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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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noch einen Blick durch das Büro, ehe er das Licht ausschaltete, er sah den Geldschrank an mit seinen Arabesken, das rohe Aktenregal mit Reichsgesetzblatt und Kreisblatt. Die Schreibmaschine war zugedeckt, er hatte noch so manchen Brief an seine Mutter darauf geschrieben – für Petra.
    Morgen fliege ich, dachte Pagel mutlos. Es ist eigentlich kein schöner Schluß – im ganzen habe ich meine Arbeit ja doch gerne getan. Es wäre netter, wenn hier morgen jemand stünde und sagte: Danke schön, Herr Pagel, Sie haben Ihre Sache gut gemacht! Statt dessen wird der Geheimrat nach Polizei und Gericht schreien!
    Er schaltete aus, schloß ab, steckte den Schlüssel in die Tasche und ging durch den stockdunklen Abend zur Villa hinüber. Für ausgangs November war die Luft heute abend merkwürdig warm. Auch wehte keine Spur von Wind, nur war alles sehr feucht.
    »Grippewetter!« sagte Pagel. Der Doktor hatte ihm erzählt,die Leute stürben wie die Fliegen, Junge wie Alte. Zu lange unterernährt, erst der Krieg, dann diese Inflation … Arme Luder, dachte Pagel. Ob es nun wirklich besser wird mit dem neuen Geld –?!
    In der Villa wartete Amanda schon mit dem Essen und mit tausend Klatschereien, die sie von den Weibern gehört hatte. »Denken Sie, Herr Pagel, was die sich jetzt ausgedacht haben! Sie sollen mit der Sophie unter einer Decke gesteckt haben – und daß der Förster grade bei Ihnen gestorben ist, das haben Sie nur gemacht, damit er nicht reden kann.«
    »Ach, Amanda«, sagte Pagel gelangweilt. »All das ist so dumm und dreckig. Wissen Sie nicht irgend etwas Nettes, sagen wir, aus Ihrer Jugend, was Sie mir mal erzählen könnten?«
    »Was Nettes –? Aus meiner Jugend?« fragte Amanda ganz verblüfft, und grade wollte sie loslegen und ihm erzählen, was mit ihrer Jugend los gewesen war …
    Da ging die Klingel der Villa – und über ihren Abendbrottellern sahen sich die beiden an wie ertappte Verbrecher.
    »Das kann doch noch nicht der Geheimrat sein?« flüsterte Amanda.
    »Unsinn!« sagte Pagel. »Es ist kaum halb acht – es wird irgendwas im Stall los sein. Machen Sie auf, Amanda.«
    Aber er hielt es dann doch nicht aus und ging ihr nach und kam grade zurecht, als die heftig protestierende Amanda von einem Mann beiseite geschoben wurde. Der vierschrötige Mann hatte einen steifen, schwarzen Hut auf, er hatte einen Kopf wie ein Stier – und nun traf der Blick, kalt, eisig, unvergeßbar, den jungen Pagel.
    »Ich habe ein Wort mit Ihnen zu reden«, sagte der dicke Kriminalist. »Aber schicken Sie dies Frauenzimmer weg. Halt den Schnabel, du Schnattergans!«
    Und auf der Stelle schwieg Amanda.
    »Warten Sie auf der Diele, Amanda«, bat Pagel. »Kommen Sie bitte.« Und er ging, mit starkem Herzklopfen, dem Mann voran in das Eßzimmer.
    Der Mann schoß einen Blick auf den Tisch mit den zweiGedecken, dann sah er Pagel an. »Ist das da draußen Ihre Geliebte?« fragte er.
    »Nein«, sagte Pagel. »Das war die Freundin von Inspektor Meier. Aber es ist ein gutes Mädchen.«
    »Auch ein Schwein, das ich noch erwischen möchte«, sprach der Dicke und setzte sich an den Tisch. »Halten Sie sich nicht mit Decken auf, ich bin hungrig und muß gleich weiter. Erzählen Sie mir, was hier los ist, warum Ihre Gnädige fort ist, warum Sie hier in der Villa wohnen – alles. Klar, kurz, bündig.«
    Der dicke Mann aß, wie er war: hart, ohne Zusehen, eilig, gierig. Pagel erzählte, als müßte es so sein …
    »Also hat sie schließlich doch schlappgemacht, Ihre Gnädige, hätte ich mir ja denken müssen!« sagte der Dicke. »Geben Sie mir jetzt eine Zigarre. Haben Sie gemerkt, daß ich das war, der Sie heute nachmittag anrief?«
    »Ich dachte es«, sagte Pagel. »Und –?«
    »Und Sie sitzen nun selbst hier im Schlamassel? Zeigen Sie mir mal die beiden Wische von Ihrer Gnädigen.«
    Pagel tat es.
    Der Dicke las sie. »In Ordnung«, sagte er. »Sie haben nur vergessen, sich auch wegen der Verkäufe
nach
der Abreise von der Gnädigen sicherzustellen.«
    »Verdammt!« sagte Pagel.
    »Macht nichts«, sagte der Kriminalist. »Sie können das nachholen.«
    »Aber der Geheimrat kommt schon heute abend.«
    »Sie werden den Geheimrat nicht mehr sehen. Sie fahren heute abend nach Berlin, lassen Sie sich heute nacht noch von der Gnädigen aufschreiben, daß sie auch mit den letzten Verkäufen einverstanden ist. Heute nacht noch. Versprechen Sie mir das? Sie sind leichtsinnig in solchen Dingen!«
    »Sie haben Nachrichten von Fräulein

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