Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
versuchte, sich von den Dingen zu befreien, die dieser Körper nie getan hatte.
»Da war ein Gewehr«, flüsterte Charley. »Ich erinnere mich … ein alter Mann und ein Gewehr. Er hat geweint.«
»Das warst nicht du«, sagte der Mann. »Das war der Wiedergänger.«
»Aber ich erinnere mich …« Dann verstand er. »Der Wiedergänger hatte kein Ich.« Es hatte nie »ich« gedacht, noch nicht einmal so viel Bewusstsein war ihm vergönnt gewesen. Nur die schwärzeste Magie hielt ihn, seine Stücke, zusammen. Und sein Leiden. Der Wiedergänger war sich nicht seines Ichs bewusst gewesen, aber er hatte gewusst, dass er litt.
»Jetzt weißt du, was du zurückgeben musst. Und du kannst es, Charley. Du hast mich einmal angegriffen. Als du erkanntest, dass ich einen Teil der Macht besitze – den Teil der Leidolf-Clanmacht –, hast du die ganze Todesmagie, die du benutzt hast, zurückgenommen. Selbst in deinem gespaltenen Zustand wusstest du, was du zu tun hattest.«
Charley erinnerte sich daran – und schob die Erinnerung schnell beiseite. »Ich will so etwas nicht mehr tun«, sagte er flehend. Was er genommen hatte … was er verschlungen hatte … Es war falsch, so schrecklich falsch. Aber wenn er alles zurückgäbe, würde er sterben. Er wollte nicht sterben. »Ich weiß es jetzt besser. Ich erinnere mich. Ich werde so etwas nicht mehr tun.«
Der Mann umfasste Charleys Gesicht fest mit beiden Händen. »Gib es zurück.«
»Nein, ich will nicht!«, schrie er.
Die dunklen Augen schlossen sich. Das Gesicht des Mannes – wer war er? – wurde regungslos, als würde er angestrengt nachdenken oder beten. Aber seine Finger fassten Charleys Gesicht fester. Er begann, schneller zu atmen – so schnell wie Charley. Und Charleys Herz hämmerte – aber, oh, es war so gut, wieder einen Herzschlag zu haben! Er wollte ihn behalten. Er würde ihn behalten.
Auf einmal schnappte der Mann nach Luft. Er schwankte, doch er ließ Charleys Gesicht nicht los. Seine Augen öffneten sich, und jetzt schienen sie noch dunkler als zuvor zu sein. Er sagte noch einmal Charleys Namen und sprach dann langsam weiter, wie jemand, dem man gehorchen musste. »Du wirst alles zurückgeben. Du wirst alles freigeben, was du genommen hast.«
Oh , dachte Charley und starrte in diese Augen. Dies war nicht irgendein Mann. Dies war sein Rho. Sein Rho gab ihm einen Befehl.
Und Charley weinte. Doch er schämte sich seiner Tränen nicht. Sein Rho befahl ihm, sein Leben zu geben. Das war eine Ehre. »Ja«, flüsterte er. »Ich werde tun … was du sagst. Aber bitte … das Feuer? Wenn dies mein gens compleo ist … darf ich dann erst zum verbindenden Feuer?«
Der andere Mann – der, den Charley als eine warme Hülle gesehen hatte, als etwas, das er benutzen oder töten konnte – machte ein Feuer. Hier, mitten ins grüne Gras, das so süß duftete, warf er ein Feuer, so einfach wie jemand, der Körner aussät. Es war klein, aber es reichte ihm. Es war grün wie das Gras, aber heller, strahlender. Und als Charley seine Hand hineinhielt, tanzte es seinen Arm hinauf, kitzelte ihn.
Noch während das Feuer mit ihm spielte, begann er loszulassen. Eigentlich war es ganz einfach. So wie der Wiedergänger instinktiv gewusst hatte, wie er sich nähren musste, wusste Charley nun, wie er das, was er genommen hatte, loslassen musste. Jetzt war es nur noch Energie.
Doch als er fertig war, blieb etwas übrig. Etwas Mächtiges und … Geformtes. Nicht nur Energie. Etwas unglaublich Schönes.
»Bist du bereit?«, fragte jemand.
Er hob den Blick, als die letzten Zungen des grünen Feuers über seine Hände flackerten und erloschen. Ein schwarzer Mann mit einem weißen Gesicht und einem Zylinder stand nur wenig entfernt vor ihm und lächelte. Er sah merkwürdig aus, aber richtig. Irgendwie sah er richtig aus.
»Wer bist du?«
Mit einer leichten Verbeugung lüftete der Schwarze seinen Hut. »Ich bin dein Chauffeur. Ich bin gekommen, um dich abzuholen.«
»Aber was mache ich damit?« Er deutete auf eine Weise, die er nicht beschreiben konnte, auf die geformte Energie, die immer noch in ihm lag. »Alles andere ist fort, aber dies ist noch da.«
»Das bleibt auch da. Nur du gehst. Lass es einfach da, wo du es gefunden hast.« Der Mann streckte ihm die Hand hin.
Charley ergriff sie.
Lily spürte, wie er sie verließ. Und sie spürte, was er zurückgelassen hatte – genau dort, wo er es gefunden hatte. »Rule«, sagte sie staunend, »Rule, das Band der Gefährten ist
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