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Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen

Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen

Titel: Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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immer noch sehr schläfrig und ging ohne Widerrede ins Bett – aber ausnahmsweise bekam er die Erlaubnis, in seinem Zimmer fernzusehen. Grammy brachte ihm die »Krankenkiste«, wie sie es nannte – einen alten Fernseher, den sie immer nur dann anschloss, wenn Toby krank war.
    Alicia ging es besser. Ihr Mann war bei ihr. Louise hatte vor, morgen wieder ins Krankenhaus zu gehen, aber auch sie brauchte Ruhe. Als Toby vor den Zeichentrickfilmen einschlief, beschloss sie, sich hinzulegen, um »ihre Augen zu schließen, nur kurz«.
    Sie schlief beinahe so schnell wie ihr Enkel ein.
    Es dämmerte, als Rule, Lily und Cullen mit dem Einmachglas voll Blut in den Garten gingen. Dämmerung, die unentschlossene Stunde, wenn die Luft schwer war von den Düften des Geißblatts und des frisch geschnittenen Grases, von Andeutungen und Möglichkeiten.
    Eine gute Zeit für das Namenlose, das zwischen Leben und Tod war, sagte Cullen.
    Der erste Teil war einfach, denn dafür war weder Magie noch irgendein Ritual erforderlich. Lily musste nichts weiter tun, als sich zu erinnern.
    Sie setzte sich mit verschränkten Beinen ins Gras, schloss die Augen und dachte daran, wie sie gerannt war. So schnell sie konnte, rannte sie auf den Rand einer Klippe zu, während die stechende Luft von Dis in ihren Lungen brannte und sie alles, was sie liebte, hinter sich ließ.
    Doch sie spürte keine Kälte.
    Sie versuchte es mit anderen Erinnerungen … Fahrrädern. Sie dachte daran, wie entzückt der andere Teil von ihr, der versteckte Teil, gewesen war, als sie sich daran zurückerinnert hatte, wie sie als kleines Mädchen Fahrrad gefahren war, und ihr anderes Ich diese Erinnerung teilte. Die andere Lily hatte keine Erinnerungen, die ihr halfen, die Hölle zu überleben. Wie der Wiedergänger , dachte sie. Wie Charley.
    Aber sie hatte Rule gehabt. Sie hatte ihren Namen vergessen, aber sich an Gras und Sonnenlicht und Sterne erinnert. Sie hatte nicht gewusst, ob sie je auf einem Fahrrad gesessen hatte, aber sie konnte sich an Fahrräder erinnern. Sie hatte ihren Körper gehabt, und sie hatte Rule an ihrer Seite gehabt. Er war in Wolfsgestalt gewesen …
    »Komisch«, sagte sie und schnupperte. »Riecht ihr auch Zigarrenrauch?« Und in derselben Sekunde fiel sie ins Eis.
    Oder wurde gestoßen.
    Es war, so undenkbar es schien, noch kälter als das erste Mal. Vielleicht war es aber auch unmöglich, sich an eine solche unbarmherzige Kälte zu erinnern, die ihr den Atem verschlug und ihre Muskeln lähmte, sodass sie ins Schwanken geriet und beinahe umgekippt wäre. Aber Rule war da. Sein Gesicht war ernst, maskenhaft, als er sie stützte und ihr in die Augen sah.
    »Ich erkenne dich«, sagte er, und seine Stimme schien von tief innen zu kommen. »Die Macht der Leidolf erkennt dich.«
    Und als die eisige Stimme sprach, glitten die scharfen Scherben hin und her, schmerzhaft zwar, aber auf eine Art, in der beinahe so etwas wie Hoffnung lag. Leidolf?
    »Nimm … meinen Mund«, hauchte sie mit letzter Kraft, »ich gebe … Erlaubnis.«
    Es glitt in die Wärme, dieses Mal fast ganz hinein! Es konnte die Beine nicht bewegen, aber die brauchte es auch nicht. Es hatte ja die Worte. Es hatte die Worte festgehalten und gewartet und gewartet. Das war so schwer gewesen, aber jetzt konnte es den Mann fragen … Es konnte sich nicht erinnern. »So hungrig«, flüsterte es mit diesen fremden Lippen. »Gib mir zu essen. Gib mir zu essen, damit ich mich erinnern kann.« Er fühlte, wie die Lippen des Körpers zuckten, und wusste nicht, wer von beiden es bewirkt hatte. »Tut weh. Tut weh.«
    Aber es war die andere Wärme, die reagierte, nicht der Mann. Sie öffnete etwas … ein Gefäß … und tauchte seinen Finger hinein. Er streckte den nassen, glänzenden Finger aus. Es schloss die fremden Lippen um den Finger …
    Wärme? Ja. Nein. Eine andere Art von Nichtkälte als die seines Körpers. Nur ein Hauch, aber wunderbar. So wunderbar. »Mehr.«
    »Hör mir zu«, sagte der Mann. »Hör mir zu, Charles.«
    Charles …?
    Wieder erschien die feucht glänzende Fingerspitze. Gierig saugte es an diesem Finger, spürte, wie seine Teile sich verschoben, sich aneinander rieben …
    »Nimm deinen Namen an, Charles Arthur Kessenblaum.«
    Die Hitze! Es tat weh, so weh – seine Teile bewegten sich zu schnell, zu heftig! Keuchend versuchte es, den Mann fortzustoßen, aber die fremden Arme gehorchten ihm nicht. »Tut weh!«, schrie es.
    Der Mann packte das Gesicht seines Körpers und

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