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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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selbst je besessen hatte. Das hatte Jack ihr unmissverständlich klargemacht. Am tiefsten getroffen hatte sie das, was unausgesprochen blieb. Sie trug es ihm nicht nach. Schließlich war sie eine erwachsene Frau, und es war an der Zeit, dass sie ihren Teil der Bürde schulterte.
    Bei den Rennen auf der Rennbahn von Ascot in Perth klappte alles wie am Schnürchen. Phillip hatte Arctic Gold vor Jos Abreise aus Sydney gründlich untersucht und für einsatzfähig erklärt. Das Pferd gewöhnte sich nach dem Reisestress rasch ein, und Archie hatte bereits ein Rennen gewonnen und war im zweiten mit einer Nasenlänge Rückstand Zweiter geworden. Im nächsten Rennen würden drei ihrer schnellsten Pferde an den Start gehen, und Archie war in Topform. Die Siegesserie würde sich sicher fortsetzen. Zu ihrem Entsetzen musste Jo jedoch mit ansehen, wie Archie achthundert Meter vor der Ziellinie von einem anderen Jockey abgedrängt wurde und stürzte. Er wurde zwar nicht lebensgefährlich verletzt, musste jedoch zwei Monate lang das Bett hüten.
    In dieser Zeit nahm die Anzahl der Kingsford-Siege rapide ab – ein gefundenes Fressen für die Medien, die zunehmend Interesse an Jos Arbeit bekundet hatten. Jo achtete nicht auf die gehässigen Seitenhiebe, in Wirklichkeit sei Archie der Leiter des Rennstalls, während sie nur eine Alibifunktion erfüllte. Stattdessen stürzte sie sich mit Feuereifer in die Arbeit und machte sich auf die Suche nach guten Jockeys, die Archie während seiner Krankheit vertreten konnten. Zumindest war nach der Einlieferung ihres Vaters in ein Pflegeheim nun nicht mehr die Rede davon, die Kingsford Lodge zu verkaufen.
    Archie gab sich redlich Mühe, so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu kommen, und erlegte sich ein anstrengendes Trainingsprogramm auf. Es dauerte viele Monate, bis er wieder zuversichtlich im Sattel saß – auf Flighty Dame. Bei einem Provinzrennen wollte Jo ihm eine Chance geben.
    Das Pferd legte, begleitet von Jos guten Wünschen, wirklich einen guten Start hin. Im nächsten Moment jedoch schnappte das Publikum erschrocken nach Luft, denn der nervöse Vollblüter ging durch und versuchte, eine Absperrung zu überspringen. Allerdings hatte das verängstigte Tier sich in der Höhe verschätzt, prallte gegen das Hindernis und warf Archie ab, der besinnungslos auf dem Boden landete. Diesmal brach er sich drei Rippen, ein Bein und das Becken und musste nach Sydney zurückgeflogen werden. Wieder in der Lage, Besuch zu empfangen, teilte er Jo mit, er beabsichtige, sich vom Rennsport zurückzuziehen.
    »Nehmen Sie es nicht persönlich, Jo, aber ich werde allmählich zu alt für diesen Sport«, meinte er bedrückt.
    Jo nickte und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Die Presse würde sich vor Schadenfreude überschlagen.
    »Jetzt reicht es, ich habe die Nase voll von diesen verdammten Pferden!«, rief Nina händeringend, als Jo ihr die Hiobsbotschaft überbrachte. »Erst Rick, dann Charlie und nun Archie. Ohne ihn können wir von Glück reden, wenn wir die Hälfte des Preises erzielen, den dieser unzuverlässige Mensch uns damals geboten hat. Ich werde den Rennstall zum Verkauf anbieten, solange das noch möglich ist, und zwar sofort.« Sie wollte zum Telefon greifen.
    Jo hielt ihre Mutter zurück.
    »Mum, so etwas passiert bei Pferderennen einfach. Es ist ein Berufsrisiko, und das weißt du ganz genau. Das gehört zu diesem Sport dazu.« Nina brauchte ihr nicht eigens zu erklären, wie schwierig es ohne Archie werden würde.
    »Sport! Nennst du es etwa Sport, wenn durchgedrehte Pferde Menschen umbringen?«
    Trotz ihres Ausbruchs und der Angst vor der Zukunft fühlte sich Nina merkwürdig ruhig und beherrscht.
    »Eigentlich hattest du es nur Archie zu verdanken, dass ich den Rennstall nicht schon viel früher verkauft habe«, fügte sie barsch hinzu und zog ihre Hand weg.
    Sie begann eine Nummer zu wählen. Jo wurde kalkweiß und presste die Lippen zusammen. Die Unbeirrbarkeit ihrer Mutter ängstigte sie, und außerdem hatte sie mit ihrer Bemerkung Salz in eine offene Wunde gestreut.
    »Du weißt, dass ich mir diese Entscheidung reiflich überlegt habe«, fuhr Nina mit einem Blick in Jos Gesicht fort.
    »Ich habe gründlich darüber nachgedacht, was aus dieser Familie werden soll. Den Stall zu verkaufen ist aus einer ganzen Reihe von Gründen das Vernünftigste.«
    Ihre Miene wurde versöhnlicher, als sie ihre Tochter betrachtete.
    »Und der Wichtigste davon ist, dass du endlich

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