Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
Sollte ich das Angebot von Cosmopolitan annehmen?“
„Was für ein Angebot?“
„Ich glaube, es war was mit nackt auf einem Bärenfell.“
Sie verdrehte die Augen. „Da wir gerade davon sprechen, vielleicht könntest du deine Hose wieder anziehen.“
Er warf einen Blick zur Küche. Auf einmal war ihm nicht mehr nach Scherzen zumute. Er schämte sich und fühlte sich schuldig. „Erst muss ich noch etwas anderes tun.“
„Musst du das nackt tun?“
„Ja, genau.“ Er machte sich sanft von ihr los und ging in die Küche.
Cynna saß am Tisch, presste eine Tüte mit tiefgefrorenen Erbsen auf den Kiefer und kritzelte etwas auf einen Schreibblock. Sie sah hoch. „Wie waren wir? Ist es weg?“
„Es ist schwächer geworden. Noch ein paar Anwendungen, und es wird ganz verschwinden.“
„Ich habe noch mehr. Wir können …“
„Nein, können wir nicht. Jemand anders wird mir die Dosis geben.“ Er kniete sich vor sie hin, senkte den Kopf und schloss die Augen.
„Was tust du da … steh auf, Rule. Rule?“ Sie roch, als wäre sie beunruhigt. Ihre Stimme kippte, als sie den Kopf drehte. „Was tut er da?“
„Es sieht aus, als würde er sich dir unterwerfen“, sagte Lily.
„Cool. Aber absolut nicht notwendig. Rule, steh auf.“
Er sprach leise. „Meine Reue reicht nicht. Meine Entschuldigung reicht nicht. Ich nehme die Strafe, die Wiedergutmachung, die Buße an.“
„Schon verziehen, okay?“ Sie hörte sich panisch an. „Keine Strafe oder Buße oder was.“
„Cynna.“ Das war Lily. „Ich finde auch, dass eine Strafe nicht angebracht ist, weil er sich selber schon genug Vorwürfe macht. Aber du bist katholisch. Du wirst das Bedürfnis nach Buße verstehen. Sein Bedürfnis, nicht deins.“
„Oh.“ Sie holte tief Luft. „Aus meiner Sicht haben wir alle einen Fehler gemacht, nicht nur du, aber ich sehe, dass du nicht vernünftig sein willst. Ich habe bloß keinen blassen Schimmer, was ich tun soll. Ich glaube kaum, dass es hilft, wenn ich dich ein paar Vaterunser aufsagen lasse.“
Er hatte sich wieder einmal von seinem Instinkt leiten lassen. Wenn er nur einen Moment lang nachgedacht hätte, bevor er niedergekniet war, hätte er ihr alles erklären können. Wenn das Ritual einmal begonnen hatte, war es ihm nicht erlaubt, zu sprechen. Aber das war nicht fair gegenüber Cynna, die verständlicherweise verwirrt war.
„Lily“, sagte er. „Ich kann jetzt nicht mit Cynna reden, aber du bist Teil des Clans. Du kannst mit ihr reden, wenn du willst.“
Lilys Stimme war kühl und nachdenklich. „Darf ich dich etwas fragen?“
„Ja.“ Obwohl er vorsichtig sein musste, dass seine Antworten nicht eine bestimmte Reaktion nahelegten.
„Wenn der Rho hier wäre, was würde er tun?“
„Er würde Cynna bitten, genau wie ich, zwischen Strafe, Wiedergutmachung und Buße zu entscheiden.“
„Und wenn sie sich für Buße entscheidet?“
„Dann würde er fragen, ob sie selbst die Art der Buße bestimmen möchte?“
„Und wenn sie das nicht möchte?“
„Wenn die Rhej nicht da wäre, würde er sie herrufen.“ Und das war auch der Grund, erkannte er jetzt, warum sein Instinkt ihm gesagt hatte, er solle das Ritual der Reue ohne weitere Erklärung beginnen. Wie die Rhej war auch Cynna von der Dame auserwählt. Zum ersten Mal hatte er es in ihr gespürt, wie eine leichte Bewegung.
Lily war noch nicht fertig mit Fragen. „Was würde die Rhej tun?“
„Die Buße bestimmen.“
Cynna schnaubte. „Na danke. Die Rhej ist in Kalifornien. Ich weiß, was wir machen. Wir verschieben die Sache mit der Buße, bis sie sich darum kümmern kann.“
Netter Versuch, aber unmöglich. Wenn das Reueritual einmal angefangen hatte, musste es auch zu Ende geführt werden.
„Er bewegt sich nicht“, bemerkte Lily. „Ich fürchte, wir müssen uns etwas einfallen lassen. Soll ich ihn sonst noch etwas fragen?“
„Ich weiß nicht. Mir fällt nichts ein.“ Cynna seufzte. „Das ist wie damals in der Schule, wenn ich aufgerufen wurde und meine Hausaufgaben nicht gemacht hatte.“
Eine Zeit lang sagte niemand etwas. Dann brach Cynna das Schweigen. Ihre Stimme war jetzt nur noch ein Flüstern. Sie hatte sich zu ihm hinuntergebeugt. „Ich glaube, du willst Vergebung, aber von dir selber, nicht von mir. Also musst du es nicht von mir hören.“ Ihre Stimme veränderte sich fast unmerklich. „Also gut.“
Ihre Hand legte sich auf seinen Nacken, warm und trocken. „Einen Monat lang wirst du jeden Tag zehn Minuten
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