr euch?« Ann hob ihr Kinn an. Der erste Schock war vorüber und nun ging sie wieder zum Angriff über.
»Sie gehört zu meinem Online-Hexenzirkel.« Alex wurde sichtlich blass.
»Seit wann?« Josi schien immer kleiner zu werden.
»Was geht es dich an, was sie in ihrer Freizeit macht?« Ann stellte sich vor Josi. »Sie ist zum Teil eine von uns und war neugierig. Wenn du dem Thema etwas offener gegenüber wärst, würde sie es nicht heimlich machen müssen. Außerdem: Sie ist kein Kind mehr!« Sie drehte sich zu Josi um. »Wie alt bist du gleich nochmal?«
»Vierhunderteinundachtzig Jahre.« Ann drehte sich wieder zu Alex um.
»Sie ist ...« er konnte sehen, wie sie plötzlich etwas blasser um die Nase wurde. »... Vierhunderteinundachtzig Jahre alt! Lass sie ihr eigenes Leben leben.«
Ohne auf ihre Ansprache zu reagieren, nahm er ihre Hand und zog sie den Flur entlang. Dann stieß er die Tür zur Bücherei auf und zerrte sie hinein. Als die Tür geschlossen und verriegelt war, drehte er sich zu ihr um.
»Ich würde es sehr schätzen, wenn du in meiner Gegenwart nicht so eine große Klappe hättest. Schon gar nicht von meiner Tochter.« Ann lehnte sich gegen einen der Tische und musterte ihn von oben bis unten. Was kam denn jetzt?
»Wie alt bist du eigentlich?« Er verschränkte die Arme vor seiner Brust.
»Ist das so wichtig?«
»Ich bin nur neugierig.« Sie tippte mit ihrem Finger gegen ihre Lippe und fuhr schließlich fort: »Ein weiterer Grund, unsere Beziehung platonisch zu halten. Du bist auf jeden Fall älter als Josi und ich werde auf gar keinen Fall eine Affäre mit dem Vater einer Freundin beginnen.« Sie ging an ihm vorbei und öffnete die Tür. »Lass uns wieder zu den anderen gehen, bevor schlimme Gerüchte aufkommen.«
Alex war wie vor den Kopf gestoßen und folgte ihr schweigend.
Den ganzen restlichen Abend saß er schweigsam da und beobachtete seine Tochter und die Frau, die er nur zu gern in seinem Bett hätte. Vielleicht sollte er sich doch damit abfinden, dass aus ihnen kein Paar werden konnte.
Gegen Mitternacht machte sich Cass endlich von den anderen Frauen los und ging zu Alex,
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