Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
genial. Zu schade, dass sie verrückt war.«
»Ja«, sagte Rule trocken, »ich glaube, ihr Sohn und ihre Tochter würden das genauso sehen.«
»Sie hat also Charleys Geist gesehen«, sagte Lily ungeduldig, »und ist dann zu ihm gegangen und hat ihren Zauber durchgeführt?«
Cullen nickte. »Sie ist an die Unfallstätte geeilt und hat ihm das Blut abgenommen, womit sie dann die Runen geschrieben hat. Der Energiewind wehte immer noch – ihr erinnert euch sicher noch, wie lange der letzte Sturm gedauert hat. Und den hat sie genutzt. Sie riss seine Seele auseinander. Er vergaß seinen Namen, seine Vergangenheit, die Erinnerung daran, dass er ein Lupus war, selbst die Erinnerung an sie. Seine Erinnerungen gab sie dann in sein Blut, das sie mit einem Zauber gegen Zersetzung belegte. Seitdem hat sie dieses Blut benutzt, um ihn zurückzurufen, immer wieder. Und das, was von ihm geblieben ist, mit Tod zu füttern.«
»Gute Dame.« Fassungslos schüttelte Rule den Kopf. »Hat sie begriffen, was sie ihm angetan hat? Wie konnte sie ihren Sohn so quälen?«
»Sie hat geglaubt, sie würde ihn retten«, sagte Lily leise.
Er sah sie an und dachte an Alicia und das, was Mandy Ann mit Toby vorgehabt hatte. Und schauderte.
Lily drückte ihn fester an sich. »Sie dachte, sie könnte ihm einen neuen Körper besorgen, nicht wahr?«
»Zuerst glaubte sie, er würde sich selbst darum kümmern. Als er es nicht tat, beschloss sie, ihm zu helfen, indem sie seine Schwester, äh … darauf vorbereitete, ihn in sich aufzunehmen.«
Rule war übel. Und er war unendlich traurig. »Crystal wusste nicht, was ihre Mutter getan hatte, oder?«
»Nein. Rule, wir müssen den Wiedergänger aufhalten.«
»Normalerweise machst du dir nicht die Mühe, auf das Offensichtliche hinzuweisen.«
Dann erklärte ihm Cullen, was sie tun mussten.
Mit wachsender Empörung hörte Rule ihm bis zum Schluss zu. Als Cullen geendet hatte, sagte er nur drei Worte: »Auf keinen Fall.«
»Rule.« Lily sah traurig aus – und, verdammt noch mal, fest entschlossen. Wenn er nicht mit Sicherheit gewusst hätte, dass keine Verwandtschaft zwischen ihr und Toby bestand, hätte er geschworen, dass sie auf die gleiche Art wie er ihr Kinn vorschob. »Es ist nicht nur deine Entscheidung. Ich werde es tun. Ob du zustimmst oder nicht.«
»Dann werde ich dich aufhalten.« Er sagte das so bestimmt, als sei es tatsächlich möglich.
»Und wie?« Sie sah ihm lange in die Augen. »Wenn das der einzige Weg ist, um den Wiedergänger am Töten zu hindern, dann muss es eben sein. Und wenn es der einzige Weg ist, um … um Charley zu befreien, dann auch.«
Er würde sie nicht davon abhalten können. Das wusste er, trotz seiner törichten Worte. Er konnte nichts weiter tun, als bei dem abscheulichen Plan seines Freundes mitzumachen – und alles dafür zu tun, dass er aufging. Er sah Cullen an, und die Mächte regten sich unruhig in seinem Inneren. »Der Wiedergänger muss sich unterwerfen, sagst du.«
»Du hast die Mächte. Das ist Autorität genug – oder wird genug Autorität sein, nachdem du deinen Part erfüllt hast.«
»Ich habe die Macht der Thronfolger. Für das, was du vorhast, braucht man die eines Rho.«
Cullen begriff schnell. »Mist. Oh, Mist.«
Rule lächelte kalt. »Du hast mir geraten, der Rho der Leidolf zu werden, oder nicht? Scheint, als würde ich den Posten früher als geplant übernehmen.«
»Was meinst du damit?«, fragte Lily. »Wenn du vorhast, zum Clangut der Leidolf zu gehen und Victor zu töten –«
»Um das zu tun, muss ich nicht dort sein.« Cullen wusste das. Er hatte selbst einst einen Teil der Macht in sich getragen. Er wusste, was zu tun war.
Cullen seufzte und sah Lily an. »Er wird Victor die Macht abnehmen. Sein Teil ist bereits jetzt größer als gewöhnlich, und eine Clanmacht … äh, zieht es immer zu dem stärksten, dem fähigsten Anführer. Victor liegt im Koma. Rule setzt darauf, dass die Macht ihm nicht viel Widerstand entgegensetzen wird. Wenn Rule Victor die Macht entzieht, stirbt Victor.«
»Nein«, sagte sie. »Nein, Rule. Das ist nicht nötig. Die Leidolf werden dir das nie verzeihen, und die anderen Clans … Gott, streng genommen ist es vielleicht sogar Mord. Nein.«
»Willst du mich festnehmen?« Er lächelte immer noch, aber es war ein unfrohes Lächeln. »Das ist nicht allein deine Entscheidung«, sagte er und wiederholte ihre Worte. »Ich werde es tun.
37
Spät am Nachtmittag brachten sie Toby nach Hause. Er war
Weitere Kostenlose Bücher