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Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Erdgeschoß langsamer. Unten, bei den Briefkästen, lehnte sie sich einen Moment gegen die senfgelb gestrichene Wand und holte tief Atem.
     Als sie auf den Gehweg trat, brauchte sie einen Moment, um sich zu erinnern, wo sie ihr Auto geparkt hatte. Es stand eine Straße weiter, in Linden mußte man nehmen, was man bekam. Sie war mit dem nächsten Gedanken schon zu Hause, als sie hörte, wie oben ein Fenster aufgerissen wurde. Gab Mutter Courage eine Zugabe? Aber es war Marios Stimme: »Bleib stehen, du Miststück!«
    Klara beschloß, das Gegenteil zu tun, aber schon traf sie der Schwall an Schläfe und Wange und lief ihr den Hals hinunter, über die Bluse und in den BH hinein. Wenigstens hat er lauwarmes Wasser genommen, dachte sie, und bemerkte im selben Moment den scharfen Geruch.
    »Du kannst deine Sachen im Wagen lassen, hier klaut niemand«, kicherte Barbara, als sich das eiserne Tor mit dem Niedersachsenpferd hinter ihnen schloß. Nasrin stieg aus und nahm ihre Tasche aus dem Wagen. Aus dem Schatten des Gebäudes löste sich ein Mann und strebte mit eiligen Schritten und eingezogenem Kopf auf die Tür zu, als hätte er keine Berechtigung, sich hier draußen aufzuhalten.
    »Hallo, Robin!«
    Er blieb stehen. Er war ähnlich gekleidet wie die Besucherin, mit Jeans und einem zu weiten Pullover. Nur war seiner weinrot, nicht schwarz. Er war mittelgroß, feingliedrig und hatte ein schmales Gesicht mit großen, silbergrauen Augen, das eigentlich blaß war, sich aber in diesen Momenten vom Hals herauf der Farbe seines Pullovers anglich. Zögernd kam er näher.
    »Nasrin, das ist Robin. Robin – Nasrin. Eine alte Bekannte aus Lindener Zeiten.«
    Das Mädchen nickte ihm zu und sagte artig: »Hallo.«
    Robin vollführte eine schmierenkomödiantische Verbeugung, wobei ihm der Wasserkocher in seiner rechten Hand etwas hinderlich war.
     »Willkommen, willkommen. Dies ist zwar nicht der Anus des Planeten, aber man kann ihn von hier aus schon sehr gut sehen.«
    »Was machst du mit dem Ding da?«
    Robin schaute den Behälter an, als wäre er ihm soeben aus der Hand gewachsen.
    »Töten. Morden.« Dazu schnitt er eine Fratze.
    Barbara schnaufte ungeduldig.
    »Ich habe von dort oben …«, er deutete auf seinen Balkon, »… Ameisen auf dem Pflaster gesehen.«
    »Ameisen? Wo denn?« Barbara konnte weder Ameisen, noch ausgegossenes Wasser entdecken. »Hörst du auch manchmal Stimmen?« fragte sie.
    »Ich muß zugeben: Die feindlichen Horden sind nicht mehr aufzuspüren.« Robin grinste das Mädchen an. Sie mied seinen Blick.
    »Du kannst zum Kaffee rüberkommen, es gibt Butterkuchen«, sagte Barbara.
    »Butterkuchen«, wiederholte Robin Silbe für Silbe. »Zehntausend Kalorien. Pro Stück. Aber eßt nur, Kinder, eßt. Auf daß eure schroffen Formen anschwellen und Zeugnis ablegen von holder Weiblichkeit.« Mit schmerzvollem Ausdruck deutete er auf Barbara. »Als ich sie traf, erinnerte sie mich an ein Lebkuchenherz, so weich, süß und wohlgerundet. Leider ist aus dem süßen Lebkuchen eine dürre Salzstange geworden.«
    Das Mädchen sah diskret auf den Boden und lächelte nachsichtig.
    »Robin, hör auf, dich wie ein Arsch aufzuführen.«
    Robin verdrückte sich mit beleidigtem Gesichtsausdruck.
    »Er ist Schriftsteller«, meinte Barbara entschuldigend.
    Die Besucherin sah sich um. Das verwinkelte Haus, das Robin verschluckt hatte, stand im östlichen Teil des Grundstücks. Im Norden erstreckten sich die ehemaligen Stallungen, nahezu fensterlos, aber mit drei breiten, grün gestrichenen Holztoren, auf der Westseite befand sich die ehemalige Scheune. Alle Gebäude waren aus rotbraunem Backstein, mit Fachwerk durchsetzt, typisch für alte Gehöfte in dieser Gegend. Im Süden wurde der Hof von einem Zaun mit Eisenspitzen begrenzt, in dessen Mitte sich das Tor befand, durch das sie gerade hindurchgefahren waren. Dahinter konnte man die lange, gerade Zufahrt sehen, die in die Landstraße mündete. Platanen auf den letzten hundert Metern verliehen dem Ganzen einen Hauch von Noblesse.
    Barbara war dem Blick des Mädchens gefolgt und erklärte: »Hannes sagt immer: Wir haben eine Auffahrt von einem halben Kilometer.«
    Im östlichen Teil wuchs entlang des Zaunes dichtes, hohes Gebüsch. Offenbar legten die Bewohner großen Wert auf Abgeschiedenheit.
    Barbara ging auf die Scheune zu und schloß die Haustür auf. Nasrin folgte ihr. Sie durchquerten eine Diele, dann standen sie in einem lichten Raum, von Balken durchzogen. Man konnte

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