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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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nächste ist der Rittmeister!« – »Der Rittmeister? Du spinnst ja! Der nächste ist der Förster Kniebusch!« – »Grade der Rittmeister – jetzt soll doch wieder ein Putsch kommen, und wenn wo Waffen vergraben sind, dann ist das hier bei uns!« – »Aber der mit dem Eierkopf nennt den Rittmeister ja du!« – »Das ist ja grade ihre Schlauheit, das hat der alte Geheimrat sich ausgedacht, wie sie uns mit der Landwirtschaft verblenden, so verblenden sie den Rittmeister mit dem Du!«
     
    »Da gehen sie!« sagte auch Amanda Backs und sah den beiden nach. Aber die hatten sie nicht gesehen. »Was sagst du denn zu ihnen, Minna?«
    »Das kann ich noch nicht wissen, Amanda«, sagte die schwarze Minna vorsichtig. »Aber vom Reinmachen versteht der Große alles! Wie der ein Bett macht, da möchte man sich gleich drin wälzen …«
    »Und der Junge –?«
    »Du siehst natürlich nur den Jungen, Amanda«, sagte die schwarze Minna mit frommem Augenverdrehen. »Denkst du denn gar nicht mehr an deinen Meier –? Wo du doch sogar in der Abendandacht für ihn aufgestanden bist, Amanda, und hast mit dem Finger auf mich gezeigt! Er hat ihn dir doch weggebracht!«
    »Ja, Gott sei Dank, das hat er!« sagte Amanda. Aber es klang sehr trübsinnig. »Was machst du heute nachmittag?«
    Die schwarze Minna war plötzlich verdrossen. »Was soll ich machen? Ich muß zu meinen Blagen. Die stecken mir sicher noch mal das Dach überm Kopf an, jetzt, wo ich den halben Tag weg bin mit dem Reinmachen auf dem Büro und in den Zimmern!«
    »Sei froh, daß du deine Blagen hast«, sagte Amanda Backs. »Manchmal denk ich, es wär auch für mich das beste, ich hätte eines von ihm.«
    Die schwarze Minna war empört: »Pfui, wie du so was sagen kannst, Amanda, du als unverheiratetes Mädchen! Und dabei guckst du schon wieder ’nem andern jungen Mann nach! Ich verstehe ja, daß man sündigt, aber man muß doch seine Sünden bereuen, Amanda –!«
    »Ach, halt den Sabbel!« sagte Amanda ärgerlich und ging fort, auch den Weg nach dem Walde entlang, wie die schwarze Minna mit tiefer Befriedigung sah.
     
    »Da gehen sie«, sagte auch Jutta von Kuckhoff zu ihrer Freundin Belinde von Teschow. »Herr von Teschow schimpft ja – aber ich finde doch, namentlich der ältere sieht wirklich vornehm aus. Was ist das für ein Adel, die Studmanns – alt oder jung? Weißt du es, Belinde?«
    Frau von Teschow spähte eifrig aus dem Fenster nach den sich entfernenden Gestalten. »Sie tragen Päckchen unter dem Arm – es ist wohl Badezeug. Heute vormittag haben sie für den Gottesdienst keine Zeit gehabt, aber zum Baden haben sie Zeit. Und du redest von vornehm, Jutta!«
    »Recht hast du, Belinde! Es muß ganz junger Adel sein, unsere Ahnen haben sicher nie gebadet. Ich habe mal bei den Quitzows in Schloß Friesack eine alte Waschschüssel gesehen – so was stellst du heute deinem Kanarienvogel in sein Bauer.«
    »Horst-Heinz sagt, er kann den Pachtvertrag sofort lösen, jetzt ist kein einziger Landwirt mehr auf dem Hof!«
    »Er will wohl den kleinen Meier wiederhaben? Amandas Ringe um die Augen werden immer dunkler.«
    »Da geht sie, denselben Weg!«
    »Wer?«
    »Die Amanda! Aber wenn sich jetzt wieder etwas anspinnt – tüchtig hin, tüchtig her –, muß sie weg!«
    »Und was ist das mit Fräulein Kowalewski?« fragte Fräulein von Kuckhoff träumerisch. »Wo ein Aas ist, sammeln sich die Fliegen!«
    »Im selben Abteil sollen sie gefahren sein«, antwortete Frau Belinde eifrig. »Und wenn sie nachher auch beim Kutscher auf dem Bock gesessen hat, sie sollen ganz vertraut miteinander gesprochen haben! Und die Eltern Kowalewski haben am Tage vorher noch nichts von ihrem Besuch gewußt – plötzlich kam ein Telegramm – und, Jutta, als dies Telegramm abgesandt wurde, war mein Schwiegersohn schon in der Stadt.«
    »Sie soll ja angezogen sein wie eine Kokotte! Büstenhalter aus lauter Spitzen …«
    »Büstenhalter …! Sage nur dies unanständige Wort nicht, Jutta! Als ich jung war, trugen solche Mädchen Korsetts aus Drillich, abwechselnd eine Stange aus Fischbein und eine Stange aus Stahl – das war wie ein Panzer, Jutta. Panzer, das ist sittlich – aber Spitzen, das ist unsittlich …«
     
    »Da gehen sie«, sagte auch der Rittmeister, der mit Frau und Tochter beim Kaffee auf der Veranda saß. »Gut sehen sie aus. Ganz was anderes als diese Mißgeburt, der Meier!«
    »Sie gehen zum Baden«, sagte Frau von Prackwitz.
    »Sie werden schon rechtzeitig zum

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