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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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nichts, wenn er den Kladderadatsch hier sieht! Nee, das lassen Sie man die gnädige Frau mit der Zeit in Ordnung bringen. – Aber, Herr Pagel«, sagte sie fast weinend, »daß Sie mir zumuten, ich muß hier meine schönen Sachen stehen- und liegenlassen, und nachher geht irgendein Weibsbild wie die schwarze Minna daran und wühlt alles durch, und womöglich zieht sie sich noch meine schöne Wäsche auf ihren dreckigen Leib …«
    »Ach, machen Sie sich doch wegen der Sachen keine Sorgen, Amanda!« sagte Pagel zerstreut. »Sachen kann man sich doch immer wieder kaufen …«
    »So –?« fragte Amanda empört. »Sie können sich vielleicht immerzu neues Zeug kaufen, ich nicht! Und wie man sich da freut, wenn man ein Extrapaar seidene Strümpfe für besondere Gelegenheiten im Schrank hat, davon haben Sie eben gar keine Ahnung! Aber das sage ich Ihnen, wenn der alte Kracher mir die Sachen nicht auf der Stelle mit Fracht zuschickt, dann fahre ich persönlich hierher, und dann sage ich ihm so Bescheid –«
    »Amanda, nur noch drei Minuten!«
    »So, nur noch drei Minuten –? Und das sagen Sie mir so ganz einfach! Und wie ist es denn mit meinem Gehalt –? Jawoll, Herr Pagel, an alle haben Sie gedacht, aber daß ich auch ganz gerne für meine Arbeit was kriege, das haben Sie die letzten Monate völlig vergessen. Aber wir leiden ja nicht an derselben Krankheit, Herr Pagel! Wenn Sie in Geldsachen doof sind, brauche ich es nicht zu sein, und ich verlange meine drei Monate rückständiges Gehalt mit Quittung, alleswie sich’s gehört – und in Ihr Kassenbuch schreiben Sie es auch noch ein! Ich will, daß alles seine Richtigkeit hat.«
    »Ach, Amanda!« seufzte Pagel. Aber er tat doch, was sie wollte.
    Dann schloß er zum letztenmal seine Bürotür ab und warf den Schlüssel in den kleinen blechernen Türbriefkasten, daß es klapperte. Und nun eilten sie, ihre Koffer in der Hand, durch die stockdunkle Nacht aus dem Dorf hinaus. Da und dort und dort, in fast allen Häusern brannte noch Licht – es mochte nun ziemlich nahe an neun Uhr sein. Neulohe wartete mit Spannung auf die Ankunft des Geheimrats.
    »Achtung!« sagte Pagel und zog Amanda in eine dunkle Ecke.
    Die Dorfstraße entlang kam jemand gegangen, und sie standen ängstlich wie wirkliche Verbrecher in der Dunkelheit und liefen erst wieder weiter, als sie eine Haustür hinter dem nächtlichen Wanderer hatten zuschlagen hören.
    Nun kamen sie an der Villa vorüber, dunkel lag sie im Dunkel. Aber jetzt wurde der schwache Lichtschein des Wagens sichtbar, der mit abgeblendeten Lampen am Walde hielt.
    »Acht Minuten Verspätung!« knurrte der Dicke. »Wenn ich eine Ahnung gehabt hätte, wo ich mit ihr bleiben könnte, wäre ich abgehauen! – Du, Mädchen, setze dich neben sie, und das sage ich dir, wenn du zu schnattern anfängst, gibt’s was auf den Schnabel. – Kommen Sie, junger Mann, wir müssen schon die Klappsitze nehmen.«
    Damit machte er die Wagentür auf. Der Augenblick war gekommen – und nichts geschah. Etwas Dunkles regte sich in der Wagenecke, aber der Dicke sagte bloß: »Rühr dich nicht. Schlaf weiter.« Und das Dunkle bewegte sich nicht mehr.
    »Los!« rief der Kriminalist zum Chauffeur. »Was haste, was kannste nach Frankfurt. Der junge Mann gibt Ihnen auch ein Trinkgeld, wenn wir bis elf da sind.«
    Der Wagen schoß in die Nacht. Wieder glitt die Villa vorüber,dann kamen die Lichter der Leutehäuser. Pagel sah angestrengt nach dem Beamtenhaus, aber es war im Dunkel nicht zu erkennen. Nun noch das Schloß …
    »Da ist Licht!« rief Amanda aufgeregt. »Die schwarze Minna wartet auf mich. Na, wie die mit dem Geheimrat allein zurechtkommen wird heute abend …«
    »Schnabel!« sagte der Dicke, aber es klang nicht bösartig. »Sie dürfen ruhig rauchen, junger Mann. Es stört – sie nicht. Ich rauche auch.«
    Und nach einer Weile entschloß sich Pagel wirklich dazu.
    Kurz vor der Kreisstadt hätten sie beinahe noch einen Unfall gehabt, beinahe wären sie in einen Kutschwagen hineingefahren. Das kam aber nur daher, daß der Kutscher Hartig die Pferde gehen ließ, wie sie wollten, weil er nämlich mit seinem Kopf immer hinten beim Geheimrat war. Der hatte seinen Schädel aus dem Fenster der »Zu-Bombe« gesteckt und erfuhr so schon unterwegs einiges von den tollen Dingen, die sich daheim begeben hatten.
    »Das war der Geheimrat«, erklärte Pagel, als das wütende Geschimpf von Herrn und Kutscher hinter ihnen verklungen war.
    »Na ja«, sagte der Dicke

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