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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Absätze aufs Pflaster. Im Straßengraben sprudelte und plätscherte silbrig schimmerndes Regenwasser. Als Ellie sich der Kreuzung näherte, drangen leise Stimmen an ihr Ohr, und sie sah ein paar Leute, die aufgeregt zum Chief Sealth City Park hinüberdeuteten.
    »Da ist sie!«, sagte jemand.
    »Chief Barton wird schon wissen, wie man mit so was umgeht.«
    An der Ecke blieb Ellie stehen. Earl kam über die Straße auf sie zugerannt, und seine Cowboystiefel veranstalteten einen Lärm, der an Maschinengewehrsalven erinnerte. Er bewegte sich wie eine Marionette an lockeren Fäden, irgendwie ruckartig, abgehackt. Auf seiner Uniform waren nasse Flecken vom Regen.
    »Psssst«, zischte Ellie.
    Earl Huff verzog schuldbewusst das Gesicht. Mit seinen vierundsechzig Jahren war er schon Polizist gewesen, bevor Ellie geboren wurde, aber er brachte ihr großen Respekt entgegen. »Tut mir leid, Chief.«
    »Was ist denn los?«, fragte sie. »Ich kann überhaupt nichts sehen.«
    »Vor ungefähr zehn Minuten ist sie aufgetaucht. Direkt nach dem furchtbar lauten Donner. Habt ihr ihn gehört?«
    »Aber klar«, antwortete Peanut, keuchend vom schnellen Laufen. Neben ihr stand Cal.
    Ellie fuhr ärgerlich herum. »Ich hab euch doch gesagt, ihr sollt im Wagen bleiben.«
    »Das hast du ernst gemeint?«, fragte Peanut ungläubig. »Ich dachte, das war einer von den Befehlen, die du nur der Form halber gibst. Verdammt, Ellie, wir bleiben doch nicht im Wagen hocken, wenn wir endlich mal einen echten Notruf kriegen.«
    Cal nickte grinsend. Am liebsten hätte Ellie ihm eine Ohrfeige verpasst, und sie überlegte, ob der Polizeichef von Los Angeles sich wohl auch mit solchen Problemen herumschlagen musste. Seufzend wandte sie sich wieder an Earl. »Erklären Sie mir bitte, was hier eigentlich los ist.«
    »Nach dem Donnerschlag hat der Regen aufgehört. Einfach so. Es hat gegossen, und plötzlich war es, als hätte jemand den Hahn abgedreht, und diese Wahnsinnssonne ist rausgekommen. Und da hat der alte Doc Fischer einen Wolf heulen gehört.«
    Peanut bekam eine Gänsehaut. »Das ist ja wie in Buffy , als sie ...«
    »Erzählen Sie bitte weiter, Earl«, unterbrach Ellie sie scharf.
    »Mrs Grimm hat das Mädchen zuerst bemerkt. Ich hab mir gerade die Haare schneiden lassen - sagen Sie jetzt bitte nicht ›Welche Haare denn?‹, okay?« Langsam drehte er sich um und deutete zum Park. »Als sie dann dort drüben auf den Baum geklettert ist, haben wir Sie gerufen.«
    Ellie starrte zu dem Ahornbaum hinüber, den sie schon ihr Leben lang kannte und unter dessen Blätterdach sie als Kind gespielt, als Teenager geschnorrte Mentholzigaretten geraucht und ihren ersten Kuss bekommen hatte - von keinem Geringeren übrigens als Cal. Auch jetzt konnte sie nichts Ungewöhnliches an dem Baum erkennen. »Soll das Ganze womöglich ein Witz sein, Earl?«
    »Heilige Mutter Gottes, setz gefälligst deine Brille auf, Ellie«, antwortete Peanut an seiner Stelle.
    Gehorsam fasste sie in ihre Brusttasche und zog die Brille heraus, die sie rezeptfrei im Drogeriemarkt erstanden hatte und die zu brauchen sie nach wie vor leugnete. Irgendwie fühlte sich das Ding fremd und schwer auf ihrer Nase an. Mit zusammengekniffenen Augen durch die ovalen Gläser spähend, machte sie einen Schritt nach vorn. »Ist das ...?«
    »Ja«, antwortete Peanut.
    Hoch oben im herbstlich bunten Laub des Ahornbaums saß ein Mädchen. Wie hatte sie das geschafft, dort hinaufzugelangen? Die Äste waren nass und glitschig vom Regen!
    »Woher wissen Sie, dass es ein Mädchen ist?«, erkundigte sich Cal flüsternd bei Earl.
    »Ich weiß bloß, dass sie lange Haare hat und ein Kleid trägt. Den Rest hab ich einfach mal geraten.«
    Ellie trat noch ein Stückchen vor, um besser sehen zu können.
    Das Kind war klein, höchstens fünf oder sechs Jahre alt. Selbst aus der Entfernung konnte Ellie erkennen, wie mager sie war. Die langen schwarzen, völlig verfilzten Haare waren voller Schmutz und Blätter. Und in den Armen hielt sie einen knurrenden Welpen.
    Ellie steckte ihre Waffe zurück ins Halfter. »Bleibt hier.« Nach ein paar Schritten blieb sie stehen und sah sich zu Peanut und Cal um. »Ich meine es ernst, ihr beiden. Bringt mich nicht dazu, euch zu erschießen.«
    »Ich rühr mich nicht von der Stelle«, versprach Peanut.
    »Ich erstarre zur Salzsäule«, fügte Cal hinzu.
    Ellie hörte aufgeregtes Gemurmel, als sie über die Kreuzung schritt. Kurz vor dem Ziel nahm sie die Brille ab, denn sie

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