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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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komme, schießt er!‹ – Studmann macht das Fenster auf, es war zu, sieht hinaus: nichts. – Aber Meier bleibt dabei, er war da, er will ihn totschießen …«
    »Aber wer?« fragt die Frau voller Spannung.
    »Ja«, sagt der Rittmeister und reibt sich nachdenklich die Nase. »Wer? – Nun höre. Meier bleibt so fest dabei, daß jemand am Fenster gewesen ist, ihn totzuschießen, daß Studmann schließlich Pagel rausschickt, um nachzusehen. Unterdes beruhigt er Meier ein bißchen. Der fängt an, sich anzuziehen. Pagel kommt wieder mit einem Mädchen, das er in den Büschen gefunden hat, der Backs …«
    »Ach so«, sagt die Frau enttäuscht.
    »Die Backs gibt ohne weiteres zu, gegen die Scheiben geklopft zu haben, sie müsse ihren Freund unbedingt sprechen. Als Studmann merkte, es war irgendeine einfache Liebesgeschichte, hat er die beiden allein gelassen und ist mit Pagel wieder auf das Büro gegangen …«
    »Hätte er da ernstlich gefragt, vielleicht hätte er alles erfahren.«
    »Vielleicht. – Nach einer Weile ist Meier mit der Backs auf das Büro gekommen und hat gesagt, er müsse weg, gleich, auf der Stelle. Studmann hat nicht gewollt, Studmann ist ja die Genauigkeit selbst, das ginge nicht ohne Kündigung, er müsse mich erst fragen. Meier ist ganz still und bescheiden geblieben (sonst gar nicht seine Art), er müsse eben weg, aber er hätte gerne sein Restgehalt als Reisegeld … Schließlich hat die Backs sich auch aufs Bitten verlegt, Meier müsse weg, er wäre ihr Freund nicht mehr, aber er müsse weg, sonst geschehe ein Unglück … Und Studmann hat nicht weiter fragen mögen, er hat an eine Liebes- und Eifersuchtsgeschichte geglaubt, hat schließlich, weil er wußte, ich war Meier gerne los, eingewilligt, und die beiden sind abmarschiert …«
    »In diesem Falle hat sich Studmann nicht sehr klug benommen. Eifersucht, die durch Fenster schießt, gibt es hier bei uns nicht. Und, wenn ich dich recht verstanden habe, hat Meier gerufen: ›Er will mich wieder totschießen‹ –?«
    »Ja, so hat Studmann es mir erzählt …«
    »Wieder totschießen – der Unbekannte hat es schon einmal versucht. Und dies geschah nach der Nacht, in der Weio mit einem unbekannten Mann ins Inspektorenhaus ging …«
    Es war ganz still. Keines von den beiden Eheleuten wagte ein Wort von dem laut werden zu lassen, was es fürchtete. Als könne es durch Sprechen Gestalt annehmen, wahr werden …
    Langsam sah dann der Rittmeister hoch, sah in die schwimmenden Augen der Frau. »Wir haben immer Unglück, Eva. Uns gelingt nichts …«
    »Verlier den Mut nicht, Achim … Vorläufig sind alles nur Befürchtungen. Laß mich machen, ich erfahre es schon. Kümmre du dich um gar nichts. Ich verspreche dir, ich erzähle dir alles, auch wenn es das Schlimmste ist, ich werde dich doch nicht belügen …«
    »Gut«, sagte er. »Ich will ruhig warten.« Und nach kurzem Überlegen: »Wenn du Studmann einweihen würdest –? Studmann ist die Diskretion selbst.«
    »Vielleicht«, sagte sie. »Ich muß einmal sehen. Je weniger von der Sache etwas wissen, um so besser. Aber vielleicht brauche ich ihn …«
    Er dehnte sich etwas. »Ach, Eva«, sagte er, bereits sehr erleichtert (es war ihm schon so, als hätte er nur böse geträumt), »du weißt gar nicht, wie glücklich ich bin, einen wirklichen Freund hier zu haben!«
    »Doch, doch«, sagte sie ernst. »Ich weiß schon. Ich dachte ja auch …« Aber sie brach ab. Sie hatte sagen wollen, daß sie auch geglaubt hatte, in der Tochter eine Freundin zu haben, die sie nun verloren hatte – aber sie sagte es nicht. »Entschuldige mich einen Augenblick«, meinte sie statt dessen. »Ich will nur mal nach Violet sehen.«
    »Sei nicht hart mit ihr«, bat er. »Das Kind wird schon ganz blaß.«

4
    Da gehen sie nun also, die beiden. Gehen den Weg zum Walde! Es ist ein richtiger Landweg, der von Städtern nichts weiß (und nichts lieben die Städter mehr, als was von ihnen nichts wissen will) – er führt in den Wald, der Weg, und in dem Wald weit drinnen liegen die Krebsteiche, tiefe, kühle, klare Teiche – oh, herrlich!
    »Haben Sie eben den Rittmeister mit Familie auf der Veranda gesehen?« fragt Pagel. »Wie finden Sie eigentlich das gnädige Fräulein?«
    »Und Sie –?« fragt Studmann lächelnd dagegen.
    »Sehr jung«, erklärt Pagel. »Ich weiß nicht, Studmann, ich muß mich doch gewaltig verändert haben. Hier das Fräulein von Prackwitz, und dann die Sophie, die mit uns herfuhr, und die Amanda

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