Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen

Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen

Titel: Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
Vom Netzwerk:
geht’s gut“, murmelte Cynna. Mit Lilys Hilfe setzte sie sich auf. Vorsichtig schüttelte sie den Kopf, als ob sie sehen wollte, ob er noch fest auf ihrem Körper saß. „Meine Güte, du hast einen ganzen schönen Bumms!“
    Er hatte sie geschlagen. Er hatte eine Frau geschlagen.
    „Gut, dass du die flache Hand genommen hast und nicht die Faust“, fuhr sie fort, „sonst wäre ich wohl … Rule?“
    Er sprang auf die Füße. Das Brennen in seiner Hüfte ließ ihn taumeln. Vielleicht war es aber auch das Schuldgefühl, das es ihm schwer machte, das Gleichgewicht zu halten. Er konnte die Frau, die er geschlagen hatte, nicht ansehen und auch nicht die, die er liebte. Schnell verließ er den Raum.
    Aber seinen Ohren war es egal, was er verkraften konnte und was nicht. Sie berichteten ihm weiter. Als er wie blind ins Wohnzimmer ging, hörte er, wie die zwei Frauen miteinander sprachen. Lily fragte, wo Cynna Schmerzen hatte, und Cynna sagte: „Ach geh. Mir tut alles weh, aber es ist nichts gebrochen. Was ihn angeht, bin ich da nicht so sicher.“
    Gebrochen. Sie hatte recht. Etwas in ihm war zerbrochen, und er hatte keine Kontrolle mehr darüber.
    Hinter ihm trat Lily näher. Ohne ein Wort zu sagen, legte sie die Arme um ihn. Er erstarrte. Er verdiente keinen Trost. Sie ignorierte die unausgesprochene Zurückweisung und legte den Kopf auf seinen nackten Rücken. Und dann tat sie einfach gar nichts.
    Ihr Duft stieg ihm süß in die Nase. Er hörte nur ihren Herzschlag und das leise Flüstern ihres Atems. Sie fragte nicht, sie machte ihm keine Vorwürfe oder suchte nach Entschuldigungen. Sie stand einfach nur da und ließ ihren Körper sprechen, ließ ihn Dinge sagen, denen er nicht zugehört hätte, wenn sie sie laut ausgesprochen hätte.
    Doch sein Körper hörte zu. „Vor lauter Stolz“, sagte er, obwohl er gar nicht vorgehabt hatte, etwas zu sagen. „Vor lauter Stolz. Ich wollte nicht zugeben, dass ich keine Kontrolle mehr habe. Der Wolf ist jetzt immer ganz oft ganz nah dran, die Kontrolle zu übernehmen. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass Cynna mir so nah kommt. Ein verwundetes Tier ist gefährlich.“
    „Du hast versucht, es zu verhindern. Wir haben dich dazu gezwungen.“
    „Weil ich dir nicht gesagt habe, wo das eigentliche Problem liegt.“
    Ihr seidiges Haar glitt über seine Haut, als sie nickte. „Ja, du hättest es mir sagen sollen. Aber jetzt hast du es ja getan.“
    Etwas in ihm löste sich und gab nach. Er wusste nicht, ob es Akzeptanz war oder Verzweiflung. „Noch Fragen?“
    „Ja, viele“, versicherte sie ihm. „Sieh es als Ruhe vor dem Sturm. Das Weihwasser hat mehr Schmerzen verursacht, als Cynna erwartet hat.“
    „Ja“, sagte er trocken. Obwohl der erste schrille Schmerz inzwischen zu einem dumpfen Pochen abgeebbt war, tat seine Hüfte jetzt mehr weh als vor der Behandlung. „Wenn wir optimistisch sein wollen, können wir annehmen, das heißt, dass es wirkt.“
    „Zum Teufel mit dem Optimismus. Ich will Klarheit.“ Sie fuhr mit der Hand über seine Seite.
    Rule spannte sich an. Aber als ihre Fingerspitzen über die Wunde fuhren, spürte er nur Schmerz, einfach nur körperlichen Schmerz. Nicht mehr den instinktiven Drang, sich zu verteidigen, der alle Vernunft auslöschte.
    Aber er hätte wissen müssen, dass dieses Mal Instinkt und Vernunft einer Meinung waren. Der Wolf war ebenso an diese Frau gebunden wie der Mensch.
    „Auf der Wunde bildet sich Schorf“, sagte sie.
    Er hätte größere Erleichterung empfunden, wenn sie froher geklungen hätte. Rule drehte sich um und sah sie an. „Aber …?“
    „Die Vergiftung ist noch nicht weg. Das Weihwasser hat sie gemildert. Hat sie verdünnt“, verbesserte sie sich, als wenn durch eine genaue Wortwahl die Gefahr kleiner würde. „Jetzt ist zwar weniger Gewebe infiziert, aber da ist immer noch ein harter Knoten, und … schau mal. Schau dein Bein an, Rule.“
    Er tat es. Seine Augenbrauen hoben sich. „Bildet sich etwa eine Narbe?“
    „Sieht so aus.“
    Über dem größten Teil der Wunde hatte sich Schorf gebildet, obwohl an den tiefsten Stellen immer noch Blut austrat. Dort, wo sie nicht so tief war, an seinem Oberschenkel, hatte die Wunde sich ganz geschlossen … und wurde zu einer dünnen Linie aus glänzender Haut. „Interessant. Ich hatte noch nie eine Narbe.“
    „Passt gut zum Machogehabe.“
    Sie versuchte, es mit Humor zu nehmen. Er sprang ihr bei. „Fürs Image ist es bestimmt nicht schlecht. Was meinst du?

Weitere Kostenlose Bücher