Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
Spitzenanlage. Sie stellte Tasche und Laptop auf den Boden und den Becher mit dampfendem Kaffee in den Getränkehalter. „Fahr am Holiday Inn in Harbor vorbei.“ Sie zog die Tür zu. „Die Bezirksstelle wollte Weaver anrufen. Wir holen sie ab.“
Er brummte unverbindlich und setzte zurück.
Sie warf ihm einen Blick zu. „Ich komme gut mit ihr klar.“
„Das beruhigt mich.“
„Wenn ich mich jedes Mal aufregen würde, wenn ich eine von deinen abgelegten Liebhaberinnen treffe, wäre das Leben ganz schön anstrengend für mich.“
„Mein Ruf übertrifft bei weitem die Realität. Ich bin nicht mit annähernd so vielen Frauen zusammen gewesen, wie die Klatschblätter gern schreiben.“
„Ich glaube auch nicht, dass das physisch möglich wäre.“ Sie klopfte mit den Fingern auf ihren Oberschenkel. „Ob wir ihr von dem Band der Gefährten erzählen sollten?“
„Wie bitte?“ Er runzelte die Stirn. „Nein.“
„Ich weiß, es soll ein Geheimnis bleiben, aber wir verlangen von ihr, dass sie mit uns zusammenarbeitet, ohne über alle Informationen zu verfügen. Das scheint mir nicht fair zu sein.“
„Wenn es nach mir ginge, würde ich Cynna vertrauen. Aber nicht einmal der Rho kann darüber befinden, etwas über unsere Verbindung zur Dame zu enthüllen. Das ist überliefertes Wissen, und die Auserwählte ist Teil dieses Wissens.“
„Du meinst, niemand darf jemals darüber reden?“
„Nicht ganz.“ Er schwieg für einen Moment nachdenklich. „Es gibt zu viel, das du nicht weißt. Du musst mit der Rhej sprechen.“
„Das Treffen ist erst in ein paar Tagen vereinbart. Aber das hier müssen wir so schnell wie möglich klären.“
„Dazu muss ich auf das Gut. Sie verlässt es nie, und Telefone kann sie nicht ausstehen.“
„Klingt ganz nach meiner Großmutter.“
Unruhig rutschte Lily auf ihrem Sitz herum. Wurde von ihr erwartet, dass sie der Dame huldigte, jetzt, da sie Mitglied des Clans war? Das würde wohl kaum der Fall sein, aber sie wollte nicht gerade jetzt das Thema anschneiden. „Eines würde ich gern wissen: Weaver sagte, du hättest dich nicht verändert. Das sagen die Leute oft so dahin, aber in deinem Fall stimmt es, nehme ich an. Wie lange kennt ihr euch schon?“
„Zehn Jahre. Nein, eher zwölf.“
„Also wird Weaver vielleicht eher für dich ein Problem als für mich. Wenn sie bereits darüber nachdenkt, wie wenig du dich verändert hast …“
„Irgendwann kommt es ja doch raus.“ Auf dem Harbor Drive beschleunigte er leicht. „Früher oder später. Unsere Langlebigkeit musste auffallen, als immer mehr von uns sich nicht mehr als Menschen ausgeben konnten. Das ist auch einer der Gründe, warum einige Lupi dagegen waren, es publik zu machen.“
„Und wie hattet ihr euch entschieden, es publik zu machen? Ihr habt doch sicher nicht abgestimmt.“
Er warf ihr einen seiner undurchdringlichen Blicke zu. „Nein, wir haben nicht abgestimmt. Die Rhos haben diskutiert, argumentiert und Bündnisse geschlossen und sich manchmal auch gestritten, aber es gab keine Einigung. Schließlich hat mein Vater beschlossen, die Sache in die Hand zu nehmen.“
Sie dachte an das, was sie über Isen Turner wusste. „Er war an der Entscheidung in der Sache Borden beteiligt?“
„Das auch, aber ich meinte Carr gegen Texas .“
Lily zog die Brauen hoch. Seit ihrer Gründung hatte die US-Regierung das „Lupi Problem“ weitgehend ignoriert und es den Bundesstaaten überlassen, die Sache so zu handhaben, wie sie es für richtig hielten. Bis vor Kurzem hieß das noch Verhaftung, Verurteilung – offiziell und inoffiziell – und sogar Kastration.
Carr gegen den Staat Texas hatte das geändert. Die Entscheidung des Obersten Bundesgerichts hatte die Lupi zu Bürgern gemacht, solange sie in menschlicher Gestalt waren. Der Kongress hatte daraufhin die Lykanthropie prompt als Gefährdung der öffentlichen Gesundheit deklariert und damit ein Jahrzehnt Zwangsregistrierung und -behandlung eingeleitet. Jetzt war auch das für verfassungswidrig erklärt worden. Der Status der Lupi, wenn sie in Wolfsgestalt waren, war immer noch ungeklärt; eine diesbezügliche Gesetzesvorlage war bislang noch nicht verabschiedet worden. „War Carr ein Nokolai?“
„Du unterschätzt Isen.“ Sein Lächeln war gezwungen. „William Carr war ein Etorri, einer unserer ältesten und am meisten geachteten Clans. Sie haben so gut wie keine Macht, dazu sind sie zu wenige. Aber sie haben viel du . Ehre“, ergänzte er mit
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