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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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Füttern zurück sein«, besänftigte der Rittmeister eine Besorgnis, die er allein hegte. »Studmann ist die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit selbst.«
    »Ach, Mama!« rief Weio und brach ab.
    »Nun –?« fragte Frau von Prackwitz recht kühl, »wünschest du etwas, Violet –?!!«
    »Ich dachte nur …« Weio war ziemlich kleinlaut. »Ich hätte auch ganz gerne mal wieder gebadet …«
    »Du weißt, Violet, daß du Stubenarrest hast, bis du mir und Papa erzählt hast, wer der fremde Herr war, mit dem du in der Nacht über den Hof gegangen bist.«
    »Aber Mama!« rief Weio beinahe weinend. »Ich habe dir schon hundertmal gesagt, daß es gar kein fremder Herr war. Es war Kniebusch! Räder hat es dir doch auch gesagt!«
    »Du lügst, und Räder lügt auch. Du kommst nicht eher aus dem Haus, bis du mir die Wahrheit gesagt hast, und der brave Hubert kann sich auf eine sehr plötzliche Entlassung gefaßt machen, wenn er mich weiter so anlügt. Es ist eine Unverschämtheit von euch, mich derart zu belügen –!«
    Frau von Prackwitz war sehr erregt, ihre etwas volle Brust atmete hastig, ihre Augen schossen scharfe, zornige Blicke.
    »Aber wenn es doch wirklich der Förster war, Mama – wirklich und wahrhaftig! Ich kann dir doch nicht vorlügen, daß es jemand anders war, Mama! Wer soll es denn gewesen sein –?!«
    »Es ist eine Unverschämtheit –!« rief Frau von Prackwitz atemlos und zitterte vor Zorn am ganzen Leibe. Doch sie nahm sich rasch zusammen. »Du gehst auf dein Zimmer, Violet, und schreibst unsere gestrige französische Lektüre zehnmal ab und ohne einen Fehler!«
    »Und wenn ich sie hundertmal abschreibe, Mama!« sagte Weio unter der Tür, jetzt auch weiß vor Zorn. »Es war doch der Förster!«
    Die Tür klappte, Weio war fort.
    Der Rittmeister hatte schweigend diesen Streit angehört, nur mit Augenschließen und Gesichtverziehen hatte er zu verstehen gegeben, wie peinlich er ihm war. Ein Streit, den andere hatten, war ihm immer sehr peinlich. Aber er wußte aus mancher Erfahrung, daß seine Frau, wenn sie wirklich einmal zornig war, was selten vorkam, höchst behutsam behandelt werden mußte. »Faßt du die Weio nicht ein wenig hart an?« fragte er darum nur vorsichtig. »Es könnte dochwirklich der Förster gewesen sein? Die Hartig ist bloß ein Klatschweib …«
    »Es war nicht der Förster! Er sagt jetzt, er war es, aber er kann mir nicht erzählen, warum sie statt in den Wald ins Inspektorenhaus gegangen sind.«
    »Hubert sagt, sie haben nachgesehen, ob dort noch Kugelpatronen für Weio waren …«
    »Ach, Unsinn! – Entschuldige, Achim, aber laß dich doch nicht dumm machen von den beiden! Räder weiß so gut wie Weio, daß die Kugelpatronen in deinem Gewehrschrank stehen …«
    »Sie sagen, sie haben dich nicht stören wollen …«
    »Ach was, stören! Ich habe bis nach zwölf Licht gehabt – und Weio ist noch nie so rücksichtsvoll gewesen. Wenn sie einen Pickel im Nacken hat, weckt sie mich nachts um zwei Uhr und läßt sich einreiben … Alles dumme Lügen!«
    »Aber, wirklich, Eva, wer könnte es denn gewesen sein? Ein Fremder, den die Hartig nicht mal kennt? Und dann nachts mit Weio ins Inspektorenhaus?!«
    »Siehst du, Achim, das ist das Schlimmste, darum kann ich nicht schlafen. Wenn es irgendein Junge hier aus der Gegend wäre, irgend jemand, den wir kennen, den Weio kennt, ein Bauernjunge oder so was – der würde Weio nie gefährlich werden. Das wäre eine harmlose Liebelei, die könnte man sofort abstellen … Aber es ist ein Fremder, ein Mann, von dem wir keine Ahnung haben, ein ganz Unbekannter – und das ist so unheimlich … Mit dem geht sie nachts ins Inspektorenhaus, mit dem ist sie die Nacht allein zusammen. Denn Räder ist im Bett gewesen, das ist nicht gelogen. Das hat mir Armgard bestätigt, die nie für Hubert lügen würde …«
    »Glaubst du denn wirklich, daß etwas geschehen sein könnte –? Ich würde den Kerl …«
    »Ja, du kennst ihn aber nicht, du weißt nicht, wer es ist! Wer kann es nur sein, daß sie alle Angst haben, von ihm zu reden, daß sie alle verzweifelt für ihn lügen: der Förster, die Backs, Räder – und Weio. Ich kann es nicht erraten!«
    »Aber, Eva, ich bin überzeugt, du machst dir umsonst solche Sorgen. Weio ist noch völlig ein Kind!«
    »Das habe ich auch gedacht, Achim – aber jetzt sind mir die Augen aufgegangen! Sie ist gar kein Kind mehr, aber sie spielt Kind, ganz frech und wie eine, die sehr genau Bescheid weiß …«
    »Aber,

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