Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
draufstehen. Die hatte ich, weil … erinnerst du dich, wie du mir erlaubt hast, die Musik zu bestellen?“
„Ich verstehe.“ Rules Stimme war vollkommen ruhig. „Vor zwei Monaten hast du dir meine Kreditkartennummer gemerkt, damit du sie wieder benutzen kannst, ohne meine Erlaubnis.“
„Nein!“ Toby setzte sich aufrecht hin. „Ich habe nicht … ich meine, der Computer hatte die Nummer gespeichert. Ich wusste nicht, dass ich sie noch einmal brauchen würde. Ich meine“, sagte er wieder und verbesserte sich gewissenhaft, „ich hatte nicht vor , etwas Verbotenes zu tun. Aber ich musste es tun.“
„Was uns zu unserer ursprünglichen Frage zurückbringt“, sagte Lily sanft. „Warum?“
Toby zuckte mit den Achseln, trat gegen das Tischbein und sah keinen von ihnen an.
Armer Junge. War es denn nicht offensichtlich, warum? Cullen nahm zwei Teller und kam an den Tisch. „Meine Mutter und ich sind gut miteinander ausgekommen“, sagte er. „Es war mein Vater, der nicht klarkam damit, was ich war.“
Toby wandte ihm sein ernstes Gesicht zu. „Aber dein Vater war ein Lupus! Er wusste, was du warst.“
„Er war kein Zauberer. Oder ein Hexer, so wie meine Mutter. Meine Mutter war nicht gerade begeistert, als ich aus Versehen etwas abgefackelt habe. Meine Gabe war stärker als meine Fähigkeit, sie zu kontrollieren, als ich jung war, aber sie hat nicht gedacht, dass ich ein totaler Freak bin, weil ich Magie sehen konnte.“ Er stellte einen der Teller vor Toby ab. „Mein Vater konnte damit nicht umgehen.“
Tobys dunkle Augen waren fest auf Cullens Gesicht gerichtet. „Hat dein Vater dich nicht gemocht?“
„Er hat mir nicht getraut.“ Er sagte es so, als würde es ihm nichts ausmachen. Dabei schnürte ihm die nackte Wahrheit auch nach all den Jahren noch die Kehle zu. „Ich hatte eine Kraft, die er nicht verstand. Er dachte, ich sollte sie aufgeben, damit ich in diese Welt passe. Aber das konnte ich nicht.“
Lily und Rule tauschten einen Blick.
Das Telefon klingelte. „Das ist wahrscheinlich deine Großmutter“, sagte Rule und stand auf.
Mrs Asteglio war nicht zu Hause gewesen, als Rule angerufen hatte, aber das hatte niemanden überrascht. Sie ging nicht davon aus, dass ihr Enkel vermisst wurde; sie dachte, er wäre nach D.C. geflogen, um das Weihnachtsfest mit seinem Vater zu verbringen. Was ja auch stimmte. Sie wusste nur nicht, dass es allein Tobys Werk war, nicht Rules.
Eigentlich keine schlechte Leistung, dachte Cullen, als er zwei weitere Teller vor Menschen stellte, die keinerlei Interesse hatten, etwas zu essen. Der Junge hatte ungeahnte Talente.
Toby schob die Unterlippe vor. Er klappte das Brötchen auf und widmete seine ganze Aufmerksamkeit den Tomatenscheiben, die er nun wieder entfernte, nachdem Cullen sie eben draufgetan hatte. „Sie wird ganz schön sauer sein. Ich verstehe nicht, warum ich ihr nicht einfach sagen kann, dass du mich bei dir haben willst.“
Rule hielt mitten im Schritt inne, fuhr herum und ließ sich vor seinem Sohn auf ein Knie sinken, sodass ihre Gesichter auf gleicher Höhe waren. „Ich will dich bei mir haben.“ Seine Stimme war leise und eindringlich „Ich wollte dich immer bei mir haben. Das weißt du.“
Lily betrachtete die beiden und ging zum Telefon, um abzunehmen. „Hallo? Ja, Mrs Asteglio, er ist gut bei uns angekommen. Das Problem ist, dass wir nicht wussten, dass er kommen würde.“
Cullen trug seinen eigenen Teller zum Tisch und lauschte beiden Gesprächen – Lily, die der Großmutter erklärte, dass sie Toby nicht hatten herkommen lassen, und Rule, der seinem Sohn den Unterschied erklärte zwischen dem Wunsch, ihn hierzuhaben, und der Erlaubnis, in Eigeninitiative einfach aufzutauchen. Der Junge hatte Eigeninitiative gezeigt, daran bestand kein Zweifel. Cullen biss in sein Sandwich. Toby hatte sein Abenteuer gut geplant, bis hin zu dem Moment, als die Stewardess erwartete, ihn einem wartenden Elternteil zu übergeben. Der ganze Schwindel wäre aufgeflogen, wenn Cullens Maschine nicht genau kurz vor Tobys Maschine gelandet wäre, sodass Cullen genug Zeit hatte, es in die Halle zu schaffen und dort eine vertraute Stimme zu hören.
Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit? , dachte er und nahm einen weiteren Bissen. Dann legte er sein Sandwich weg und kniff nachdenklich die Augen zusammen.
Zufälle gab es immer wieder. Man traf jemanden aus seiner Heimatstadt, obwohl man tausend Kilometer weit weg war, oder man stand in einer Schlange
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