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Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Titel: Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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sie von ihm wusste und schätzte. Und alles, was sie immer noch wissen wollte.
    Dieses Mal dröhnte kein Gong, überkam sie kein Taumel der Leidenschaft. Ihre Schulter tat weh, und ihre Erschöpfung war ebenso tief wie ihr Verlangen.
    Doch als er in sie glitt, stockte ihr der Atem. Als er zustieß, leicht und unangestrengt, erfüllte es sie mit ruhiger Freude, ihm jedes Mal langsam entgegenzukommen. Und als sie sich der Welle hingab, die ihren Körper durchflutete und sie sanft zum Höhepunkt trug, gab sie es auf, diese Gefühle mit den Worten Lust oder Liebe oder Band der Gefährten benennen zu wollen. Es gab nur noch das Geheimnis, ohne Worte, das sie jetzt in einer lautlosen Woge überrollte.
    Sie fiel zurück auf die Erde, ohne sie je verlassen zu haben, und war da, um ihn zu halten, als sein Atem fast stockte und er den Kamm seiner eigenen Welle erreichte. Und als er danach auf ihr liegen blieb, lächelten beide in die Dunkelheit hinein. Sie war eingeschlafen, bevor er sich von ihr gelöst hatte.
    Rule stand in Lilys Dusche und gähnte. Ihre Wohnung hatte ihre Schwächen, aber das fensterlose Schlafzimmer, das einfach zu verteidigen war, und das reichlich vorhandene heiße Wasser waren ein Segen. An diesem Morgen wusste er das heiße Wasser fast genauso sehr zu schätzen wie das wehrhafte Schlafquartier.
    Er war in einen Wachschlaf gefallen und war früh aufgewacht. Dann hatte er das warme Bett verlassen, um nicht in Versuchung zu geraten, auf seinen Körper zu hören. Sonst hätte er sie womöglich geweckt, um mit ihr zu schlafen. Aber sie brauchte Erholung. Und sie musste hier, in ihrer gewohnten Umgebung schlafen. Er verstand das. Gestern hatte sie zu viele Schocks erlitten.
    Auch was ihn betraf. Rule schnitt eine Grimasse und nahm die Seife.
    Trotzdem war sie zu ihm gekommen. Mitten in der Nacht, aufgeschreckt aus einem Alptraum, von dem sie ihm nicht erzählen wollte, war sie zu ihm geflüchtet. Eine große Spannung, die er vorher gar nicht bemerkt hatte, fiel von ihm ab. Der Geruch der Seife, der Dampf und das Wasser auf seiner Haut regten seine Sinne an, und er schloss die Augen, sperrte alle Gedanken aus und ließ sich einen Moment treiben.
    Wieder musste er gähnen. Er schüttelte den Kopf. Früher hatte ihm eine Nacht Wachschlaf nichts ausgemacht. Jetzt war er älter. Aus der Übung.
    Aus dem Training, würde Benedict sagen.
    Während er sich einseifte, lächelte Rule, als er an den älteren Bruder dachte, der ihn und so viele andere Jugendliche ausgebildet hatte. Benedict ging nicht gerade zimperlich mit seinen Schützlingen um, aber er verlangte nie mehr von seinen Welpen, als sie leisten konnten, und er spürte immer instinktiv, wo die Grenzen eines jeden waren. An andere stellte er nicht dieselben Ansprüche wie an sich selbst – anders als so manch anderer, der körperlich von der Natur ebenso begünstigt war wie er.
    Tatsächlich wären solche Ansprüche auch unrealistisch gewesen. Ob auf zwei Beinen oder auf vier, Benedict konnte man nicht das Wasser reichen.
    Diese Sommer lagen lange zurück, aber Benedicts Ausbildung wirkte immer noch nach. Seine Methoden entsprachen nicht den Vorstellungen der Menschen, aber sie waren ja auch nicht für Menschen gedacht. Ein Jugendlicher, der einmal aus dem Tiefschlaf gerissen worden war, weil ihm der Feind mit den Zähnen ein Stück aus seiner Schulter gerissen hatte, würde wohl bis zum Ende seines Lebens lieber wach bleiben.
    Plötzlich überkam ihn Trauer. Sein Lächeln fiel in sich zusammen. Er schloss die Augen, als die Erinnerung mit scharfen Klauen zuschlug.
    Mick.
    Einen Augenblick lang stand er einfach nur da und spürte den Schmerz, neu und scharf und mit so vielen anderen Gefühlen vermischt. Auch er war ein Bruder Rules gewesen, Mick, der ihm vor Jahren ein Stück aus der Schulter gebissen hatte. Mick war beinahe Rules Altersgenosse gewesen, eine Seltenheit unter seinesgleichen. Zum ersten Mal waren sie sich in dem Sommer begegnet, als Rule ganz offiziell seine Ausbildung bei Benedict begonnen hatte.
    Sie waren Rivalen gewesen, dachte Rule und legte den Kopf zurück, als das Wasser die Seife von seinem Körper spülte. Natürlich. Aber damals hatten sie es nicht richtig ernst gemeint.
    Stimmte das? Verzerrte der Blick zurück die Vergangenheit? Oder ließ er sie klarer erkennen?
    Lass es gut sein, sagte sich Rule und drehte mit schneller Geste den Wasserhahn zu. Mick war tot. Er war gestorben bei dem Versuch, Rules Leben zu retten – einen

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