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Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Sprünge. »Ich war damals noch etwas dicker.«
    Der Wahrheitsgehalt dieser Aussage war schwer nachzuprüfen, denn der Kleinwagen versperrte die Sicht auf Barbaras Körperformen. Die hatten sich jedoch tatsächlich verändert, seit Barbara viermal die Woche ins Fitneß-Studio ging. Das Mädchen schwieg noch immer, und Barbara dachte: Ich bin aufdringlich. Ich sollte weiterfahren und sie in Ruhe lassen.
    Da stand das Mädchen auf und kam langsam auf den Wagen zu. Auch sie schien abgenommen zu haben, die Jeans waren ihr zwei Nummern zu groß, und auch der Pullover schlotterte an ihr.
    »Wohin möchtest du?«
    »Zur S-Bahn.« Sie behielt ihreTasche auf dem Schoß und legte den Gurt an.
    »Weetzen oder Linderte?«
    »Egal.«
    Sie zuckelten durch das Dorf, vor sich einen Traktor, der ein Gestänge mit vielen Eisendornen hinter sich herzog. Eine Egge, ein Pflug? Barbara kannte sich mit Landmaschinen nicht aus. Sie waren lediglich lästige Hindernisse auf den engen Straßen. Auch jetzt wagte sie nicht, das breite Fahrzeug zu überholen. In gemächlichem Tempo passierten sie die Kirche, einen Bauernhof, überquerten einen Bach, und dann näherten sie sich auch schon dem Ortsende.
    »Wie geht es Nail? Kommt er gut zurecht in der Schule? Ist er immer noch so aufgeweckt?«
    »Ja.«
    Barbara hatte die Rotznase nie leiden können, weder ihn noch die anderen. Dabei hatte sie die Stelle mit den besten Vorsätzen angetreten. Aber sie hatte es nie geschafft, die Respektlosigkeiten zu ignorieren, mochte sie sich selbst auch noch so oft einreden, daß die Kinder nichts dafür konnten, daß sie milieugeschädigt waren, weil sie aus problematischen sozialen Verhältnissen stammten. Die Unflätigkeiten sämtlicher Sprachen, ob sie sie nun verstand oder nicht, gruben sich dennoch immer tiefer in ihr Herz.
    Hinter dem Ortsschild »Holtensen« wurde die schnurgerade Straße noch schmaler. Wolkenschatten rasten über die Felder. Traktoren rissen den Boden auf. Es roch dumpf nach Erde. Das Mädchen war still. Menschen, die nicht redeten, verunsicherten Barbara. Sie fing an, die Leere mit Fragen auszufüllen.
    »Wohnt ihr immer noch in Linden?«
    »Ja.«
    Barbara seufzte. »Manchmal vermisse ich es. Es war da so lebendig.«
    Das türkisch dominierte Multi-Kulti-Viertel bildete mit seinen zahlreichen Studentenkneipen und Szenelokalen quasi das Kreuzberg von Hannover.
    »Was macht dein älterer Bruder?«
    »Nichts.«
    Also kriminell. Besser nicht weiterfragen.
    »Und was führt dich aufs Land?« fragte sie das Mädchen.
    »Ich wollte eine Freundin besuchen.«
    »Ach ja?«
    »Sie war nicht da.«
    Konnte das im Kommunikationszeitalter von E-Mail und Handy noch vorkommen? Andererseits benahmen sich Leute in Nasrins Alter oft nicht ganz rational.
    Ihre Beifahrerin schwieg erneut. Als hätte Barbara sie gekidnappt, so steif aufgerichtet hockte sie auf der Sitzkante, schaute konzentriert aus dem Fenster und schien auf eine Gelegenheit zur Flucht zu lauern. Die war nun gekommen, denn vor dem Bahnübergang Linderte/Holtensen gab es einen kleinen Stau. Die Schranke war unten. Das Mädchen löste den Gurt.
    »Bleib sitzen, das ist noch nicht die Bahn. Die kommt erst um Viertel nach.«
    Im Radio lief Werbung, es war kurz vor zwei.
    »Das nervt.« Das Mädchen blieb sitzen, stellte jedoch das Radio ab, was Barbara als Aufforderung verstand, selbst für die Unterhaltung ihres Fahrgastes zu sorgen.
    »Ich komme gerade von einem Bewerbungsgespräch. Vielleicht kriege ich eine Halbtagsstelle in Wennigsen, als Schwangerschaftsvertretung. Besser als nichts. Ich bin momentan arbeitslos.«
    Ein langer Güterzug donnerte in Richtung Hameln vorbei.
    »Anfangs war es okay, es gibt ja viel im Haus zu tun, und dann der Garten … Aber jetzt reicht es langsam, nach einem Jahr. So lange wohnen wir jetzt schon auf dem Land. Es ist ein altes Gut von 1880, die Renovierung hat fast ein Jahr gedauert. Es liegt mitten in den Feldern, das heißt, ein kleiner Wald ist noch …«
    »Ist es weit von hier?« stemmte sich Nasrin gegen den Redefluß.
    »Nein. Möchtest du es sehen?« Sie wies auf den Rücksitz. Dort stand ein Korb, aus dem es schon die ganze Zeit süßlich roch. »Butterkuchen aus der Landbäckerei. Wenn du Lust hast, mache ich uns Kaffee, und dann bring ich dich später zur Bahn. Oder hast du es eilig?« Die Schranke hob sich, Barbara legte den Gang ein.
    Das Mädchen warf ihr Haar nach hinten und lehnte sich zurück. Sie schien ihren Widerstand aufzugeben.
    »Nein,

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